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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verließen sie die Sarangrave und trugen ihre Reiter zum Fluss hinab – eine Entfernung von nicht weniger als fünf Dutzend Meilen.«
    O Gott!, dachte Linden. Fünf Dutzend ... sie hatten ihren Ritt mit fünfzehn Meilen am Tag begonnen.
    »Legt man diese Elle an, Ring-Than«, fuhr Mahrtiir fort, »musste man die bisherigen Leistungen der Ranyhyn für uns als eher kümmerlich bezeichnen.« Aus seinem Tonfall sprach Stolz auf die großen Pferde. »Forderst du es von ihnen, lehren sie dich verstehen, was wahres Staunen bedeutet.«
    »Ha!«, schnaubte Anele unerwartet. Er hatte nicht erkennen lassen, dass er dem Mähnenhüter ebenfalls zuhörte, aber jetzt streckte er eine Hand mit einem rauen Kiesel aus, als erwarte er, dass seine Gefährten ihn bewundern würden. »Hier ist Grund zum Staunen. In diesem Stein ist das Beben aufgezeichnet, durch das der Landbruch entstanden ist, als der Weltübelstein und weitere Übel unter dem Donnerberg vergraben wurden. Solches Wissen ist unsagbar alt – und trotzdem ist es hier verzeichnet.«
    Mit einem abschätzigen Schulterzucken warf er den Kiesel beiseite und setzte seine Suche fort, ohne weiter auf seine Freunde zu achten. Ihm schien nicht einmal bewusst zu sein, dass er gesprochen hatte.
    Linden beobachtete seine rätselhafte Suche, während Liand und Pahni weiter mit der Zubereitung des Abendessens beschäftigt waren. Nach dem Einsturz des Kevinsblicks hatte er ihr erklärt: Ich bin die letzte Hoffnung des Landes, aber sie verstand ihn jetzt nicht besser als damals. Natürlich hatte er ihr ermöglicht, den Stab des Gesetzes wiederzufinden. Trotzdem sah Linden sich nicht als jemand, der dem Land irgendwann Hoffnung bringen würde, und sie konnte kaum glauben, sie werde Jeremiah eines Tages Hoffnung bringen. Wenn Anele sein Lebensziel schon erreicht hatte, konnte sie sich nicht erklären, weshalb er sich noch an seine Verrücktheit klammerte. Vielleicht weigerte er sich nur, vernünftig zu sein, weil er diesen Zustand fürchtete. Oder vielleicht hatte er den wirklichen Zweck seiner geistigen Verwirrung noch nicht entdeckt oder enthüllt. Aber in beiden Fällen waren die Auswirkungen seines Zustands zu vage, um zuverlässig zu sein, und deshalb ruhte aus Lindens Sicht die letzte – und größte – Hoffnung des Landes auf Thomas Covenants Schultern.
    Als ihre Freunde und sie gegessen hatten, machten sie es sich auf dem steinigen Boden so bequem wie möglich, während Stave das Lager bewachte und Bhapa auf dem nächsten Hügel Wache hielt. Statt ängstlich an Roger und einen möglichen Überfall zu denken, konzentrierte Linden sich nun auf Rogers Vater. Sie wollte voller Bilder und Wünsche sein, die es Covenant vielleicht ermöglichen würden, sie im Traum zu besuchen.
     
    *
     
    Aber die Nacht brachte keine Träume. Stattdessen brachte sie den Ersten einer ganzen Reihe plötzlicher Frühlingsschauer, die der Gesellschaft bis zum folgenden Nachmittag zusetzten: längeres Nieseln und dazwischen jäher Platzregen, der die Reiter trotz der für Linden, Liand und Anele aus Schwelgenstein mitgenommenen Umhänge durchnässte. Immer wieder verdüsterten Regenschleier den Horizont, reduzierten die Landschaft auf tropfnasses Gras, morastige Senken und einzelne Baumgruppen in feuchtem Nebel. Dann brach zwischen Schauern und Wolken wieder die Sonne hervor und ließ die Wassertropfen vorübergehend wie Edelsteine aufblitzen, sodass Erdboden und Bäume wie mit Licht bekränzt aussahen.
    Als Reaktion auf das Wetter verringerten die Ranyhyn ihr Tempo etwas, um nicht aus dem Schutzbereich der Gedemütigten und der beiden Seilträger zu geraten, die in einem großen Halbkreis außerhalb der Reichweite von Lindens Wahrnehmungsgabe vorausritten. Trotzdem kamen die Pferde auch weiterhin rasch voran und durchquerten Hügelland und Ebenen, bis die Konturen des Landes sich wie eine Schriftrolle vor ihnen zu öffnen schienen.
    Einmal sah Linden durch eine Lücke zwischen zwei Schauern in der Ferne eine Zäsur. Aber sie hob sich vor dem Horizont im Norden ab und kreiselte erratisch von den Reitern weg. Als Stave ihr versicherte, in der Umgebung dieses Sturzes lägen keine Dörfer oder kleinere Siedlungen, beschloss Linden, sie zu ignorieren. Sie schottete ihre Sinne gegen die Migräne und Schwindelgefühl erzeugende Aura der Zäsur ab und erreichte so, dass sie allmählich aus ihrem Bewusstsein entschwand.
    Am Spätnachmittag wurde der Himmel endlich wieder klar, und das Land leuchtete in der Sonne

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