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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zurück. Er war ihre Hoffnung, wenn sie die Menschen, die sie liebte, im Stich gelassen hatte. Auf seine eigene Weise und aus eigenen Gründen war er eine Art Gott geworden. Solange sein Geist noch existierte, konnte sie weiter glauben, der Verächter werde niemals siegen. Die Erde enthielt Mysterien, die sie nicht einmal andeutungsweise begreifen konnte. Vielleicht würde selbst Jeremiah eines Tages wieder frei sein. Solange es Thomas Covenant gab ... Er konnte ihre Freunde dazu anleiten, die Elohim aus ihrer Selbstbetrachtung aufzuscheuchen oder die Pläne Rogers und Lord Fouls auf andere Weise zu durchkreuzen. Linden straffte die schmerzenden Schultern. Sie hatte völlig versagt und war zutiefst verzweifelt gewesen – aber sie würde nie wieder an etwas zerbrechen können, weil es nichts wahrhaft Heiles mehr in ihrem Inneren gab. Starrsinnig wie die Meister stapfte sie weiter und ließ sich weder von ihrer Schwäche noch dem nahenden Tod aufhalten.
    Um sie herum wurde es allmählich Nacht, bis der alte Zorn der Bäume eine fast mit Händen greifbare Barriere zu bilden schien. Außer dem plätschernden Gemurmel des Wassers im Flussbett, dem Flüstern des Windes in den zornigen Ästen und dem unsicheren Schlurfen ihrer Schritte hörte Linden nur die eigenen unregelmäßig keuchenden Atemgeräusche. Doch dann entdeckte sie irgendwo vor sich ein kleines Licht. Halluzinierte sie? Aber das Licht gewann zunehmend an Substanz, wurde deutlicher. Bald glaubte sie, gelblich flackernde Flammen züngeln zu sehen. Doch obgleich es wie ein Irrlicht flackerte, blieb es ortsfest und warf seinen schwachen Lichtschein auf die umstehenden Bäume, die ihre kahlen Äste in den Nachthimmel reckten. Ein Feuer, erkannte Linden, ohne groß darüber zu staunen. Irgendwer hatte in diesem streng geschützten Wald ein Feuer entzündet.
    Sie hastete nicht darauf zu. Das konnte sie nicht mehr. Ihr Herzschlag beschleunigte sich nicht. Aber ihr unsicherer Schritt nahm eine gewisse Zielstrebigkeit an. Sie war nicht allein in der Würgerkluft. Und wer dieses Feuer entzündet hatte, befand sich in unmittelbarer Gefahr – mehr als Linden selbst, die außerstande gewesen wäre, ihrem schwarzen Stab auch nur die Andeutung einer Flamme zu entlocken.
    Die Entfernung konnte sie unmöglich schätzen. Ganz allmählich begann sie jedoch Einzelheiten zu unterscheiden. In einem Kreis aus Steinen brannte ein kleines Kochfeuer. Ein Topf, vielleicht aus Eisen, stand in der Glut. Und am Feuer hockte mit dem Rücken zum Fluss eine obskure Gestalt, die ab und zu den Arm ausstreckte, um den Topfinhalt mit einem Löffel oder Schöpflöffel umzurühren.
    Linden schien dem Feuer nicht näher zu kommen. Trotzdem sah sie, dass die Gestalt gegen die Winterkälte einen zerlumpten, vielfach geflickten Umhang trug. Sie sah ein zerzaustes Gewirr alter Haare, einen rundlichen Körper. Ihren abgestumpften Sinnen erschien die Gestalt weiblich.
    Dann trat sie endlich in den schwachen Feuerschein, und die Gestalt wandte sich ihr zu ... und Linden blieb abrupt stehen. Aber sie war sich ihrer eigenen Überraschung nicht bewusst. Sie schwankte weiter von Seite zu Seite, hielt unsicher das Gleichgewicht, als sei sie noch immer unterwegs. Ihre Muskeln übermittelten Körpersignale, als mache sie Schritte. Wie im Traum trugen ihre Beine und der Stab sie weiter.
    Das Feuer war klein, und der Topf verdeckte einen Teil seines Lichts. Linden blinzelte einige Sekunden lang, ehe sie die plumpen, schiefen Gesichtszüge der Frau, ihr zusammengestückeltes Gewand unter dem offenen Umhang, ihre verschiedenfarbigen Augen erkannte. Auf den ersten Blick reflektierten sie nur den Feuerschein, aber dann sah Linden, dass das linke Auge dunkelviolett leuchtete, während das rechte unverkennbar orangerot war. Die von dieser Frau ausgehende tröstliche Fürsorglichkeit identifizierte sie ebenso sicher wie ihr Aussehen: Sie war die Mahdoubt. Linden hatte sie zuletzt in Schwelgenstein gesehen – zehntausend Jahre in der Zukunft –, wo die Alte sie gewarnt hatte: Sei in der Liebe vorsichtig.
    Die Mahdoubt war hier.
    Unmöglich!
    Aber Linden scherte sich nicht um Unmöglichkeiten. Sie hatte alle erträglichen Aspekte ihrer Existenz hinter sich gelassen. Im Augenblick war die einzige für sie bedeutsame Tatsache das Kochfeuer der Mahdoubt – in Caerroil Wildholz' Revier ein Feuer! Linden, die sie anstarrte, wollte sagen: Du musst das löschen. Das Feuer. Wir sind hier in der Würgerkluft. Aber sie brachte

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