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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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kampfunfähig zu machen.
    Cat hatte ihren Trictra auf einen Ast gelenkt, von dem aus sie beobachten konnte, wie man dem Ezgara die künstlichen
Unterarme fesselte und ihm Helm und Panzerjacke abnahm, so rasch das mit den ungewohnten Verschlüssen möglich war. Als Hals und Brust des Mannes unbedeckt waren, näherten sich zwei Beutelträger, der Dritte lag verletzt in der Dunkelheit. Drei präparierte Schilfrohre durchbohrten die Haut des Mannes, dann wichen alle eilig zurück und beobachteten aus mehreren Schritten Abstand, wie es weiterging. Der Ezgara, der eindeutig menschlich war, wand sich und bäumte sich gegen die Fesseln auf, doch seine Bewegungen verlangsamten sich rasch, bis sich nur noch der Kopf zitternd hin und her bewegte, als wollte er seine Niederlage nicht wahrhaben, bis sein Gebrummel verstummte und er zur Bewegungslosigkeit erstarrte.
    Dann begann das Warten. Bis zur Selbstvernichtung des ersten Ezgara waren vom Moment der Gefangennahme an fünf Minuten verstrichen, deshalb wollte Cat in diesem Fall zur Sicherheit eine Viertelstunde warten. Stille legte sich über den nächtlichen Dschungel; die größeren Tiere waren vor dem Gewaltausbruch geflüchtet. Schließlich näherte Lauscher Josu sich vorsichtig dem gefangenen Ezgara, und Cat lenkte ihren Trictra auf den Waldboden hinunter. Zwei Uvovo hatten Ineka-Käfer dabei, deshalb gab es wenigstens etwas Licht.
    »Er ist bewusstlos, Pfadmeisterin«, sagte Josu. »Und für den Rest der Nacht wird dieser Zustand andauern.«
    Vier bis fünf Stunden, schätzte Cat, als sie neben dem Mann niederkniete. Hoffentlich reicht die Zeit, um die Bombe aus dir herauszubekommen.
    Er sah stattlich aus mit seinem Bürstenhaarschnitt, dem kantigen Kiefer, dem dunklen Haar, den buschigen Augenbrauen und den vollen Lippen - eigentlich hatte er etwas Skandinavisches an sich. Bei genauerem Hinsehen bemerkte
sie unter dem rechten Ohr eine kleine Tätowierung, einen roten Wolfskopf. Sie legte ihm die Hand auf die Brust und riss sie im nächsten Moment gleich wieder zurück. Es wurde unruhig getuschelt, und einige Uvovo wichen zurück.
    »Was haben Sie gefühlt, Pfadmeisterin?«, fragte Josu.
    Gefühlt und gesehen, dachte sie. Es hatte sich angefühlt, als lauerte unter der Haut des Mannes eine große Gefahr … und dann war da noch eine Vision gewesen, die sie jedoch für sich behielt.
    »Es ist etwas in ihm«, sagte sie. »Irgendetwas …« Als sie sein Gesicht und seine bloßen Hände mit der Fingerspitze berührte, stellte sich das gleiche Gefühl ein.
    »In seinem Blut«, sagte jemand.
    Sie wandte den Kopf und erblickte die beiden einheimischen Lauscher, die mit großen, in dunklen Höhlen liegenden Augen unverwandt auf den Mann niedersahen.
    »In seinem Blut?«, wiederholte Cat.
    »Eine fremdartige Flüssigkeit, die der Körperabwehr entgeht«, sagte der Größere.
    »… aber gefährlich«, sagte der Kleinere. »Wenn sie sich mit der anderen Flüssigkeit vermischt …«
    Cat schnitt eine Grimasse - sie redeten von einem Binärsprengstoff, von zwei Flüssigkeiten, die instabil wurden, wenn sie miteinander vermischt wurden. Dann musste sich die zweite Komponente in einem Behältnis befinden, das mit einer Hauptschlagader durch eine Membran verbunden war …
    Der kleinere Lauscher schien ihre Gedanken gelesen zu haben. Er beugte sich vor und tippte auf die Brust des bewusstlosen Mannes. »Hier befindet sich in der Nähe der Blutbahn ein Beutel.« Er musterte sie mit seinem kapuzenbeschatteten, durchdringenden Blick. »Entfernt man
die fremde Blutflüssigkeit mittels Filtration, wird er überleben. Ansonsten …«
    »Filtration?« Sie wusste, dass die Uvovo-Heiler bei der Behandlung bestimmter Krankheiten Filtrierwurzeln einsetzten, um Blutverunreinigungen zu entfernen. Aber bei einem Menschen …?
    »Würde das auch bei einem Nicht-Uvovo funktionieren?«, wandte sie sich an Josu. »Bei einem Menschen?«
    »Bei einem Menschen wurde es noch nie versucht«, erwiderte Josu. »Er könnte dabei sterben, Pfadmeisterin, aber das müsste er auch dann, wenn er nicht behandelt wird, so viel ist klar.«
    Sie nickte. »Ja, da steckt mehr dahinter als nur eine Konditionierung, die ihn zum todesmutigen Kämpfer macht, das ist klar. Also gut, wir werden es versuchen - während wir seine körperliche Verfassung genau im Auge behalten.«
    Als das beschlossen war, wiesen die Lauscher die kräftigsten Gelehrten an, den gefesselten und bewusstlosen Soldaten zu tragen, während die anderen sich

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