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Die Ruhelosen

Die Ruhelosen

Titel: Die Ruhelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minelli Michele
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»Ich werde dir gleich sagen, ob es mir ernst ist! Aus den Augen musst du mir, fort, fort mit dir! Verschwinde!«
    Was trug ich nun schon alles in mir?
    Bald darauf kamen Herr Holzschuh und ein Fräulein etwas einkaufen.
    »Wie geht das Geschäft, Herr Schön?«, fragte der nette Herr Holzschuh.
    »Schlecht. Gar nichts geht. Ich schließe jetzt dann diese elende Bude! Von morgens früh bis abends spät, nichts als arbeiten. Am besten wäre es, sich zu erschießen oder aufzuhängen!«
    Und alles das vor mir –!
    Ich bekam eine solche Angst vor diesem Ausdruck in Vaters Gesicht, dass ich nach oben floh. Nun weiß ich, jetzt ist es fertig für mich hier –!
    Als ich aus der Türe trat, begegnete ich Mama, die wieder mit Mut arbeiten kommen wollte. Ich konnte nicht sprechen vor lauter Weinen. Sie ging hinein und ich in die Mansarde hinauf. Es war Mittwoch um halb elf Uhr morgens. Ich packte
meine Siebensachen zusammen. Plötzlich kam Mama herauf – ich sagte ihr, warum …, sie sah, dass es mir ernst war, und holte auch den großen Koffer und fing an zu packen.
    Ich musste noch hinunter ins Geschäft, meine Hausschuhe holen und was ich sonst noch hatte. Auf einmal kam Mama weinend zu mir und schrie, dass Papa ihr das Geld und den Schlüssel abgenommen hatte. Er wollte nicht herausrücken damit und blieb ganz kalt. Die arme Mutter schluchzte so jämmerlich – und sie wusste noch immer nicht, warum –!
    Papa sagte: Nun könnt ihr beide gehen, und lachte so hässlich, und Mama weinte so schwer. Da rief ich: Komm, liebe Mama, ich bin noch jung und kann gut arbeiten für dich, SCHAU, WIE ER LACHT, er hat ja nur noch mehr Freude, je mehr wir weinen, denn ich wusste noch nicht, dass er mir mein Geld auch genommen hatte …
    Mama bekam dann nach langem Hin und Her ihren Tresorschlüssel zurück. Wir packten schnell zusammen. Ich brachte den armen Bleufli zu Ciccioriccios und sagte dem Pino, den ich liebe, dass ich ihm schreiben werde, wo ich bin.
    Das Taxi führte uns zum Bahnhof.
    Wie schwer es uns zwei Armen war, das weiß nur der liebe Gott –!
    Mama bestellte zwei Billette nach Italien. Zur Erholung. Und sagte, dass wir dann irgendetwas, wenn wir nur wieder erholt wären, arbeiten würden. Wir saßen im Zug nach Wengen. Wir mussten doch zuerst bei Mausi vorbei!
    Vorher noch, in Bern, hatte Mama ihren gerechten Anteil Geld aus dem Tresor genommen, denn wer hat 25 Jahre so viel und so schwer gearbeitet –?
    In Wengen angekommen, suchten wir das Chalet auf, in dem Mausi – arme Mausi – seine schönen, erholsamen Ferien verbrachte. Mausi, sie muss auch wieder denken, wie schlimm es bei uns ist. (Und noch immer niemand wusste ES!)
    Wir warteten ca. 3 Std. auf einer Bank neben dem Chalet,
denn die arme Nichtsahnende war ausgeflogen! Nur der liebe Gott hörte die Worte, die wir tauschten, und nur er sah uns weinen –!
    (Warum sagte ich ES immer noch nicht!)
    Der Briefträger steckte etwas an die Türe. Als er weg war, gingen wir sehen. Ein Telegramm für Mausi: »Telefoniere sofort nach Erhalt des Telegramms, Papa.« Nun schau, da kamen Mausi und Hanny, ihre Freundin, dahergestürchelt, müde waren sie von einer Wanderung … große Überraschung –!
    Wir saßen mit Mausi im Zimmer und klagten unser Leid. Die Arme biss auf die Zähne, unterdrückte das Weinen, die tapfere, liebe, arme Schwester. Ihre Augen waren ganz feucht –!
    Mama und Mausi gingen dann telefonieren. Papa sagte, dass Mausi sofort kommen solle, da beide anderen weg seien. Sonst sagte er nichts. Schwer war für uns drei diese Nacht. Das weiß nur der liebe Gott –! (Warum sagte ich ES immer noch nicht –?)
    Am Morgen früh, dem 26. März, fuhren Mama und Mausi weg. Ich blieb in Wengen anstelle von Mausi und musste mit guter Miene alles ertragen. Mausi sagte: Mama, gehen wir ins Hotel, hier hat es zu wenig Platz für uns drei. So sind Mama und Mausi in ein Hotel gefahren, wo sich die Mama erst einmal etwas erholen wollte von allem.
    Sofort um 8 Uhr morgens telefonierte ich meinem Pino, wo ich sei, und schon am Sonntag, den 29., kam er mich besuchen. Ich sehnte mich nach ihm, denn es war mir so SCHWER! Ich war ja sehr viel mit Pino zusammen. Seine Schwester Mena kenne ich schon länger, da sie auch ins Kirchenfeld in die Schule ging. Auch seine Eltern kenne ich schon lange und gut. Oft war ich bei ihnen eingeladen.
    Da Papa sich so häufig abfällig äußerte über Pino, durfte ich zu Hause nicht sagen, dass ich ihn so liebgewonnen habe.
Was war

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