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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Die
Falke
bebte und knarrte und warf die Menschen auf ihr herum, sodass sich selbst die Mannschaft an der Takelage festhalten musste.
    Sorcha bewegte sich in einer Art Affengang vorwärts, mehr schwingend als gehend. Sie fand die chiomesischen Wachen um Onika geschart – sie alle waren nass und panisch. Die Maske des Prinzen zitterte und bebte so, dass sie alle paar Herzschläge sein Gesicht enthüllte. Die armen Wachleute waren abwechselnd entsetzt und sprachlos vor seiner Herrlichkeit.
    Sorcha wandte den Blick ab und versuchte stattdessen zu erkennen, was mit der
Falke
geschah. Regen peitschte ihr ins Gesicht, und heulende Winde zerrten ihr Haar aus den Nadeln. Sie hatte schon früher Stürme an Bord von Luftschiffen erlebt, und normalerweise stiegen die Kapitäne mit ihrem Gefährt dann über die Wolken hinaus, doch bei der
Falke
konnte sie keine Höhenveränderung spüren.
    »Bleibt hier«, brüllte sie, um den Wind zu übertönen, dann kroch sie halb auf die Kabine zu. Das Luftschiff bäumte sich auf und brummte, als litte es Schmerzen, und die Diakonin musste sich nach besten Kräften an der Takelage festhalten, während sie sich weiter nach vorn kämpfte.
    Sie hatte gerade erst die Führerkabine erreicht, als die Tür aufknallte und Kapitän Poetion erschien. Sein Gesicht sagte alles, obwohl er als ausgebildeter Offizier der Kaiserlichen Luftflotte sein Entsetzen unter einer Maske der Professionalität zu verbergen suchte. Doch es war da.
    »Wir haben den Tempel erreicht«, überschrie er den Lärm und klammerte sich dabei an den Türrahmen. »Aber wir können nicht über diesen Sturm fliegen. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Davon gehe ich aus.« Onika erschien neben Sorcha. »Kapitän, wenn Ihr wollt, dass Euer Schiff überlebt, müsst Ihr uns absetzen. Sofort.«
    Poetion schaute zurück in die Führerkabine, wo der Mann am Ruder mit dem Steuer der
Falke
kämpfte. Die Nadeln der Anzeigen tanzten wie besessen, während ein anderes Mitglied der Besatzung versuchte, die Hebel festzuhalten.
    Der Kapitän beugte sich in den Wind und rief Onika und Sorcha zu: »Wir können die Höhe nicht kontrollieren. Wenn Ihr aussteigen wollt, müssen wir die Schaukeln benutzen.«
    Der Diakonin drehte sich der Magen um, und das hatte nichts mit dem wilden Bocken des Luftschiffs zu tun. Niemand konnte sagen, wie hoch sie waren, aber Sorcha war sicher, dass der Prinz wusste, was er tat.
    So schnell wie möglich führte Poetion sie zur Takelage auf der Steuerbordseite. Die Schaukeln, die Sorcha bereits einmal benutzt hatte, wurden von der Besatzung losgemacht, die froh zu sein schien, die Passagiere loszuwerden. In diesem Regen und Wind waren Sorchas Finger taub, und entsprechend mühsam war es für sie, in das Geschirr zu steigen. Sie konnte nicht viel sehen, und ihr Herz raste. Die feste Holzplanke, die man ihr unter den Hintern schob, ähnelte tatsächlich einer Schaukel, und die Tatsache, dass sie und Onika daran festgeschnallt wurden, war nur ein schwacher Trost.
    Die Wachen stritten mit Poetion und wollten vor ihrem Prinzen nach unten gelassen werden.
    »Je eher ich auf festem Boden bin, umso besser für euch alle«, sagte Onika aber, und damit war die Angelegenheit erledigt. Dass alle sein fesselndes Gesicht inzwischen flüchtig wahrgenommen hatten, sorgte dafür, dass niemand widersprach. Er und Sorcha schwebten am Rand der Reling, und ihre Füße baumelten ins Leere. Die Diakonin atmete tief und langsam ein, um nicht in eine ausgewachsene Panik zu verfallen. Je ein Mitglied der Besatzung stand an den Winden bereit und wartete auf das Signal.
    Poetion sah die Diakonin an, und sie begriff, dass es selbst in diesem Moment des Wahnsinns an ihr war, das Zeichen zu geben. Sie krampfte die Hände um die Ketten der Schaukel und stieß sich mit den Füßen ab. Der Arm des Geräts schwang nach außen, und jetzt hing sie in der Luft. Alles, was sie unten sehen konnte, waren Nebel und Regen – vom Erdboden war überhaupt nichts zu erkennen.
    »Ich frage mich, wie viele Menschen sich gewünscht haben, einen Diakon so fallen zu lassen«, murmelte sie, bevor sie dem Mann am Ende der Winde zuwinkte. »Wir sind so weit.«
    Und dann stiegen sie in die Dunkelheit hinab. Sorchas Haar wurde aus seinen Klammern gerissen, sodass sie beinahe blind war. Der Regen nahm zu, und jeder Tropfen stach ihr in die Haut, während der Donner ohrenbetäubend grollte. Der Sturm machte nicht den Eindruck, als ließe er nach – er wurde sogar noch

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