Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
gefunden hatte, der ihn zu interessieren schien, studierte er ihn kurz, warf ihn dann beiseite und setzte seine Suche fort. Als Liand und Stave Proviant auspackten und Bettzeug ausbreiteten, tauchten schließlich Bhapa und Pahni aus der Abenddämmerung auf. Sie hatten im Umkreis von mehreren Meilen nichts Verdächtiges beobachtet und waren von den Gedemütigten aufgefordert worden, zu den anderen zurückzukehren, um zu essen und zu ruhen. Mit Erlaubnis des Mähnenhüters wollten Bhapa und Pahni nun abwechselnd auf dem nächsten Hügel Wache halten, während die Gedemütigten und die Ranyhyn einen äußeren Sicherheitskordon um die Gesellschaft bildeten.
Mahrtiir nickte. »Gut, einverstanden«, sagte er knapp. Das klang verdrießlich, als hätten die Seilträger ihn enttäuscht. Aber Linden merkte genau, dass sein Zorn nicht ihnen galt. Vielmehr brachte ihn seine eigene Hilflosigkeit auf. Solange Liand oder Linden seinen Gesundheitssinn regelmäßig erneuerten, würde er vieles können. Trotzdem blieben seine Fähigkeiten unwiderruflich eingeschränkt.
Um ihn abzulenken, während Pahni und Liand das Essen zubereiteten, sagte Linden: »Ich mache mir Sorgen, Mahrtiir. Wir verlangen den Ranyhyn einiges ab. Wie lange können sie das noch durchhalten?«
Der Mähnenhüter wandte ihr das Gesicht zu. »Du darfst sie nicht unterschätzen, Ring-Than. Sie sind noch weit von den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit entfernt. Zahlreich sind die Großtaten, die sie in Notfällen vollbracht haben. Von einer will ich dir erzählen, obwohl kein Ramen sie erlebt hat. Diese Geschichte haben wir von den wenigen Haruchai gehört, die sich entschlossen hatten, den Ranyhyn in Fangzahns unnatürlichem Winter zu dienen, nachdem die Bluthüter ihren Schwur gebrochen hatten.«
Linden setzte sich ihm gegenüber. Liand und Pahni arbeiteten weiter, aber auch ihre Aufmerksamkeit galt dem Mähnenhüter. Liand war stets auf Erzählungen aus der Vergangenheit des Landes erpicht, und alle Ramen liebten es, über die großen Pferde zu sprechen oder von ihnen zu hören.
»In den Jahren vor der letzten Belagerung von Schwelgenstein«, erzählte Mahrtiir dem Abend und seiner ganz persönlichen Nacht, »herrschte an der Wasserkante Schweigen, das alle beunruhigte, die das Land liebten. Keine Riesen schritten mehr durchs Oberland, um die Herzen aller mit ihrer Freundschaft und ihrem bereitwilligen Lachen zu erfreuen, noch schickten die Entwurzelten Nachricht von ihrer Not in die Stadt des Heimwehs. Deshalb brachen zwei Lords mit einer Eskorte aus Bluthütern zur Wasserkante auf, um festzustellen, was den Riesen zugestoßen war.«
»Daran erinnern die Haruchai sich«, warf Stave ein. »Lord Mhoram, Seher und Orakel des Großrats der Lords, hatte eine den Riesen drohende Gefahr erkannt. Daher wurden Hyrim, Sohn Hooles, und Shetra, Gemahlin Verements, von fünfzehn Bluthütern begleitet gen Wasserkante entsandt. Zu der Eskorte gehörten Runnik und Tull, die überlebten und nach ihrer Rückkehr Bericht erstatteten.«
Mahrtiir akzeptierte Staves Bestätigung mit einem Nicken: »Auf ihrem Zug nach Osten trafen die Lords und Bluthüter auf Gegenwehr, aber die größte Gefahr erwartete sie auf der Riesenstraße durch die Sarangrave-Senke, der kürzesten Verbindung zur Wasserkante. Dort wurden sie von dem Lauerer der Sarangrave angefallen. So gewaltig war die Macht dieses Ungeheuers, dass nicht einmal die großen Pferde sie ertragen konnten. In ihrer Angst brachten sie die Lords in Gefahr, und Ahnryn von den Ranyhyn fand den Tod.
Deshalb wurde beschlossen, die Riesen-Straße zu verlassen, in westlicher Richtung zum Landbruch zurückzukehren und dann nach Südosten zu jenem Fluss zu reiten, der tief unter dem Donnerberg aus Übeln entspringt, um den Großen Fluss, den Lebensverschlinger, zu verunreinigen. Die Lords hatten beschlossen, ein Floß zu bauen, das sie den Fluss hinunter und durch die Sarangrave tragen sollte, bis sie außer Reichweite des Lauerers wären, doch zuvor mussten sie viele mühsame Meilen zurücklegen, um den schlimmen Fluss zu erreichen. Die Vorhügel des Landbruchs sind steil und verkarstet, gestatten keine Eile. Außerdem war die Nacht schon herabgesunken und tarnte die Unwegsamkeit des Geländes. Andererseits musste die Gesellschaft dringend rasch vorankommen. Und die Ranyhyn schämten sich, weil sie Angst hatten erkennen lassen. Deshalb vollbrachten sie eine wahrhaft wundervolle Tat: in einer einzigen Nacht und am folgenden Morgen
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