Die Rückkehr des Sherlock Holmes
haben Sie das her?« ächzte er. »Ich – ich dachte, ich hätte es im Hotel verloren.«
»Das genügt«, sagte Hopkins streng. »Was auch immer Sie zu sagen haben, müssen Sie vor Gericht sagen. Sie werden mich jetzt zur Wache begleiten. Nun, Mr. Holmes, ich bin Ihnen und Ihrem Freund sehr zu Dank verpflichtet, daß Sie mir zu Hilfe gekommen sind. Wie sich jetzt herausstellt, war Ihre Anwesenheit gar nicht erforderlich; ich hätte den Fall auch ohne Sie zu diesem erfolgreichen Abschluß geführt. Gleichwohl bin ich Ihnen sehr dankbar. Im Brambletye Hotel sind Zimmer für Sie reserviert, wir können also zusammen ins Dorf gehen.«
»Nun, Watson, was halten Sie davon?« fragte Holmes, als wir am nächsten Morgen zurückfuhren.
»Ich merke, daß Sie nicht zufrieden sind.«
»Doch doch, mein lieber Watson, ich bin vollkommen zufrieden. Zugleich empfehlen sich mir Stanley Hopkins’ Methoden nicht gerade. Ich bin von Stanley Hopkins enttäuscht. Ich hatte mir Besseres von ihm erwartet. Man sollte doch immer nach einer möglichen Alternative suchen und sich dagegen sichern. Das ist die erste Regel jeder kriminalistischen Untersuchung.«
»Und welches ist dann die Alternative?«
»Der Weg der Untersuchung, den ich selbst eingeschlagen habe. Er mag zu nichts fuhren; das kann ich nicht absehen. Zumindest aber werde ich ihn bis zum Ende verfolgen.«
In Baker Street warteten mehrere Briefe auf Holmes. Er ergriff einen davon, riß ihn auf und brach in ein triumphierendes Kichern aus.
»Ausgezeichnet, Watson. Die Alternative entwickelt sich. Haben Sie Depeschenformulare da? Schreiben Sie mir doch bitte ein paar Telegramme: ›Sumner, Schiffsagent, Ratcliff Highway. Schicken Sie morgen zehn Uhr drei Männer vorbei. – Basil.‹ So nenne ich mich in diesen Kreisen. Das andere lautet: ›Inspektor Stanley Hopkins, 46 Lord Street, Brixton. Kommen Sie morgen halbzehn zum Frühstück. Wichtig. Telegraphieren Sie, falls Kommen unmöglich. – Sherlock Holmes.‹ Tja, Watson, dieser teuflische Fall verfolgt mich nun seit zehn Tagen. Ich verbanne ihn hiermit vollständig aus meiner Gegenwart. Ich hoffe, daß wir morgen zum allerletzten Mal davon hören werden.«
Inspektor Stanley Hopkins erschien pünktlich auf die Minute, und wir setzten uns an das vortreffliche Frühstück, das Mrs. Hudson zubereitet hatte. Der junge Polizist war über seinen Erfolg in der besten Laune.
»Sie sind wirklich der Meinung, daß Ihre Lösung richtig sein muß?« fragte Holmes.
»Einen besser abgeschlossenen Fall könnte ich mir nicht vorstellen.«
»Mir schien die Sache nicht überzeugend.«
»Sie erstaunen mich, Mr. Holmes. Was kann man noch mehr verlangen?«
»Deckt Ihre Erklärung jeden Punkt?«
»Zweifellos. Der junge Neligan traf genau am Tage des Verbrechens im Brambletye Hotel ein. Er kam unter dem Vorwand, Golf spielen zu wollen. Sein Zimmer lag im Erdgeschoß, und er konnte nach Belieben ein-und ausgehen. Noch in derselben Nacht ging er nach Woodman’s Lee, suchte Peter Carey in seiner Hütte auf, stritt mit ihm und tötete ihn mit der Harpune. Entsetzt über seine Tat, floh er sodann aus der Hütte, wobei er das Notizbuch fallenließ, das er mitgebracht hatte, um Peter Carey wegen dieser verschiedenen Wertpapiere zu befragen. Sie haben vielleicht bemerkt, daß einige davon abgehakt waren, und andere – die meisten – nicht. Die abgehakten sind auf dem Londoner Markt aufgespürt worden; die anderen aber befanden sich vermutlich noch in Careys Besitz, und der junge Neligan wollte sie, wie er selbst zugibt, unbedingt wiedererlangen, um die Gläubiger seines Vaters zu befriedigen. Nach seiner Flucht wagte er es eine Zeitlang nicht, sich der Hütte zu nähern; schließlich aber rang er sich dazu durch, um sich die benötigten Informationen zu verschaffen. Ist das alles denn nicht ganz einfach und offensichtlich?«
Holmes lächelte und schüttelte den Kopf.
»Es scheint mir nur einen Nachteil zu haben, Hopkins, und zwar den, daß es eigentlich unmöglich ist. Haben Sie schon einmal versucht, eine Harpune durch einen Körper zu treiben? Nicht? Tz, tz, mein lieber Sir, solchen Details müssen Sie aber wirklich Aufmerksamkeit zollen. Mein Freund Watson könnte Ihnen sagen, daß ich einen ganzen Vormittag mit dieser Übung verbracht habe. Es ist gar nicht so einfach und erfordert einen kräftigen und geübten Arm. Doch dieser Hieb wurde mit solcher Gewalt ausgeführt, daß die Spitze der Waffe sich tief in die Wand gebohrt hat. Können
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