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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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vorbeischob, zog er eine Braue hoch. »Was die Abmachung betrifft, dass Ihr mich beschützt … Ich glaube, dabei bin ich schlecht weggekommen.«
    Sorcha widerstand dem Drang, ihn zu schlagen, und folgte ihm tiefer ins Kloster, um zu sehen, welche Gräuel noch auf sie warteten.

Kapitel 9
Der Donner der Zerstörung
    Merrick hielt Nynnias Hand fest, oder vielleicht war es umgekehrt – wie dem auch sei, er war froh darüber. Seit sie diesen Ort betreten hatten, hatte er sein Zentrum nicht zurückgezogen. Sorcha vor ihm war schwelend rote Glut. Die Verbindung zwischen ihnen wand sich wie ein Lavastrom, während Raed wie eine heiße, silberne Flamme flackerte. Priorin Aulis war ebenfalls scharlachrot, aber von blauem Feuer durchsetzt: dem Zeichen einer Sensiblen.
    Das verwirrte Merrick. Obwohl er wusste, dass Sensible für gewöhnlich hohe Positionen im Orden bekleideten, hatte er nicht erwartet, jemanden, der bei Aktiven und Sensiblen einen so hohen Rang einnahm, auf einem so abgelegenen Außenposten zu finden. Diakone wie der Abt, die als Aktive wie Sensible gleichermaßen hochbegabt waren, verdienten Positionen in größeren Klöstern oder Abteien. Aulis hier versteckt zu finden war ziemlich seltsam.
    Diese Sorgen traten in den Hintergrund, als Aulis sie ins Spital führte. Merrick holte sofort sein Zentrum ein, um seine Sinne nicht mit menschlichem Schmerz zu überlasten. Hier also befanden sich die verbliebenen Diakone.
    Der Gestank von Schweiß, Urin und Furcht traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn er dies mit seinem Zentrum gesehen hätte, wäre es unerträglich gewesen. Sie standen alle vier in der Mitte des Durcheinanders, und die Priorin beobachtete ihre Reaktionen. Merrick überschlug, dass so ziemlich alle Diakone und Laienbrüder in der Krankenstube waren. Nach der Zerstörung draußen in der Halle war es nicht schwer, sich vorzustellen, was ihnen zugestoßen war.
    Mehrere verwundete Laienbrüder versuchten, einen jungen Mann auf sein Lager zu drücken, der das Blau eines Aktiven trug, aber keine körperlichen Verletzungen zu haben schien. Seine Augen traten aus den Höhlen, und Merrick sah mit Schrecken, dass die Brüder den sich wehrenden Mann geknebelt hatten. Schaum troff ihm aus dem Mundwinkel und verfärbte den Lederknebel.
    »Vater!« Nynnia ließ die Hand des Diakons los und rannte zu dem massigen älteren Mann, der eine Schnittwunde am Kopf eines Laienbruders nähte. Merrick war erleichtert, dass sie nicht so weit gereist war, um am Ende ihren Vater betrauern zu müssen. Er sah zu, wie der alte Mann seine Tochter zärtlich an sich drückte und sie auf den Kopf küsste. Sie lächelte ihn so strahlend an, dass in dem kleinen Hospital die Sonne aufzugehen schien. »Vater, das ist Diakon Merrick Chambers – ihm verdanke ich, dass ich zu dir zurückkehren konnte –, und das ist mein Vater, Kyrix Macthcoll.«
    Des vielen Bluts wegen war an Händeschütteln nicht zu denken, aber das Lächeln des Mannes war wie das seiner Tochter im Kleinen. »Dann danke ich Euch, Diakon Chambers. Ich brauche mein Mädchen zu Hause – mehr denn je.«
    Nynnia krempelte die Ärmel ihres Kleids hoch. »Wer kann noch gerettet werden, Vater?«
    »Mehrere Brüder im Nebenzimmer könnten deine Talente brauchen.« Er tätschelte ihr die Schulter und verbeugte sich leicht vor Merrick. »Entschuldigt unsere Unhöflichkeit – aber wie Ihr seht, werden wir beide gebraucht.«
    Der Diakon, der sich nutzlos fühlte, schob die Hände unter seinen Umhang. »Keine Förmlichkeiten bitte.«
    Die Augen des Mädchens huschten zu Merrick, sanft und braun und – er bildete es sich nicht ein – warm. Sie wandte sich mit wirbelnden Röcken ab.
    Er verließ sie ungern, aber es war klar, dass Priorin Aulis ihn brauchte, denn eines war ihm aufgefallen: Alle Diakone hier waren Aktive. Nicht ein Sensibler war übrig geblieben; hätte einer überlebt, würde er über seine Brüder wachen.
    Sorcha sprach die Frage aus, die ihm durch den Kopf ging. »Was ist hier bloß passiert?« Sie bemühte sich um einen gesetzten Ton, da sie sich in einer überfüllten Krankenstation befanden, aber trotzdem war Panik herauszuhören.
    Merrick betrachtete die tiefen Stirnfalten der Priorin und bemerkte, dass der kurze graue Haarschnitt, den Klostervorsteher oft bevorzugten, die ältere Frau ein wenig maskulin aussehen ließ. Ihr Leben war stets hart gewesen und in den letzten Tagen sicher nicht leichter geworden. »Was denkt Ihr denn, was passiert ist?«,

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