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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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so stark wie sie.«
    Nimm dich nur vor mir in Acht. Denk daran, dass ich tot bin.
    Tränen liefen Linden über das Gesicht. Sie konnte sie nicht zurückhalten.
    »Jeremiah, Schatz«, keuchte sie, noch immer wie bittend auf Händen und Knien liegend, »wo bist du? Ich kann nichts sehen.«
    Die mit deinem Plan verbundenen Gefahren sind mir zu groß erschienen. Deshalb habe ich dich auf einen anderen Weg gebracht.
    Aber wenn Jeremiah Portale bauen konnte, die nicht einmal von den Elohim aufgespürt werden konnten, konnte er doch bestimmt ihre Entdeckung durch Hoch-Lord Damelon verhindern? Wo lag also die Gefahr? Was hatte der Theomach gemeint? Hatte er nur nichts von Jeremiahs Talent gewusst? Oder hatte er irgendeine weniger offenkundige Gefahr vorausgesehen?
    Ich habe gesagt, dass ich die Vernichtung der Erde nicht will. Bist du klug – falls Klugheit für jemanden wie dich möglich ist –, wirst du sie ebenfalls nicht anstreben.
    Scheiß auf alle.
    Ohne Vorwarnung blühte in der Dunkelheit ein schwefliges Leuchten auf. Licht, das die Farbe und den Geruch von Schwefel hatte, leuchtete aus Covenants zur Faust geballter Halbhand. Durch ihre Tränen sah Linden Jeremiah und ihn. Sie waren nur wenige Schritte von ihr entfernt.
    Beide wirkten vor Ungeduld oder Aufregung angespannt, und hinter ihnen führte ein schnurgerader Tunnel vom Wasserfall weg in abgrundtiefe Dunkelheit. Seine Decke war so niedrig, dass Covenant sie mit ausgestrecktem Arm hätte berühren können, aber der Gang war so breit, dass zwei bis drei Leute neben dem Rinnsal, das hier zum Wasserfall floss, nebeneinander hergehen konnten. In dem rötlich-gelben Lichtschein hatte das Rinnsal die satte dunkle Farbe von venösem Blut. Und es rief, schrie, heulte förmlich von Erdkraft.
    Es war das Lebensblut der Erde. In der Höhle mit dem Wasserfall hatte es schon rein gewirkt, aber hier war es unvergleichlich reiner. Nichts, was Linden jemals mit ihrem Stab getan hatte, kam an die absolute Reinheit und Vitalität der an ihr vorbeiströmenden Flüssigkeit heran. Irgendwo jenseits von Covenant und Jeremiah lag ihr Ziel.
    »Los, komm jetzt, Linden«, sagte Covenant schroff. »Du brauchst hier nicht zu Kreuze zu kriechen. Das ist unwürdig. Und ich hab die Warterei verdammt satt.«
    Er wollte, dass sie aufstand. Sie musste aufstehen. Vielleicht hatte er die Lüge erkannt, als sie gesagt hatte: Zwischen uns ist alles klar. Das war möglich. Vielleicht erinnerte er sich gut genug an sie ...
    Warum hatten Jeremiah und er auf sie gewartet? War Covenant also doch ehrlich? Ehrlicher, als sie es gewesen war? Oder sollte sie nur Zeugin dessen sein, was er tat, im Guten wie im Bösen?
    »Schon gut«, murmelte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Lass mir einen Augenblick Zeit.« Womöglich fürchtete er, Linden könne ihn von hinten anfallen, wenn er nicht auf sie wartete; vielleicht traute er ihr das zu. Wenn sie sich ihren Verdacht zu deutlich hatte anmerken lassen ...
    Wo sie ihre Hände auch aufstützte, versuchten sie, unter ihr wegzurutschen. Linden konnte sie nicht mit ihrem Gewicht belasten, und ihre Stiefel waren glatt, als seien sie mit Öl eingelassen. Sie drohte bei jeder Bewegung auszurutschen. Aber der Stab war für Erdkraft gemacht. Als sie ihn mit einem Ende auf den Fels setzte, hielt er und konnte ihr als Anker dienen.
    Behutsam, in kleinen Etappen, kam sie auf die Beine. Ein Ausgleiten hätte genügt, um sie der Länge nach hinschlagen zu lassen, aber ihr Stab fand Halt im Fels, und sie klammerte sich daran.
    »Bist du soweit? «, knurrte Covenant. »Höllenfeuer, Linden, das ist nicht so schwierig. Ich habe es geschafft – auch ohne deinen verdammten Stab.«
    Sie ignorierte die in seinen Augen glimmende Glut; wagte nicht, seine feurige Halbhand direkt anzusehen. Stattdessen sah sie ihren Sohn an. Angesichts des Hungers, der die Farbe seiner Iris entstellte, des leidenschaftlichen Griffs, mit dem seine Halbhand den roten Rennwagen umklammerte, und seines hektisch morsenden Augenzuckens versuchte sie, das alles zu akzeptieren, und merkte, dass sie es nicht konnte.
    Wortlos, fast ohne die Lippen zu bewegen, sagte sie: Wenn ich mich irre, tut es mir leid. Versuch bitte, mir zu verzeihen.
    Dann stürzte Linden sich mit einem Satz auf ihre Gefährten: zu einem weiten Sprung über den glatten Felsboden ausgestreckt.
    In einem schwefligen Wirbel aus Bestürzung und Wut sprangen Covenant und Jeremiah zur Seite, fluchend presste Covenant sich an die Tunnelwand

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