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Die Saat der Bestie (German Edition)

Die Saat der Bestie (German Edition)

Titel: Die Saat der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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stöhnte und keuchte nur umso lauter, aber nie so laut, dass Maria ihn hätte hören können; als hätte er Erfahrung in solchen Dingen.« Sie betrachtet nachdenklich das Messer, dann blickt sie zu David. »Das Baby hier lag auf dem Nachttisch. Ich glaube, du hast bereits gemerkt, dass ich ein vorsichtiger Mensch bin. Bud schien es nicht gesehen zu haben. Scheinbar war er der Überzeugung, dass alle Frauen so schwach und naiv seien wie seine Maria. In meiner Verzweiflung tastete ich danach, ließ die Klinge herausgleiten und stach zu, immer und immer wieder.« Ihre Stimme bricht bei jedem weiteren Wort, bis sie nur noch ein Flüstern ist. »Selbst als Bud still auf mir lag und ich spürte, wie seine Erregung verschwand, habe ich zugestochen. Es fühlte sich so gut an, so richtig, also habe ich immer weiter gemacht.«
    David starrt auf das Messer, das einen Menschen getötet hat, und das Sam als ihr Baby bezeichnet. Sie hat plötzlich etwas von einer Kriegerin an sich. Ihr Gesicht, schön und weiblich, und doch mit grausamen Zügen, ihre Haarsträhnen, mit denen der Wind spielt und die ihre Augen teilweise verdecken, die Hand, die das Messer hält, zierlich und doch voller Kraft und der Fähigkeit zu töten. Sam erscheint ihm plötzlich als eine Frau, die von dieser Welt geformt wurde, und die sich schließlich diese Welt Untertan gemacht hat.
    »Du musst nichts sagen.« Ihre kraftlose Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken. Sie sieht ihn von der Seite an und lächelt, auch wenn Tränen in ihren Augen schimmern. »Ich kann hören, wie deine Gedanken rasen. Aber tröste dich, mir würde zu dieser Geschichte auch nichts Passendes einfallen.«
    Sie lässt die Klinge wieder im Griff verschwinden. Plötzlich ist es nur wieder ein simpler Gegenstand in ihrer Hand und keine tödliche Waffe, die Davids Bild von Sam wahrscheinlich für immer verändert hat.
    »Was war mit Maria?«
    »Maria?«
    Sam steckt das Messer in den Schaft ihres Stiefels zurück.
    »Wie hat sie es aufgenommen?«
    Sie stößt ein bitteres Lachen aus.
    »Soll ich dir sagen, was ihre ersten Worte waren?«
    David nickt nur. Aus Sams Gesicht war alles Weibliche gewichen.
    »Sie sagte: Früher oder später musste es so kommen. Maria war nicht einmal schockiert, als ich ihr von der Nacht erzählte. Sie sah mich an, als würde ich mit ihr über Kochrezepte sprechen. Ich weiß bis heute nicht, was mit dieser Frau los war, ob sie Bud in einem solchen Maße hörig war, dass sie selbst eine derart schändliche Tat nicht schockieren konnte oder ob sie im Laufe der Jahre und unzähliger Verfehlungen ihres Mannes einfach nur abgeschaltet hat und alles als eine Art Weg des Schicksals betrachtete.«
    Sam lehnt sich gegen den Pfosten und starrt auf ihre Hände, als fände sie darin die Antworten auf all die ungelösten Fragen der Welt.
    »Sie nahm mich in den Arm und sagte mir, wie leid es ihr täte, was Bud mir angetan hat. In ihren Augen standen Tränen, aber ich glaube, die galten mehr mir als ihrem Mann.« Sam schüttelt mit einem bitteren Lächeln den Kopf. »Maria hatte Angst davor, dass ich sie hassen könnte. Aber ich sagte ihr, sie könne nichts für das Verhalten ihres Mannes, obwohl das eine glatte Lüge war.« Ihr Blick sucht David. »Dabei war es ihr Verhalten und ihre krankhafte Toleranz Bud gegenüber, die ihn zu dem Mann gemacht haben, der er schließlich geworden ist. Ich habe ihr gesagt, ich werde sie mitnehmen, wir würden zusammen reisen und nach weiteren Überlebenden suchen. Sie sagte, sie würde sich einige Sachen zusammenpacken und mit mir kommen, fort von diesem Ort, an dem sie so viel Schlechtes erlebt hat.«
    Wieder schweigt Sam eine Weile. Das leise Gurgeln des Flusses unter ihnen ist das einzige Geräusch und wirkt einschläfernd.
    »Als ich meine Sachen gepackt hatte, traf ich Maria im Garten.« Ihre Stimme klingt kraftlos, als erinnere sie sich an eine besonders düstere Zeit zurück. »Wir haben Bud im Garten hinter dem Haus begraben. Ein schlichter Erdhügel und ein ebenso schlichtes Holzkreuz, auf das ich mit schwarzer Farbe seinen verdammten Namen gepinselt hatte. Maria stand vor dem Grab, ihre Tasche neben sich auf der Erde, und starrte geistesabwesend auf das Grab. Als ich mich ihr näherte, sah sie mich an, ihr Gesicht war tränenüberströmt, und sie zitterte. Sie sagte, sie könne nicht mit mir gehen. Bud würde sie nicht gehen lassen und er bräuchte sie, so, wie er sie sein ganzes Leben lang gebraucht hatte. Dann wurde ihre Stimme

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