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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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»Mein Sekretär und dessen Assistent sind beide bewaffnet - eine größere Entourage ist unnötig und würde mir nur lästig fallen.«
    »Also, ich habe dir gestern nicht geglaubt, und ich glaube dir auch jetzt nicht. Also, was ist der wahre Grund?«
    Robert funkelte seinen AI-Gefährten an, der seinen Blick mit einem sonnigen Lächeln erwiderte. Er seufzte.
    »Wenn du’s unbedingt wissen willst, eine bewaffnete Eskorte würde mir das Gefühl geben, ich wäre tatsächlich bedroht. Wenn hier keine Menschen lebten wie zum Beispiel auf Giskhn 4, wo wir vor ein paar Jahren waren,
würde ich die Notwendigkeit einsehen. Aber hier … also, das käme mir vor wie das Eingeständnis einer Niederlage. Das hier sind unsere Leute - wir dürfen sie nicht enttäuschen, deshalb müssen wir deutlich machen, dass die speziellen Beziehungen zwischen Erdsphäre und Hegemonie tatsächlich etwas bedeuten.«
    »Ich bin sicher, sie bedeuten dem hochverehrten Kuros etwas«, meinte Harry. »Loyale Verlässlichkeit beispielsweise.«
    Sie sahen beide zum Gesandten der Hegemonie hinüber. Der große Sendrukaner war martialischer herausgeputzt als bei früheren Gelegenheiten, seine Ärmel und Beinkleider erinnerten an alte Metallrüstungen, seine Kopfbedeckung hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Helm als mit einem Hut. Er beachtete weder seine Bewachung noch Robert, sondern unterhielt sich, den Lippenbewegungen und gelegentlichen Gesten nach zu schließen, mit seiner AI. Robert fiel auf, dass Kuros sich ohne Reporter und Kameras - die man von der Veranstaltung ausgeschlossen hatte - anscheinend entspannter fühlte. Selbst die Überwachungskameras des Terminals waren auf ausdrücklichen Wunsch des Diakon-Kommodores Reskothyr, des brolturanischen Botschafters für Darien, ausgeschaltet worden.
    Eine weitere Bedingung war gewesen, dass Präsident Sundstrom nicht an der Zeremonie teilnahm, denn die Brolturaner legten Wert darauf, sich nur mit den verantwortlichen Autoritäten, wie zum Beispiel den Vertretern der Erdsphäre, zu befassen. Sundstrom war natürlich verärgert gewesen, hatte die diplomatischen Realitäten aber zur Kenntnis genommen und sich damit abgefunden.
    »Weißt du, ich bin ihm schon mal begegnet«, sagte Harry. »Kuros’ Gefährten.«

    Robert musterte ihn verwundert. »Du bist ihm begegnet? Kannst du dich denn mit AIs der Hegemonie verständigen?«
    Harry machte ein belustigtes Gesicht. »Das ist gar nicht so schwer, Robert - es gibt Verständigungsmöglichkeiten gemäß den strengen, von beiden Regierungen niedergelegten Richtlinien, und kürzlich bin ich zufällig dem Gefährten des Hohen Monitors begegnet.«
    »Faszinierend - und wie war er oder es?«
    »Er ist ein Oger. Seine Persönlichkeit entspricht weitgehend der General Gratachs, eines Oberabrogators aus den Drei Revolutionskriegen, einer besonders blutigen Episode der hegemonischen Geschichte.«
    »Ich habe mir ein paar Aufzeichnungen aus der Periode angesehen. Blutig ist noch untertrieben.«
    »Nun, der alte Gratach war mitten drin und hat mitgeholfen, den ersten Serrator Hegemon auf den Thron zu setzen - und zwar beide Male. Da er nun mal Kuros’ Gefährte ist, wäre es vielleicht ganz nützlich, sich einige seiner Feldzüge anzuschauen, um ein Gefühl für seine Strategie zu bekommen.«
    Robert nickte. »Ich hätte gern schon eher von dieser Begegnung erfahren, Harry.«
    »Also, als ich kürzlich sagte, war das im engeren Wortsinn gemeint. Es war gestern Abend.«
    Robert wollte etwas erwidern, als sein Comm leise piepte - es war Porteous, der Sicherheitschef des Terminals.
    »Herr Botschafter, ich möchte Ihnen mitteilen, dass das Shuttle der Läuterer soeben gelandet ist und dass die brolturanische Delegation jeden Moment bei Ihnen eintreffen wird.«
    »Danke, Mr. Porteous. Bitte übermitteln Sie Ihren Leuten meinen aufrichtigen Dank dafür, dass sie heute so professionell agiert haben.«

    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir - ich werde das bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit tun.«
    »Übrigens, gibt es irgendwelche Neuigkeiten im Commnetz?«
    »Tut mir leid, Sir, wir sind im Moment auf lokale Dienste beschränkt. Wie ich höre, bemühen sich unsere Techniker, den Fehler am lokalen Knoten zu beheben.«
    Harry grinste, als Robert das Comm einsteckte.
    »Entspann dich, wahrscheinlich nur eine durchgebrannte Sicherung oder ein geschmolzener Schaltkreis - bei der veralteten Technik des Netzwerks wäre das kein Wunder. Ich habe mir die Schaltpläne

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