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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Ich möchte, dass Ihr ihn zu dem Tempel in der Wüste bringt, und zwar so schnell das mit Eurem Gefährt möglich ist. Der Tempel liegt im Osten, und anscheinend kann man das verdammte Ding nicht verfehlen.«
    »Jawohl, geehrte Diakonin.« Sie grinste breit.
    Sorcha fand es seltsam befriedigend, dass zumindest eine Person in dieser verrückten Lage glücklich war. »Passt einfach gut auf ihn auf«, sagte sie über die Schulter, und die Worte hatten einen seltsam endgültigen Klang.
    Onika und seine Handvoll Wachen kletterten mit einer Verzagtheit an Bord der
Winterfalke
, die Sorcha an Raed erinnerte. Das leichte Schwanken und Knarren des Luftschiffs hatte den Jungen Prätendenten ebenfalls erschreckt, aber seine Angst war verschwunden, als sie zusammen in dem schwingenden Bett gelegen hatten. Diese Reise nun würde beträchtlich kürzer und nicht annähernd so angenehm sein.
    Die Mannschaft sprang schnell auf ihre Positionen, und Kapitän Poetion schritt an seinen neuen Gästen vorbei, um die Schiffsführung zu übernehmen. Die
Falke
nahm ihren Namen sehr ernst. Sie stieg in die Luft auf die dunklen Wolken zu, die der Mond beschien. Es war ein unwirklicher und schöner Moment, und Sorcha war entschlossen, den Anblick zu genießen, denn es war ihr streng verboten zu rauchen.
    Neben ihr umklammerte Onika mit beiden Händen die Reling. »Solche Dinge sind nicht richtig.«
    »Nicht richtig?« Sorcha sah in die Tiefe, als die Bienenkorbstadt unter ihnen vorbeiglitt. Von hier oben sahen die kleinen Feuer hübsch aus, obwohl sie Chaos bedeuteten.
    »Solche Dinge sind der Grund, warum die Ehtia diese Welt verlassen haben«, murmelte der Prinz.
    »Die Ehtia?«
    »Ist nicht wichtig.« Onika schob die Hand unter seine Maske und rieb sich erschöpft das prächtige Gesicht, das seine Mutter ihm gegeben hatte.
    So verborgen sie war: Die Fassade des Prinzen bekam allmählich Risse. Er klang darunter beinahe menschlich. »Schön, Euer Hoheit, vielleicht können wir darüber reden, was uns erwartet, wenn wir diesen Tempel erreichen.«
    Er seufzte schwer. »Meine Mutter wird sich einen neuen Körper erschaffen, um Zugriff auf diese Welt zu haben. Den Leib haben wir ihr beim letzten Mal genommen, aber ihren Geist konnten wir nicht bannen und haben ihn deshalb unter Vermillion eingekerkert. Nur ein Spross aus dem Hochadel, noch dazu ein gläubiger Spross, konnte sie befreien – ein besseres Gefängnis vermochten wir für sie nicht zu schaffen.«
    »Ich wünschte, Vermillion wäre kein so beliebter Ort, um Probleme abzuladen.« Die Diakonin trommelte mit den Fingern auf der Reling, während sie diese Nachricht verdaute. Sie wusste, dass es in der Hauptstadt keine wahren Gefolgsleute der kleinen Götter gab – bis auf eine sehr berühmte: Großherzogin Zofiya. Die Schwester des Kaisers, die im Palast lebte und für ihr seltsames Festhalten an einer eigenartigen Religion bekannt war. Trotzdem hätte niemand in Vermillion Zofiya infrage gestellt. Es wäre seiner Gesundheit nicht zuträglich gewesen.
    Die Diakonin fragte sich langsam, ob sie die Schwester des Kaisers vielleicht bald würde töten müssen, und überlegte dann, was ihr Erzabt wohl davon hielte.
    »Ich hoffe, Euer Partner hat Japhne gefunden«, sagte Onika, und seine Stimme war so leise, dass sie beinahe im Summen des Wehrsteinmotors unterging.
    »Sie ist seine Mutter, da dürfte er ziemlich motiviert sein. Und Merrick ist der entschlossenste Mensch, den ich kenne.«
    Onika nickte kurz und schwieg, während sie weiterflogen. Sorcha verließ ihn und half den Wachposten, Schlafplätze zu finden. Die Männer würden genau wie sie Ruhe brauchen. Nach einem Leben auf der dünnen Matratze in der Abtei konnte sie so ziemlich überall schlafen, und es war ein sehr, sehr langer Tag gewesen.
    Sorcha rollte sich im leeren Frachtraum auf einer Strohmatte zusammen und bekam einige entscheidende Stunden Schlaf. Was der Prinz von Chioma tat, war seine Sache. Die ruhige Fahrt der
Winterfalke
wiegte sie in den Schlaf, wo dunkle Schatten darauf warteten, sie zu jagen.
    Ein Ruck und das Geräusch rennender Füße auf Deck weckten sie jedoch wieder. Sorcha schnappte sich ihre Handschuhe, sprang auf und lief nach draußen, um zu schauen, was sie nun für Probleme hatten.
    Sie kam jedoch nur stolpernd voran, da das Luftschiff bockte und sich schüttelte wie ein wütender Stier. Die Wolken, die weit entfernt gewesen waren, wallten auf allen Seiten, und Blitze grollten in ihren Bäuchen.

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