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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Moment. Dann trat Baron Arald vor und legte seine Arme links und rechts um die beiden.
    »Gut gesprochen!«, sagte er aus vollem Herzen und die Ritter nickten zustimmend.
    Der Baron war in bester Laune. Es war alles in allem ein herrlicher Vormittag gewesen. Eine Menge Aufregung. Zwei riesige Wildschweine waren erlegt. Und jetzt waren zwei seiner Mündel von dem besonderem Band zusammengeschweißt, das nur durch geteilte Gefahr entsteht.
    »Wir haben hier zwei feine junge Männer!«, verkündete er. »Walt, Rodney, Ihr könnt beide stolz auf eure Schüler sein!«
    »Das sind wir auch, Mylord«, antwortete Sir Rodney. Er nickte Horace beifällig zu.
    Walt sagte nichts. Aber als Will sich zu ihm umdrehte, nickte er ihm zu.
    Und das, wusste Will, war bei Walt ungefähr das Gleiche wie drei herzliche Beifallsrufe.



W ährend der Tage, die der Wildschweinjagd folgten, bemerkte Will eine Veränderung in der Art und Weise, wie man ihn behandelte. Da war eine gewisse Achtung, ja Respekt spürbar, egal ob man mit ihm sprach oder ihn nur im Vorbeigehen ansah. Unter den Bewohnern des Dorfes war es am stärksten zu spüren. Da sie recht einfache Leute waren und ihr Alltag enge Grenzen aufwies, neigten sie dazu, jede außergewöhnliche Begebenheit auszuschmücken und zu verherrlichen.
    Am Ende der ersten Woche waren die Ereignisse der Jagd so aufgeblasen worden, dass man sich erzählte, Will hätte beide Wildschweine eigenhändig getötet. Ein paar Tage danach hörte man die Geschichte so, dass man glauben musste, er hatte das Ganze mit einem einzigen Schuss geschafft, indem er den Pfeil durch das erste Wildschwein hindurch geradewegs ins Herz des zweiten geschossen hatte.
    »Ich habe doch eigentlich gar nicht viel getan«, sagte er eines Abends zu Walt, als sie in der Hütte am warmen Feuer saßen. »Ich meine, es ist ja nicht so, als hätte ich darüber nachgedacht und beschlossen, was ich tun müsste. Es ist einfach passiert. Und außerdem habt Ihr das Wildschwein getötet, nicht ich.«
    Walt nickte nur und starrte auf die zuckenden Flammen im Kamin. »Die Leute denken sowieso, was sie wollen«, erwiderte er gelassen. »Du darfst dich nicht groß darum kümmern.«
    Dennoch beunruhigte Will diese Lobhudelei. Er hatte das Gefühl, dass die Leute eine zu große Sache daraus machten. Er hätte den Respekt genossen, wenn er ihm aufgrund der tatsächlichen Ereignisse entgegengebracht worden wäre. Er selbst hatte das Gefühl, dass er tatsächlich etwas Lobenswertes und vielleicht sogar Ehrenvolles getan hatte. Aber er wurde ja für einen völlig erfundenen Verlauf der Dinge bewundert, und da er im Grunde ein sehr ehrlicher Mensch war, konnte er darauf nicht stolz sein.
    Er war auch einer der Wenigen, die Horaces mutige Tat bemerkt hatten, als dieser sich zwischen das angreifende Wildschwein und Will auf seinem Pony gestellt hatte. Will hatte dies Walt gegenüber erwähnt. Er hoffte, dass der Waldläufer vielleicht eine Gelegenheit fände, Sir Rodney gegenüber Horaces selbstloses Verhalten zu rühmen, doch sein Lehrmeister hatte nur genickt und gesagt: »Sir Rodney weiß Bescheid. Ihm entgeht kaum etwas. Er hat um einiges mehr unter seinem Helm als die meisten anderen Ritter.«
    Und damit musste Will sich zufrieden geben.
    Auf der Burg, bei den Rittern der Heeresschule und den verschiedenen Zunftmeistern und Lehrlingen war die Haltung eine andere. Dort genoss Will die Anerkennung der Tatsache, dass er seine Sache gut gemacht hatte. Er bemerkte, dass die Leute jetzt seinen Namen kannten und ihn genauso grüßten wie Walt, wenn sie beide in oder auf der Burg zu tun hatten. Der Baron selbst war freundlicher denn je. Es machte ihn stolz, wenn seine Mündel sich so gut entwickelten.
    Der einzige Mensch, mit dem Will das alles gern besprochen hätte, war Horace selbst. Aber da ihre Pfade sich selten kreuzten, ergab sich keine Gelegenheit. Will hätte ihm gern gesagt, dass er diese lächerlichen Geschichten, die durchs Dorf gingen, nicht in die Welt gesetzt hatte. Er hoffte nur, sein früherer Heimgenosse wusste, dass er nichts dazugetan hatte, um diese Gerüchte zu verbreiten.
    In der Zwischenzeit machte Wills Ausbildung Fortschritte. In einem Monat, hatte Walt ihm erzählt, würden sie sich auf den Weg zur großen Versammlung machen – ein jährlich wiederkehrendes Ereignis im Kalender des Waldläufers.
    Das war ein Treffen, bei dem alle fünfzig Waldläufer zusammenkamen, um Neuigkeiten auszutauschen und die Angelegenheiten ihrer

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