Die Saat Der Makellosen
flackerte nur noch auf Sparflamme, wenn sie ihm so nah sein musste. Sie konnte kaum noch die Augen offen halten, weil sie sie am liebsten geschlossen hätte, um seinen Duft tief in sich aufzunehmen und einfach den Kopf an seine starke Schulter zu betten. Sie schien in Flammen zu stehen, obwohl er gar nichts tat, außer sie zu halten.
Gott, ihr Körper würde sich ihm offenbaren, weil sie die Hitze nicht länger unterdrücken konnte, nachdem sie sich vorhin (und eigentlich immer noch) so aufgeregt hatte. Es war beinahe unerträglich, sich mit ihm in einem kleinen, geschlossenen Raum aufzuhalten.
Mein... mein... MEIN! Sollte er doch diese Gedanken lesen, wenn er sich bisher keine Zurückhaltung auferlegt hatte! Dann konnte er ihr noch einmal unterstellen, wie ein kleines trotziges Kind zu reagieren, das nicht bekam, was es wollte, nämlich ihn.
Cat fühlte sich gerade wie der sprichwörtliche Höhlenmensch, nur dass sie körperlich kaum dazu fähig sein würde, Nathan an den Haaren in ihre Höhle zu schleifen.
“Nathan…“, begann sie zögernd und musste feststellen, dass ihre Stimme entgegen ihrer Absicht einen einschmeichelnden Ton angeschlagen hatte.
Mit einem resignierten Seufzen hob sie die Hand und berührte seine Wange mit den Fingerspitzen, als hätte sie Angst, dass er vor der Berührung zurückzucken würde.
“Ich nehme die Sache sehr ernst! Du darfst nicht böse sein… Ich kann es nur nicht einfach so hinnehmen! Bitte, es tut mir leid, ich wollte dich oder deine Mitstreiter nicht beleidigen! Devenas sind rein in ihrer Blutlinie, das waren jedenfalls die Damen, die ich kennen gelernt habe! Das kann nichts anderes sein als ein Irrtum!“
Cat legte ihm die Finger auf die Lippen, bevor ihr antworten konnte.
“Das ist auch nicht als Beleidigung gegen das Orakel zu verbuchen! Ich war ihr bisher nicht verpflichtet, das musst Du doch verstehen! Euer Glaube gehörte nicht zu meinem Leben… Ich bin wenn überhaupt eine sündige Katholikin, Nathan!“, versuchte sie, sich ihm irgendwie zu erklären, weil sie sich vorstellen konnte, dass sie ihm und den anderen vor den Kopf gestoßen hatte, ohne dass es in ihrer Absicht gelegen hätte. Man wurde doch nicht einfach so zur Prinzessin gekrönt, nicht in der richtigen Welt! Und sie hatte noch nie an Märchen geglaubt.
Sie konnte so viel nach Luft schnappen, wie sie wollte. Nathan war es mit seinen Worten sehr ernst. Wenn er ihr in diesem Moment auch nur eine Sekunde nachgab, dann standen sie vielleicht auf verlorenen Posten. Außerdem meinte sie ihre Worte nicht halb so ernst, wie sie ihn gerade glauben machen wollte und das zuckersüße Gesäusel beim Geruch seines Blutes konnte sie sich auch sparen. Sie hatte Hunger. Um das zu erkennen, musste man nicht einmal Immaculate sein. Sie hatte wahrscheinlich seit Tagen nichts Richtiges mehr gegessen, weil es ihren Magen sowieso nicht füllte und Übelkeit verursachte. In diesem Stadium der Überfälligkeit hatte sie sich sicher schon angewöhnt, das Blut der von ihr erlegten Aryaner zu trinken. Eine instinktiv weise Entscheidung. Ganz sicher die Klügste, die sie in den letzten Jahren getroffen hatte. Von ihrer Flucht einmal abgesehen. Andere griffen in ihrer Panik nach den in der Kanalisation lebenden Ratten. Aber sie war eben nicht wie die anderen und wenn seine Vermutung stimmte, hieß das, ihr Körper würde sich bereits an den Geschmack frischen Blutes gewöhnt haben und somit fiel der Teil der möglichen Verweigerung seiner Spende schon mal aus. Das war gut.
Nathan packte noch ein bisschen fester zu, als sie in seinen Armen zappelte und unbedingt runter wollte. Cat fluchte abermals auf Rumänisch. Er erwiderte es mit einem spöttischen Lächeln.
Schimpf du nur. Das wird es am Ende leichter machen. Erst regst du dich auf und dann reg ich mich auf, dann ist alles vorbei.
„Sündige Katholikin? Komm schon, Cat. Du bist high.“
Wenn sie noch ein paar Mal tief einatmete, dann war sie ihm schon wieder fast ein bisschen zu ruhig. Er für seinen Teil dagegen hatte ruhig zu bleiben, egal, was sie tat, sonst würde es wirklich vorbei mit ihr sein. Und zwar bevor es überhaupt angefangen hatte.
Ein weiterer tiefer Atemzug ließ Cat erschauern und traf sie wie eine Faust in den Magen, der sofort nach einer Stärkung verlangte. Sie blinzelte überrascht zu ihm auf und wurde dann noch einmal von dem Duft nach frischem Blut getroffen, seinem frischen Blut! Sofort war alles andere vergessen, weil sie sich um sein
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