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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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hätte selbst gern eine solche Trophäe gehabt.« Dann ging er weiter zu Sir Rodney, der bereits mit den restlichen Jägern um das tote Wildschwein herumstand.
    Und so fand Will sich zum ersten Mal seit einigen Wochen Horace von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Es gab eine unangenehme Pause, in der keiner der Jungen den ersten Schritt tun wollte. Horace, der von der Jagd aufgeregt und begeistert war, hätte diesen Moment am liebsten mit Will geteilt. Angesichts dessen, was sie gerade gesehen hatten, schien ihr kindischer Streit unwichtig und Horace hatte Gewissensbisse wegen seines schlechten Benehmens vor ein paar Wochen. Doch er konnte die Worte nicht finden, um seine Gefühle auszudrücken, und er sah auch keine Ermutigung dazu in Wills verschlossenen Gesichtszügen. Also zuckte er nur leicht mit den Schultern und machte Anstalten, an Reißer vorbeizugehen und dem jungen Jäger zu gratulieren. Im gleichen Moment stellte das Pony die Ohren auf und stieß ein warnendes Wiehern aus.
    Will drehte sich um und sein Blut schien ihm in den Adern zu gefrieren.
    Unmittelbar außerhalb des schützenden Dickichts stand jetzt ein weiteres Wildschwein. Es war noch größer als das, was tot im Schnee lag – ein mächtiger Keiler.
    »Vorsicht!«, schrie Will, als das riesige Tier mit seinen Stoßzähnen die Erde aufwühlte.
    Es war eine beinahe hoffnungslose Situation. Der Kreis der Jäger hatte sich aufgelöst, die meisten waren hinübergegangen, um das tote Tier zu bewundern und den Jäger zu loben.
    Horace drehte sich auf Wills Schrei hin um. Er blickte zu Will, dann zu dem wilden Tier. Der Keiler senkte den Kopf, wühlte die Erde auf und griff an. All das geschah im Bruchteil von Sekunden. In einem Moment riss das Tier noch mit seinen Hauern den Boden auf, im nächsten raste es schon auf die beiden Jungen zu. Horace stellte sich sofort zwischen Will und das Tier und richtete ohne zu zögern seinen Speer darauf, wie Sir Rodney und der Baron es ihm gezeigt hatten.
    Doch dabei rutschte sein Fuß auf einem Eisstück unter dem Schnee aus und er stürzte zu Boden, die Saufeder fiel ihm aus der Hand.
    Es war keine Sekunde zu verlieren. Will löste die Füße aus den Steigbügeln und sprang auf den Boden. Gleichzeitig legte er den Pfeil an die Sehne und zog sie zurück. Er wusste, mit seinem kleinen Bogen hätte er keine Chance, das wütende Tier zu erlegen. Alles, was er tun konnte, war, das wild gewordene Biest abzulenken, es von dem hilflos am Boden liegenden Jungen wegzubekommen.
    Er schoss zweimal nacheinander und rannte sofort zur Seite, weg von dem gestürzten Horace. Dabei schrie er aus Leibeskräften und feuerte wieder.
    Die Pfeile steckten im dicken Fell des Tieres wie eine Nadel in einem Nadelkissen. Sie richteten keinen ernsthaften Schaden an, doch der Schmerz durchfuhr das Tier dennoch wie ein heißer Stich. Es richtete seine wütenden roten Augen nun auf die kleine hüpfende Gestalt und setzte Will hinterher.
    Es war keine Zeit mehr, noch einen Pfeil abzuschießen. Horace war fürs Erste in Sicherheit. Jetzt war Will selbst in Gefahr. Er rannte auf einen Baum zu und versteckte sich dahinter, gerade noch rechtzeitig!
    Das rasende Wildschwein rammte einen Hauer geradewegs in den Baumstamm. Sein riesiger Kopf krachte gegen den Stamm, ließ ihn erzittern und den Schnee herunterrieseln.
    Erstaunlicherweise schien das Wildschwein von dem heftigen Zusammenstoß mit dem Baumstamm völlig ungerührt. Es wich ein paar Schritte zurück und griff Will wieder an. Der Junge sprang um den Baumstamm herum und entging nur knapp den mächtigen Stoßzähnen.
    Das massige Tier schrie auf, drehte um und rannte abermals auf Will zu. Diesmal bewegte es sich langsamer und ließ Will dadurch nicht die Chance, im letzten Moment auf die Seite auszuweichen. Das Wildschwein kam auf ihn zu und sein heißer Atem stieg dampfend in der eiskalten Winterluft auf.
    Hinter sich konnte Will die Rufe der Jäger hören, doch er wusste, keiner käme rechtzeitig, um ihm zu helfen.
    Da war ein gedämpftes Trappeln von Hufen im Schnee zu hören und ein kleines, zottiges Pferd rannte auf das wütende Biest zu.
    »Nein, Reißer!«, schrie Will voller Angst um sein Pony. Doch Reißer griff das riesige Wildschwein an, indem er sich kurz vorher drehte und mit seinen Hinterbeinen nach ihm ausschlug. Reißers Hufe erwischten den Keiler an der Seite, und bei all der Kraft, die das Pony hineingelegt hatte, schlitterte das Wildschwein seitlich in den Schnee.
    Der

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