Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Vorgesetzter warf ihr einen Blick zu, der sie sofort zum Schweigen brachte, aber er schien das Gespräch gern zu beenden. »Ihr habt die Murashew aufgehalten, Diakon Chambers. Also mussten wir andere Wege finden. Wir sind nicht so dumm, den gleichen Fehler zu begehen wie im letzten Jahrhundert.«
Merrick dachte an das Buch in der chiomesischen Abtei. »Die Menschen haben sich gegen euch erhoben. Sie wollten nicht hinnehmen, dass ihr die Geister benutzt.«
»Seid auf der Gewinnerseite, Merrick.« Die grauen Augen des Alten waren härter als Stein, seine Stimme sanft und verführerisch. Dieser Mann hatte Charisma und Macht; er war es gewohnt, dass man ihm gehorchte. »Ihr seid Diakon geworden, um etwas zu bewegen – mit uns könnt Ihr die Welt zum Besseren verändern.«
»Ihr seid der Einzige von diesen Narren, dem wir angeboten haben, sich uns anzuschließen«, ergänzte die Diakonin. Ihre Stimme hatte einen seltsamen Akzent, den Merrick trotz seiner Ausbildung nicht recht einordnen konnte. Ihr Haar war schlohweiß, obwohl ihr Gesicht nicht älter als zwanzig aussah.
Merrick war jetzt nur noch drei Meter von ihnen entfernt und wirkte viel selbstbewusster, als er sich fühlte. Wenn er die falschen Worte wählte, würden seine Mutter, sein ungeborener Halbbruder und er an Ort und Stelle sterben.
Er räusperte sich. »Nichts für ungut, aber der einheimische Orden ist seit mindestens einer Generation tot – was könntet Ihr mir bieten, das mein gegenwärtiger Orden nicht hat?«
»Wir kennen den wahren Pfad der Dinge.« Die Hand des Alten kam unter seinem Umhang hervor und hielt einen Wehrstein umklammert. Er brannte nicht blau, sondern weiß.
Merrick erhaschte einen undeutlichen Blick auf ein verängstigtes Gesicht. Es war ein Schatten, jemand, der im Stein gefangen war.
»Wir haben die Kunst erlernt, Geist und Wehrstein zusammen auf Arten und Weisen zu benutzen, die sich nicht einmal die Alten hätten träumen lassen.« Der Anführer der kleinen Gruppe von Diakonen war sehr zufrieden mit sich, obwohl solche Praktiken das Abscheulichste waren, was Merrick sich vorstellen konnte.
Er war vollkommen außerstande, sich zu bezähmen. »Aber dafür fangt Ihr Seelen – menschliche Seelen!«
»Nicht nur menschliche Seelen«, sagte die Frau leise, »sondern auch Geister.«
Darum hatte sich die Bevölkerung gegen den einheimischen Orden gewandt. Darum hatte sich die Familie Rossin darangemacht, den Orden zu vernichten. Und diese Diakone glaubten, etwas in ihm, Merrick, zu sehen. »Ihr würdet euch zu Tyrannen aufwerfen!«, fuhr er sie an und umklammerte seinen Schwertgriff, obwohl er wusste, dass es nutzlos war.
Doch bei den Knochen
, er hatte noch eine andere Waffe: das wilde Talent. Monatelang hatte er versucht, nicht daran zu denken. An das schändliche Ding, das in Vermillion auf der Straße aus ihm herausgequollen war. Merrick hatte nie davon gesprochen, nicht einmal mit Sorcha. Jedes Anzeichen eines solchen Talents würde zum Ausschluss aus dem Orden und dann höchstwahrscheinlich zur Einkerkerung führen.
Es lag nicht in seiner Natur zu töten, daher gab er ihnen eine letzte Chance. »Aber ihr könnt immer noch umkehren.« Er streckte die Hand aus. »Gebt mir die Frau und lasst mich in Chioma Ordnung schaffen.«
Der einheimische Diakon grinste. »Was bedeutet sie Euch nur, Diakon Chambers? Sie ist doch bloß eine von vielen Schlampen eines korrupten Prinzen. Wir können Euch die Welt anbieten.«
Diese Schmähung war genug für Japhne. Mit zornigem Aufschrei rammte sie ihre Klinge dem Diakon, der sie hielt, in den Fuß. Das Messer war klein, aber offenbar sehr scharf. Ihr Peiniger brüllte vor Schmerz, als es ihn am Boden festnagelte.
Mit unglaublicher Beweglichkeit sprang Merricks Mutter vom Boden auf und eilte auf ihren Sohn zu, blieb dabei aber klugerweise an der Tunnelwand, um ihm nicht die Sicht auf die Entführer zu nehmen. Die ketzerischen Diakone warfen ihre Umhänge zurück und griffen nach ihren Wehrsteinen, aber er war schneller. Merrick gab einen Schuss ab, der den jüngeren Mann an der Schulter traf, spannte die Waffe und feuerte abermals. Die Frau ging mit einem großen Loch im Kopf zu Boden – es sah aus wie ein Meisterschuss, aber Merrick hatte auf den Mann mit der Habichtsnase gezielt.
Das genügte nicht – er war schließlich nur ein Sensibler, und sie würden nach Runen oder etwas noch Verheerenderem greifen. Also tauchte Diakon Chambers in seiner Verzweiflung tief in sich hinein, um
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