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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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hinzu: »Weißt du, was wichtig ist?«
    Will schüttelte den Kopf.
    »Abendessen ist wichtig!«, erklärte Walt. »Und dafür werden wir zu spät kommen, wenn wir uns nicht beeilen.«
    Er gab Abelard Schenkeldruck und das Pferd schoss davon wie ein Pfeil und ließ Will und Reißer in Sekundenschnelle zurück.
    Daraufhin trieb Will sein Pony ebenfalls an. »Komm schon, Reißer!«, ermunterte er es. »Zeigen wir ihnen, wie du laufen kannst.«



W ill ritt langsam auf Reißer durch den überfüllten Jahrmarkt, der vor den Burgmauern aufgebaut worden war. Alle Dörfler und Burgbewohner schienen dort versammelt zu sein und er musste vorsichtig reiten, damit Reißer nicht versehentlich jemanden trat.
    Es war Erntetag, der Tag, an dem das Getreide eingefahren war und für die vor ihnen liegenden Wintermonate gelagert wurde. Nach einer arbeitsreichen Erntezeit gestattete der Baron seinen Leuten traditionell einen Feiertag. Jedes Jahr um diese Zeit kam der wandernde Jahrmarkt hierher und stellte Buden und Zelte auf. Es gab Feuerschlucker und Jongleure, Sänger und Geschichtenerzähler. Es gab Zelte, wo man einen Preis gewinnen konnte, indem man mit weichen Lederbällen nach Pyramiden aus Holzklötzen warf oder versuchte, Reifen über Vierecke zu bringen. Will vermutete, dass die Vierecke vielleicht ein ganz klein wenig größer waren als die Reifen, denn er hatte noch nie jemanden einen der Preise gewinnen sehen. Aber es machte allen Spaß.
    Im Augenblick war Will jedoch nicht am Jahrmarkt und seinen Attraktionen interessiert. Dafür gab es später noch Gelegenheit. Zuvor wollte er seine früheren Kameraden aus dem Waisenhaus treffen.
    Der Tradition nach gaben alle Zunftmeister ihren Lehrlingen am Erntetag frei, auch wenn sie nicht selbst an der Ernte teilgenommen hatten. Will hatte sich seit Wochen gefragt, ob Walt sich diesem Brauch anschließen würde oder nicht. Der Waldläufer hatte stets seine eigene Art, Dinge zu handhaben. Doch zwei Abende vor dem Erntetag wurde Will aus seiner Spannung erlöst. Walt hatte ihm grimmig angekündigt, dass er den Tag freibekäme, und hinzugefügt, dass er wahrscheinlich alles vergessen würde, was man ihm während der Lehrzeit beigebracht hatte.
    Die vergangenen drei Monate hatte Will unablässig mit dem Bogen und den Messern geübt. Er war mit Walt durch die Felder gestreift, hatte sich von einer spärlichen Deckung zur nächsten bewegt und dabei versuchen müssen, Walts aufmerksamen Blicken zu entgehen. Es waren drei Monate, in denen er Reißer geritten und versorgt hatte und in denen ein besonderes Band der Freundschaft zwischen ihm und dem kleinen Pony geknüpft worden war.
    Und das, dachte Will jetzt zufrieden, war der angenehmste Teil von allem gewesen.
    Nach all der Arbeit konnte er einen freien Tag jedenfalls gut gebrauchen und hatte vor, sich bestens zu amüsieren. Selbst der Gedanke, dass Horace dabei sein würde, konnte das Vergnügen nicht schmälern. Vielleicht, überlegte er, hatten ein paar Monate harte Ausbildung an der Heeresschule auch Horace verändert.
    Es war Jenny, die das Treffen am Feiertag in die Wege geleitet hatte, natürlich mit dem Versprechen, eine große Portion frische Fleischküchlein aus der Küche mitzubringen. Sie hatte sich bereits das Lob des Kochs verdient und Meister Chubb schwärmte jedem, der es hören wollte, von ihr vor – wobei er natürlich besonders seine eigene wichtige Rolle bei Jennys Ausbildung unterstrich.
    Wills Magen knurrte bei dem Gedanken an die Fleischküchlein. Er kam beinahe um vor Hunger, denn er hatte absichtlich nicht gefrühstückt, um dafür Platz zu lassen. Jennys Fleischküchlein waren auf Burg Redmont bereits berühmt.
    Er war frühzeitig am Treffpunkt angekommen, also stieg er ab und führte Reißer in den Schatten eines Apfelbaumes. Das kleine Pony reckte den Kopf und schaute sehnsüchtig nach den Äpfeln an den Zweigen hoch über seinem Kopf. Will schmunzelte und kletterte schnell den Baum hinauf, um einen Apfel zu pflücken und das Pony damit zu füttern.
    »Mehr gibt’s nicht«, sagte er. »Du weißt ja, was Walt über zu viele Äpfel sagt.«
    Reißer schüttelte den Kopf. In diesem Punkt waren er und der Waldläufer nach wie vor uneins.
    Will sah sich um. Von den anderen war noch nichts zu sehen, also setzte er sich in den Schatten des Baumes, lehnte den Rücken gegen den knorrigen Stamm und schloss die Augen.
    »Na, wenn das nicht der junge Will ist?«, sagte da eine tiefe Stimme.
    Will rappelte sich hastig

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