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Die Ruhelosen

Die Ruhelosen

Titel: Die Ruhelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minelli Michele
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eigentlich mein Vater anderes als ein ganz gewöhnlicher Arbeiter –!?
    Mama und Mausi sind am Montag, dem 30. März, nach Hause zurückgekehrt. Ich fühle, was für drei schreckliche Tage meine Mutter durchmachen musste. Als der Vater bemerkte, dass sie immer noch nichts wusste, sagte er der Armen kalt ins Gesicht: »Wenn ich wollte, bräuchte ich dich nicht mehr zurücknehmen –!«
    Das musste sie nun einige Tage lang immer wieder hören. Mama konnte nie begreifen, warum er immer sagte, dass er mich nicht mehr im Hause haben wollte. Sie sagte, das Kind hat doch nichts verbrochen, wenn sie die Wahrheit gesagt hat.
    Von Wengen wollte ich mir eine Stelle suchen, denn ich fühlte ja, dass es nie mehr gehen würde. Doch Mausi und Mama schrieben mir, dass ich das nicht tun solle. Ich dachte mir, dass er sich vielleicht geändert hätte – Zeit hatte er ja genug. Es zog mich je länger, je mehr zu Pino. Denn ich wusste, dass er nicht solche Familienverhältnisse kannte. Dreimal kam er mich besuchen. Er war so gut und lieb zu mir, denn er sah, dass ich etwas auf dem Herzen hatte, doch auch ihm konnte ich ES nicht sagen. Im April haben wir abgemacht, dass wir uns heiraten würden, denn 20 Jahre bin ich ja gewesen, und ich wusste, dass es zu Hause nicht mehr gehen würde. Nie werde ich es bereuen, denn ich weiß zu gut, wen ich da habe!
    Ich konnte ihm aber nicht so kalt sagen, wie abschätzig mein Vater sich über ihn äußerte. Ich erzählte ihm nur die Guck-Geschichte, dass er immer mit diesem reichen Guck aufs Tapet komme von wegen Heirat mit dem etc. Nun wusste er ja genug, wie es auf meines Vaters Seite aussah.
    Er sagte mir, dass er meinen Vater zum Heiraten gar nicht benötige. Und ich versprach ihm, dass wir uns heiraten werden –!
    Doch ich will meine liebe Mutter bei mir haben, denn ohne sie könnte ich nicht sein! Besonders wenn ich wissen muss, dass sie mit Vater zusammenleben soll. Das ist ja nun ein Ding der Unmöglichkeit, das mitanzusehen!
    Auf Ostern bekam ich ein herrliches Osterpaket von Mama und Mausi. Auch die Frau Ciccioriccio hat mir ein großes Ei geschickt. Mama schrieb mir auch einen Brief und sagte, dass ich heimkommen solle und mir keine Arbeit suchen dürfe.
    Auf Ehrenwort sage ich, dass ich nur zu meiner Mutter zurückgekehrt bin!
    Am 13. April um 6 Uhr kam ich zu Hause an. Meine Mutter war am Einpreisen. Bleufli kam auf mich zugerannt! Wer sonst hätte noch ein wenig Freude gehabt an meiner Rückkehr?
    Papa kam etwas später. Mama sagte, dass ich sagen solle, dass alles vergessen sei, und mich entschuldigen solle, weil ich ihn verleumdet hätte (wie er behauptet). Doch in meinem Herzen sagte mir eine Stimme: Warum? Das ist es ja nicht, er weiß genau, was es ist und wer sich zu entschuldigen hat.
    Am anderen Morgen war das Erste, dass er meinen Morgengruß nicht erwiderte. Nun, ich fühlte, dass es nicht lange gehen würde. Um 6 Uhr abends nahm er mich wieder bei den Schultern und sagte, dass er mit mir noch etwas auszumachen habe.
    Er begann mit den Worten, warum ich ihn verleumdet hätte bei der Mutter. Ich sagte, dass man die Wahrheit sagen dürfe, dass das ihm nicht zugestanden sei, so etwas vor dem Jenő zu sagen. Was gehen ihn unsere Verhältnisse an! Dann sagte er mir nur kalt ins Gesicht: »Ich glaubte, du hättest einen gesetzteren Charakter und kommst nicht mehr nach Hause.«
    –? (Warum –?)
    In diesem Moment trat Mena Ciccioriccio ins Atelier. Was hat sie sich wohl gedacht bei unserem Anblick?
    Wer kann fühlen, wie sehr verletzt ich noch zu meinen Wunden wurde –? Nur ich allein und der liebe Gott.
    Wie oft weinte ich –! Das war mir die einzige Erleichterung für mein Herz!
    Nun war es für mich also erledigt zu Hause.
    Nun wollte ich weit weg.
    Ich fragte Frau Borbély, ob sie nicht etwas darüber wisse, wie man als Sprachlehrerin für Privatkinder nach Ungarn gehen könne, um sie in Deutsch und Französisch zu unterrichten. Sie sagte: Natürlich! Nun wurde es mir leichter. Sie machte mir ein Inserat. Pino wollte mich sofort heiraten. Aber nun: In Bern wollte ich nicht bleiben. Und anderswo könnte er doch nicht arbeiten, da er Ausländer ist. Nach Italien wäre das Beste, aber da muss er zuerst neun Monate Militärdienst machen. Wir verschoben also das Heiraten ins Ungewisse. Denn ich wollte raus aus diesem Chaos. Niemand weiß, was wir zwei, Pino und ich, und niemand weiß, was Mama und ich gelitten haben. Ich trug doppelt tiefe Wunden.
    Was ich aber in dieser Zeit zu

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