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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Gegenwart schien in den Adern zwischen den Wurzeln des Massivs wie ein Puls zu pochen.
    Als sie ihre Aufmerksamkeit dem Fels zuwandte, merkte sie jedoch, dass sie sich geirrt hatte – nicht in Bezug auf die relative Wärme des Gesteins, sondern auf seinen Puls. Das Pochen unter ihren Händen und Knien war nicht der Rhythmus des Herzschlags des Melenkurion Himmelswehrs, sondern ein durch Spannungen verursachtes Beben, langsames tektonischer Mahlen, aufgrund großer Entfernungen kaum mehr zu spüren. Irgendwo tief unter dem Plateau und dem gewaltigen Gipfelaufbau entdeckten Lindens Sinne die ersten schwachen Anzeichen einer Umwälzung, die alles dramatisch verändern würde.
    Dieses Gefühl erinnerte sie an die Schäden, die sie bei ihrer ersten Ankunft in dem Land vom Kevinsblick aus wahrgenommen hatte. Aber das hiesige Beben war keine Folge absichtlicher Beschädigungen oder unnatürlicher Kräfte. Stattdessen war es ein Ausdruck innerer Bedürfnisse der Erde: so natürlich wie die Atmung der Welt und mit der Kraft eines Hurrikans.
    Ihren Stab in Händen rappelte Linden sich auf. Als Covenant und Jeremiah sich nach ihr umdrehten, verkündete sie mit schwankender Stimme: »Hier wird es ein Erdbeben geben.«
    Covenant nickte unbekümmert: »Ja, ich weiß. Und es wird massiv sein. Es wird den Himmelswehr von oben bis unten spalten. Wo wir jetzt stehen, wird sich eine Spalte bilden, die bis zum Schwarzen Fluss hinunterreicht – über zwölfhundert Meter tief. Kommt Damelon später hierher, wird er sie die Riesenklamm nennen. Und der Berg wird zwei Gipfel haben. Das Erdbeben wird ihn entlang einem Riss im Fels spalten. Dieser Doppelgipfel wird aussehen, als habe jemand zwei Berge zusammengeschoben. Niemand im Land wird etwas davon ahnen. Außer Wildholz, versteht sich, und dem ist es egal. Sobald die Erdwurzel aufgefüllt ist, fließt das Wasser wieder normal. Also ist er nicht betroffen.« Covenant zuckte mit den Schultern. »Oh, klar, das Beben wird zu spüren sein. Sogar bis nach Doriendor Korischew. Aber dieses Gebiet ist so abgelegen ... Niemand wird mitbekommen, dass das Erdbeben sich hier eignet und wie es den Berg verändert hat. Kreuzt Damelon hier auf, wird er glauben, der Gipfel des Melenkurion Himmelswehrs sei schon immer gespalten gewesen.
    Aber das alles passiert erst in vielen Jahren. Frühestens in einem Jahrzehnt. Uns braucht das keine Sorgen zu machen.«
    »Also gut.« Linden prüfte ihre Wahrnehmungen mit ihrem Gesundheitssinn und stellte fest, dass sie ihm glaubte. Auch der Theomach hatte gesagt, man könne sich dem Melenkurion Himmelswehr ungefährdet annähern – jedenfalls weniger gefährdet als später, wenn Hoch-Lord Damelon versuchen würde, die Geheimnisse des Massivs zu ergründen. Vorläufig hielt der Berg. Und er würde vielleicht noch lange halten. »Das erleichtert mich«, gestand sie. »Trotzdem macht es mich etwas nervös. Jeremiah hat recht: Ohne Proviant kann ich nicht lange durchhalten.« Ohne Covenants Hilfe – oder ein Lagerfeuer – würde sie nicht einmal die Nacht auf diesem windigen Plateau überleben. Sie war erschöpft, von den durchlittenen Strapazen gezeichnet. Und sie hatte keine rechte Vorstellung davon, wie lange ein mühsamer Abstieg in die Tiefen des Himmelswehrs dauern könnte. »Darf ich annehmen, dass du den Weg zum Erdblut hinunter kennst?«
    Covenant bleckte selbstzufrieden die Zähne. »Allerdings! Es gibt sogar zwei. Aber wir werden sie nicht benutzen. Einer liegt verdammt weit von hier entfernt auf der anderen Seite des Berges. Der andere setzt voraus, dass man in die Würgerkluft hinabsteigt und dem Schwarzen Fluss stromaufwärts folgt. Was Caerroil Wildholz natürlich nicht zulassen würde. Jedenfalls sind beide Routen verdammt anstrengend. Wir würden tagelang im Dunkel herumklettern. Und du hättest weiter nichts zu essen ...« Er zuckte erneut mit den Schultern. »... obwohl wir bestimmt leicht Trinkwasser finden könnten.«
    Linden erwiderte argwöhnisch seinen Blick. »Du willst uns also dorthin versetzen?« Welchen Zweck hatte Jeremiahs Holz, wenn er es nicht für Lagerfeuer oder Fackeln brauchte?
    Covenants Grinsen wurde breiter. »Leider nicht. Das würde nicht funktionieren. Das Erdblut ist einfach zu verdammt machtvoll. Es erzeugt viel zu starke Störungen. Sobald wir in seine Nähe kommen, werde ich meine gesamte Kraft aufbieten müssen, nur um zu verhindern, dass wir beide ...« Er nickte zu Jeremiah hinüber. »... in Dampf aufgehen. Und wir

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