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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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das Gesicht des größeren Jungen. Wills Arme waren nach der Ausbildung bei Walt kräftig und muskulös. Aber Horace war ebenfalls durch eine harte Schule gegangen. Er schlug seinem Gegner mit der Faust in den Bauch und Will schnappte nach Luft.
    Horace rappelte sich wieder hoch, doch Will schwang die Beine in einem weiten Bogen, wie Walt es ihm gezeigt hatte, sodass er Horace die Füße wegzog und ihn dadurch wieder zu Fall brachte.
    Immer zuerst zuschlagen, hatte Walt Will oft genug eingehämmert, während der Stunden, in denen sie unbewaffneten Nahkampf geübt hatten. Als der Gegner nun wieder auf dem Boden lag, stürzte Will sich auf ihn und versuchte, mit den Knien Horaces Arme unten zu halten.
    Da spürte Will einen eisernen Griff an seinem Kragen und er wurde, zappelnd wie ein Fisch an einem Haken, hochgezogen.
    »Was geht hier vor, ihr beiden Raufbolde?«, fragte eine laute, verärgerte Stimme.
    Will drehte mühsam den Kopf zur Seite. Hinter ihm stand Sir Rodney und sah äußerst wütend aus. Horace kam auf die Füße und stand in Hab-Acht-Stellung. Sir Rodney ließ Will los und er fiel zu Boden wie ein Sack Kartoffeln.
    »Zwei Lehrjungen«, konstatierte Sir Rodney wütend, »raufen wie Nichtsnutze und verleiden einem den Feiertag! Und um die Sache noch schlimmer zu machen, einer davon ist einer meiner Schüler!«
    Will und Horace traten unruhig von einem Bein auf das andere und wagten es nicht, dem wütenden Heeresmeister in die Augen zu sehen.
    »Nun, Horace, was geht hier vor?«
    Horace salutierte verlegen und wurde knallrot, antwortete jedoch nicht.
    Sir Rodney sah Will an. »Also gut, du, Lehrling des Waldläufers! Worum geht es hier?«
    Will zögerte. »Wir haben nur gekämpft, Sir«, antwortete er.
    »Das sehe ich auch!«, rief der Heeresmeister aus. »Ich bin ja kein Idiot.« Er wartete einen Moment, ob einer der beiden Jungen noch etwas hinzuzufügen hatte. Sie schwiegen beide. Sir Rodney seufzte … Jungen! Wenn sie einem nicht vor den Füßen herumliefen, kämpften sie. Und wenn sie nicht kämpften, machten sie irgendetwas kaputt oder sonst einen Unsinn.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Der Streit ist vorbei. Jetzt schüttelt euch die Hände und die Sache ist erledigt.« Er machte eine Pause, und als keiner der beiden Anstalten machte, ihm zu folgen, schrie er im Befehlston: »Los jetzt!«
    Widerwillig schüttelten sich Horace und Will die Hände. Doch als Will Horace in die Augen sah, erkannte er, dass die Angelegenheit noch lange nicht geregelt war.
    Wir werden das ein andermal beenden, besagte Horaces wütender Gesichtsausdruck.
    Wann immer du willst, lautete die Antwort in Wills Augen.



D er erste Schnee des Winters bedeckte dick den Boden, als Will und Walt langsam aus dem Wald nach Hause ritten.
    Sechs Wochen waren seit dem Erntetag vergangen und die Situation zwischen Horace und Will war immer noch ungeklärt. Es hatte keine Gelegenheit für die beiden Jungen gegeben, ihren Streit auszutragen, da sie von ihren jeweiligen Lehrmeistern auf Trab gehalten wurden und ihre Pfade sich selten kreuzten. Will hatte Horace gelegentlich gesehen, aber immer nur aus der Ferne. Doch das ungute Gefühl war immer noch da, und eines Tages würde die Sache ausgetragen werden müssen.
    Eigenartigerweise fand er diese Aussicht nicht annähernd so beunruhigend, wie es vielleicht vor ein paar Monaten der Fall gewesen wäre. Es war bestimmt nicht so, dass er sich darauf freute, den Kampf mit Horace auszutragen, aber er merkte, dass er dem Gedanken mit einem gewissen Gleichmut begegnen konnte. Er verspürte eine tiefe Befriedigung, wenn er an den kräftigen Treffer zurückdachte, den er auf Horaces Nase gelandet hatte. Überrascht gestand er sich ein, dass er stolz darauf war, sich in Gegenwart von Jenny – und vor allem Alyss – behauptet zu haben. So bedauerlich der Zwischenfall auch gewesen sein mochte, es gab immer noch eine Menge, worüber Will nachdenken musste.
    Aber nicht gerade jetzt, wurde ihm klar, als Walts ärgerlicher Ton ihn zurück in die Gegenwart holte.
    »Könnten wir vielleicht mit dem Spurenlesen fortfahren oder hast du etwas Wichtigeres zu tun?«, fragte er. Sofort drehte Will sich um und versuchte herauszufinden, worauf Walt gedeutet hatte. Bei dem Ritt durch den frischen Schnee machten die Hufe ihrer Pferde kaum einen Laut. Walt hatte auf Tierspuren in der ebenmäßigen weißen Schneedecke gedeutet, und es war Wills Aufgabe, sie zu identifizieren.
    »Dort«, wiederholte Walt und

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