Die Runde der Rächer
Triumph wieder, der ihn überkommen hatte.
Er lebte. Er war gerettet worden. Nicht von Menschen, sondern von Wesen, Kreaturen, Monstern, wie auch immer. Und das war sein Glück. Wirklich nur Glück?
Nein, das stimmte nicht. Es hatte mit Glück nichts zu tun. Sie hatten ihm genug mitgeteilt, um in allem einen gewissen Plan erkennen zu können.
Er war Ethan Haycock, aber er war zugleich noch eine andere Person, die ihm bisher unbekannt gewesen war. Die beiden Kreaturen hatten sich vor ihm verneigt wie Diener vor ihrem König.
Als ein solcher fühlte Ethan sich. Auf einmal ging er davon aus, dass ihm nichts mehr passieren konnte. Er stand über den Dingen. Selbst diese nach außen hin grauenvollen Wesen hatten ihm nichts mehr anhaben können.
»Jaaaa!«, brüllte er in die leere Straße und in die Nacht hinein. »Ja, ich bin wer!«
Sein Geschrei hallte durch die enge Straße und übertönte sogar das Heulen der Sirenen. Irgendjemand hatte tatsächlich die Polizei alarmiert. Zwei Tote waren selbst für diese Gegend zu viel…
***
Mir wollte das Bild einfach nicht aus dem Kopf, als ich mich wieder in meiner Wohnung befand. Unsere Reise war bereits geregelt worden. Wir würden mit einer Chartermaschine in die Nähe des Gebiets fliegen und von dort aus mit einem Geländewagen bis ans Ziel fahren, wo wir das dann hoffentlich in natura sahen, was wir bisher nur auf Bildern präsentiert bekommen hatten.
Ich ging davon aus, dass uns Flint McGregor keinen Bären aufgebunden hatte. Er war kein Mensch, der sich wichtig machen wollte. Was er fotografiert hatte, das entsprach der Wahrheit, und ich dachte darüber nach, welche Wahrheit das sein konnte.
Es stand fest, dass es diese Gestalten gab. Sie waren keine Hirngespinste. Sie hielten sich in diesem verfluchten Berg auf, aber sie waren trotzdem nicht irgendwie greifbar, weil sie etwas zwischen ihrer und unserer Welt trennte.
Eine Grenze. Eine Dimensionsgrenze. Ein Tor, und dieses Tor konnte nur von einer Seite geöffnet werden. Ich hatte sie wie die Ritter der Tafelrunde um einen langen Tisch sitzen sehen, doch mit ihnen hatten sie nichts zu tun. Es waren keine Menschen. Für sie einen korrekten Ausdruck zu finden war alles andere als einfach. Ich selbst bezeichnete sie allgemein als Kreaturen, aber auch Kreaturen mussten irgendwo herkommen und ihre Heimat haben.
In einer anderen Dimension. In Aibon vielleicht oder in einer Welt, die ich nicht kannte, denn die nicht sichtbaren Reiche waren verdammt vielschichtig.
Hinzu kam noch dieser König. Zumindest stufte ich ihn auf Grund seiner Krone auf den Kopf so ein. Er hatte erhöht auf einem thronähnlichen Stuhl gesessen und die Blicke seiner roten Augen über die Gestalten wandern lassen.
Ein Herrscher, der womöglich zusammen mit seinen Getreuen verflucht worden war.
Es konnte sein, es musste nicht sein, und es brachte mich auch nicht viel weiter, wenn ich mir darüber den Kopf zerbrach. Es war wichtig, dass ich mir an Ort und Stelle ein Bild machte.
Da die Glotze auch nicht viel Abwechslung bot und auf den meisten Sendern Berichte zum Geburtstag der Queen liefen, beschloss ich, mich flach zu legen. Suko und ich würden am nächsten Tag recht früh starten, und da wollte ich nicht unbedingt kaputt erscheinen.
Es gelingt mir nicht immer, doch an diesem Abend schaffte ich es tatsächlich, abzuschalten. Ich wollte an diesen ganzen Kram einfach nicht mehr denken und begab mich in die Arme des Gottes Morpheus, der mich tief in seine Welt hineinzog.
Jetzt ging es mir besser. Sogar irgendwelche Träume hielten sich zurück, bis etwas in meinen Kopf hineinsägte, das mir beinahe Schmerzen verursachte.
Es hatte ja so kommen müssen. Es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn ich durchgeschlafen hätte.
Mit einer mühevollen Bewegung raffte ich mich hoch, machte Licht, warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass die erste Morgenstunde soeben vorbei war.
Ein Anruf in der Nacht hatte bei mir noch nie etwas Gutes bedeutet. Deshalb ging ich auch jetzt beim Abheben des Hörers davon aus, dass es Ärger geben konnte.
»Ja…«, grummelte ich in den Hörer.
»Du hast natürlich geschlafen, während anständige Menschen auch in der Nacht über die Bürger wachen.«
Ich kannte die Stimme, und mein Gesicht verzog sich. »Sag nicht, dass du es bist, Tanner. Ich habe einen Albtraum, stimmt’s?«
»Nein, den hast du nicht.«
»Dann willst du was von mir?«
»Sehr richtig. Ich habe es hier mit zwei Toten zu tun, und das ist
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