Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Absicht, sich allein und wehrlos in die Fänge der Sonnengefolgschaft zu begeben, sie entsetzt, und sie hatte versucht, ihn daran zu hindern, indem sie in seinen Verstand eindrang, von ihm Besitz ergriff. Dieser Beweis für ihre eigene Fähigkeit, Böses zu tun, hätte das Band zwischen ihnen zerstören können. Aber als sie endlich allein waren, hatte sich gezeigt, dass er ihr nichts übel nahm, sondern ihr mühelos verzieh. Und dann hatte er sie hierher zum Glimmermere-See gebracht, um ihr zu helfen, sich selbst zu verzeihen. Sie würde diese Erinnerung mit sich nehmen, wenn sie einmal mehr in den Bergsee eintauchen und versuchen würde, ihre Verzweiflung von sich abzuwaschen.
Rühr ihn nicht an! Rühr keinen von uns an!
Sie hatte die Zerstörung der Welt riskiert, um den Stab des Gesetzes wiederzuerlangen, hatte nach einer Chance gesucht, ihren Sohn zu befreien. Und doch hatte keine ihrer Taten, keine Entscheidung und kein Risiko sie ihren Lieben auch nur um einen Deut weit näher gebracht. Sie hatte über Jahre und Jahre hinweg versucht, Jeremiah von seiner krankhaften Dissoziation zu heilen. Aber normal geworden war er ohne ihre Hilfe, während Lord Foul ihn gefoltert hatte. Sie hatte all ihre Willenskraft und ihren ganzen Verstand aufgewandt, um die Meister zu überzeugen, und dabei nur Aneles Freiheit und Staves Freundschaft gewonnen – für die Stave mit der gewaltsamen Verstoßung durch seine Blutsverwandten gebüßt hatte. Und sie hatte die Dämondim leichtsinnigerweise in eine Gegenwart mitgebracht, in der Schwelgenstein sich nicht gegen sie verteidigen konnte.
Wie Kevins Schmutz drohten ihre Schuldgefühle, sie auszulaugen, bis sie zu schwach war, die Last ihres Lebens zu ertragen. Ohne das nährende Feuer des Stabes klammerte sie sich an ihre schönsten Erinnerungen an Covenants Liebe – und an die Chancen, die Glimmermere bot –, um nicht vom Gewicht ihrer Fehler und Irrtümer niedergedrückt zu werden.
Aber diese Erinnerungen weckten weitere. Unter vier Augen hatte Covenant ihr von der Zeit erzählt, als er in Bhrathairealm der hilflose Gefangene von Kasreyn von dem Wirbel gewesen war. Dort hatte der Thaumaturg ihm den Wert und die Kraft von Weißgold geschildert – desselben Rings, der jetzt nutzlos an einer Kette an ihrem Hals hing. In einer fehlerhaften Welt, hatte Kasreyn ihm erklärt, kann Reinheit nicht überdauern. Deshalb bin ich gezwungen, in jedes meiner Werke einen kleinen Defekt einzubauen, sonst gäbe es gar kein Werk. Aber Weißgold war eine Legierung, seinem Wesen nach unrein. Seine Unvollkommenheit ist das Paradoxon, aus dem die Erde besteht, und mit ihm kann ein Meister vollkommene Werke erschaffen, ohne irgendetwas befürchten zu müssen.
Ein Defekt in Kasreyns Werken hatte es der Sandgorgone Nom ermöglicht, aus dem Schrecken der Sandgorgonen zu entkommen. Ohne sie wäre es Covenant, Linden und den Überlebenden der Suche wahrscheinlich nicht gelungen, Schwelgenstein zu erstürmen, die Sonnengefolgschaft zu besiegen und das Sonnenfeuer zu löschen. Aber das war nicht der springende Punkt, auf den Covenant abgezielt hatte. Viele Jahrhunderte zuvor hatte sein Freund Mhoram ihm erklärt: Du bist das weiße Gold. Und im Sonnenfeuer war Covenant selbst zu einer Art Legierung geworden, die wilde Magie und die Gehässigkeit des Verächters vereinte und dadurch zu perfekter Machtausübung imstande war.
Damals hatte Covenant ihr begreiflich machen wollen, weshalb er seinen Ring nie wieder benutzen würde. Er selbst war zu gefährlich geworden; als Mensch traute er sich nicht zu, eine andere Perfektion als die des Zerstörenden zu erreichen. Mit der ihm eigenen strengen Sanftheit hatte er versucht, sie darauf vorzubereiten, dass er sich später Lord Foul ergeben würde.
Aber jetzt vermutete Linden, seine vor dreieinhalb Jahrtausenden gesprochenen Worte könnten sein unerwartetes Auftauchen erklären. Er war durch den Tod verwandelt worden: Lord Fouls Gehässigkeit war fortgebrannt und hatte Covenants Geist rein zurückgelassen. So war er vielleicht zu einem perfekten höheren Wesen geworden ...
... das wilde Magie benutzen konnte, ohne irgendetwas befürchten zu müssen.
Traf diese Vermutung zu, war er gekommen, um sich seinen Ring zu holen. Er würde das Werkzeug seiner Macht brauchen, um die Beschränkungen zu überwinden, die seine Vereinigung mit dem Bogen der Zeit ihm auferlegte. Ohne den Ring war er nur zu Tricks imstande, wie er sie nannte.
Aber wieso ...? Linden spürte
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