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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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schlecht«, gab er zu.
    Bob war empört. »Gar nich’ schlecht? Der junge Kerl hier hielt sich bei dem Sprung wie eine Zecke im Sattel!« Er blickte hoch zu Will, der noch auf dem Pony saß, und nickte beifällig. »Er reitet leicht wie ’ne Feder und zerrt auch nich’ an den Zügeln, wie manche Anfänger das machen. Nimmt Rücksicht auf’s empfindliche Maul, der Junge.«
    Will grinste bei diesem Lob und warf Walt einen schnellen Blick zu, doch der Waldläufer machte wie immer ein ernstes Gesicht.
    Dieser Mann lächelt nie, dachte Will bei sich. Er wollte schon absteigen, da fiel ihm siedend heiß etwas ein.
    »Gibt es irgendetwas, was ich ihm sagen muss, bevor ich absteige?«
    Bob lachte laut auf. »Nein, Kleiner. Wenn du den Spruch einmal gesagt hast, wird unser Reißer hier sich immer dran erinnern – solange du es bist, der ihn reiten will.« Erleichtert stieg Will ab. Reißer stieß ihn liebevoll mit dem Kopf an. Will blickte zum Apfelkorb.
    »Darf ich ihm noch einen geben?«, fragte er.
    Walt nickte. »Aber nur einen«, mahnte er. »Du solltest keine Gewohnheit daraus machen. Wenn du ihn dauernd fütterst, wird er zu fett.«
    Reißer schnaubte laut. Anscheinend waren er und Walt unterschiedlicher Meinung, wie viele Äpfel ein Pony am Tag bekommen sollte.
    Will verbrachte den Rest des Tages damit, sich aufmerksam Bobs Ratschläge anzuhören und zu lernen, wie er Reißers Sattel und Zaumzeug pflegen oder reparieren musste, und auch wie er das Pony selbst versorgen sollte.
    Will bürstete und striegelte das Fell, bis es glänzte, und Reißer schien seine Bemühungen zu schätzen. Als Wills Arme vor Anstrengung schmerzten, ließ er sich auf einen Heuballen sinken, um sich auszuruhen. Unglücklicherweise kam genau in dem Moment Walt in den Stall herein.
    »Komm mit«, forderte er den Jungen auf. »Wir haben keine Zeit, hier tatenlos herumzulungern. Wir müssen aufbrechen, wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein wollen.«
    Noch während er sprach, sattelte er bereits sein Pferd. Will machte sich nicht die Mühe, ihm zu erklären, dass er nicht »herumgelungert« hatte. Erstens wusste er, dass es sowieso keinen Sinn hatte. Und zweitens war er begeistert von der Aussicht, zu Walts kleiner Hütte am Waldrand reiten zu dürfen. Offenbar würden die beiden Tiere nun ständige Mitglieder ihres Haushalts sein. Ihm wurde klar, dass Walts Pferd das schon immer gewesen war und der Waldläufer nur abgewartet hatte, ob Will reiten konnte und mit Reißer zurechtkäme, bevor er es aus Bobs Stall wieder zurückholte.

    Die Pferde wieherten einander beim Heimweg durch den Wald von Zeit zu Zeit zu. Man hätte meinen können, sie führten ihre eigene Unterhaltung. Will platzte fast vor Fragen, die er stellen wollte. Aber inzwischen wusste er, dass er seinem Lehrmeister nicht ständig auf die Nerven fallen durfte.
    Schließlich hielt er es jedoch nicht mehr länger aus.
    »Walt?«, sagte er vorsichtig.
    »Hm?«, brummte der Waldläufer. Will nahm das als eine Erlaubnis weiterzureden.
    »Wie heißt Euer Pferd?«, fragte er.
    »Sein Name ist Abelard«, antwortete Walt.
    »Abelard?«, wiederholte Will. »Was für ein Name ist das denn?«
    »Das ist französisch«, erklärte der Waldläufer knapp, und es war deutlich, dass die Unterhaltung damit beendet war.
    Sie ritten einige Kilometer schweigend weiter. Die Sonne ging über den Bäumen unter und warf lange, verzerrte Schatten auf die Erde. Will betrachtete Reißers Umrisse. Das Pony schien enorm lange Beine und einen lächerlich kurzen Körper zu haben. Er wollte Walt darauf hinweisen, doch dann dachte er, dass solch eine Beobachtung den Waldläufer sicher nicht beeindrucken würde. Stattdessen nahm er seinen Mut zusammen, um eine Frage zu stellen, die ihn schon seit einigen Tagen beschäftigte.
    »Walt?«
    Der Waldläufer seufzte. »Was ist denn jetzt schon wieder?« Sein Ton lud gewiss nicht zu weiterer Unterhaltung ein.
    Will ließ sich jedoch nicht einschüchtern. »Wisst Ihr noch, wie Ihr mir erzählt habt, dass es ein Waldläufer war, der Morgaraths Niederlage herbeiführte?«
    »Mm.«
    »Na ja, ich habe mich gefragt, wie wohl der Name des Waldläufers war.«
    »Namen sind unwichtig«, erwiderte Walt. »Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern.«
    »Wart Ihr es?«, fragte Will hartnäckig.
    Walt sah ihn durchdringend an. »Ich sagte, Namen sind unwichtig«, wiederholte er. Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann fügte der Waldläufer

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