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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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wiederzuholen, wenn die Luft rein wäre. Ausgezeichnet, Mr. Holmes – das ist besser als Ihre Idee mit der Täuschung.«
    »Durchaus; Sie haben da eine bewundernswerte Theorie. Ich hege keinen Zweifel, daß meine eigenen Ideen ziemlich wüst waren, aber Sie müssen zugeben, daß sie immerhin zur Auffindung des Silbers geführt haben.«
    »Ja, Sir; ja. Das kommt alleine Ihnen zu. Aber ich habe einen üblen Rückschlag erlitten.«
    »Einen Rückschlag?«
    »Ja, Mr. Holmes. Die Randall-Bande ist heute morgen in New York verhaftet worden.«
    »Du liebe Zeit, Hopkins. Das spricht in der Tat ziemlich gegen Ihre Theorie, daß sie gestern nacht in Kent einen Mord verübt haben.«
    »Es ist fatal, Mr. Holmes, absolut fatal. Es gibt freilich noch andere Dreierbanden außer den Randalls; oder es könnte sich um eine neue Bande handeln, von der die Polizei noch nichts gehört hat.«
    »Durchaus; absolut möglich. Was – Sie gehen schon?«
    »Ja, Mr. Holmes; ich habe keine Ruhe, bis ich dieser Sache auf den Grund gekommen bin. Ich nehme an, Sie können mir keinen Hinweis geben?«
    »Einen habe ich Ihnen gegeben.«
    »Welchen?«
    »Nun, ich habe auf ein Täuschungsmanöver hingewiesen.«
    »Aber warum, Mr. Holmes, warum?«
    »Ah, das ist natürlich die Frage. Aber ich lege Ihnen diese Idee ans Herz. Womöglich kommen Sie darauf, daß etwas daran ist. Sie wollen nicht zum Abendessen hierbleiben? Nun, Good-bye, und lassen Sie uns wissen, wie Sie vorankommen.«
    Erst nachdem das Abendessen vom Tisch geräumt war, kam Holmes wieder auf die Sache zu sprechen. Er hatte seine Pfeife angezündet und saß in Pantoffeln vor dem fröhlich flackernden Kaminfeuer. Plötzlich sah er auf seine Uhr.
    »Ich erwarte Neuigkeiten, Watson.«
    »Wann?«
    »Jetzt – in den nächsten Minuten. Ich möchte meinen, Sie denken, ich hätte Stanley Hopkins eben ziemlich schlecht behandelt?«
    »Ich verlasse mich auf Ihr Urteil.«
    »Eine sehr verständige Replik, Watson. Betrachten Sie die Sache einmal so: Was ich weiß, ist inoffiziell; was er weiß, ist offiziell. Ich habe das Recht, mir ein persönliches Urteil zu bilden, er aber hat das nicht. Wenn er etwas verschweigt, wird er zum Verräter an seinem Amt. In einem zweifelhaften Fall würde ich ihn nicht in eine so peinliche Lage bringen, und daher halte ich mein Wissen zurück, bis ich mir selbst über den Fall im klaren bin.«
    »Aber wann wird das sein?«
    »Die Zeit ist gekommen. Sie werden jetzt der letzten Szene eines bemerkenswerten kleinen Dramas beiwohnen.«
    Von der Treppe kam ein Geräusch, und dann ging unsere Tür auf: Nie ist ein prächtigeres Mannsbild über unsere Schwelle getreten. Ein sehr großer junger Mann mit blondem Schnauzbart, blauen Augen und einer Haut, die von der Tropensonne verbrannt war; sein federnder Gang verriet, daß die mächtige Gestalt ebenso agil wie kräftig war. Er machte die Tür hinter sich zu und blieb dann mit geballten Fäusten und schwer atmend stehen, als müsse er irgendeine überwältigende Erregung meistern.
    »Nehmen Sie Platz, Captain Croker. Sie haben mein Telegramm bekommen?«
    Unser Besucher sank in einen Lehnstuhl und sah uns fragend an.
    »Ich habe Ihr Telegramm bekommen, und ich habe mich zu der bezeichneten Stunde eingefunden. Ich hörte, daß Sie unten in unserem Büro waren. Ausweichen konnte ich Ihnen nicht. Ich bin auf das Schlimmste gefaßt. Was haben Sie mit mir vor? Mich verhaften? Nur heraus damit, Mann! Sitzen Sie nicht einfach da und spielen Katz und Maus mit mir!«
    »Geben Sie ihm eine Zigarre«, sagte Holmes. »Beißen Sie darauf, Captain Croker, und lassen Sie sich nicht von Ihrer Nervosität hinreißen. Ich würde hier nicht mit Ihnen sitzen und rauchen, wenn ich Sie für einen gewöhnlichen Kriminellen hielte, darauf können Sie sich verlassen. Seien Sie offen zu mir, dann können wir etwas erreichen. Hintergehen Sie mich, dann werde ich Sie vernichten.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Daß Sie mir einen wahren Bericht von dem geben, was gestern nacht in Abbey Grange passiert ist – einen
wahren
Bericht, hören Sie, ohne daß Sie etwas hinzufügen oder weglassen. Ich weiß bereits so viel, daß ich, wenn Sie auch nur einen Zoll von der Wahrheit abweichen, augenblicklich ans Fenster gehen, die Polizei herbeipfeifen und die Sache ein für allemal aus der Hand geben werde.«
    Der Seemann dachte ein wenig nach.
    »Ich will’s darauf ankommen lassen«, rief er. »Ich glaube, Sie sind ein Mann, der zu seinem Wort steht, und ein

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