Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
hinüber, der ihn misstrauisch beobachtete.
„Ist ein bisschen schmal“, meinte Jo und schaukelte prüfend. „Wenn wir heftig zur Sache kommen, fallen wir bestimmt raus.“ Monty keuchte unterdrückt auf, kniff erschrocken die Beine zusammen und stieß mit dem Drehstuhl hinten gegen den Schreibtisch.
„Vergiss es!“, erklärte er hastig. „Wir kommen hier bestimmt zu gar keiner Sache.“
„Wir können auch zu mir fahren“, bot Jo großzügig an. „Ich habe ein sehr großes Bett, einen Pool und sogar einen Whirlpool. Darin kann man tolle Sachen anstellen.“ Erwartungsvoll stützte sich Jo auf die Unterarme ab. Ihm fielen spontan viele Dinge ein, die man gemeinsam im sprudelnden Wasser machen konnte.
Hastig sprang Monty auf und hob abwehrend die Hände.
„Komm mir ja nicht zu nahe“, zischte er gepresst. „Ich bin nicht schwul.“
„Ich auch nicht“, erklärte Jo, grinste und ergänzte: „Ich bin bi.“
„Dann mach doch eine von deinen Freundinnen an, die finden das bestimmt besser als ich“, stöhnte Monty und setzte sich. Allerdings rutschte er ziemlich nervös hin und her.
„Die hatte ich doch schon alle“, meinte Jo leichthin. „Und mit Jungs macht es mehr Spaß.“ Montys Wangen röteten sich deutlich und sein Atem ging schneller. Er verzog den Mund.
„Und jetzt meinst du, musst du mich haben?“
„Ja“, bestätigte Jo schlicht. „Du gefällst mir. Du bist anders als die anderen.“
„Ja, denn ich bin nicht zu haben“, konterte Monty entschlossen. „Besser du gehst wieder. Ich muss noch kochen und dabei kann ich dich bestimmt nicht gebrauchen. Mir könnte das heiße Wasser ausrutschen.“
„Och, ich könnte dir zusehen“, schlug Jo grinsend vor. „Ich behalte meine Hände auch bei mi. Versprochen. Du kannst kochen?“
„Natürlich“, entgegnete Monty erstaunt und betrachtete Jo verblüfft. „Du etwa nicht?“
„Nein. Ich habe es noch nie ausprobiert“, gab dieser zu. „Meistens bestelle ich mir was zu essen. Was kochst du denn?“
„Spaghetti“, antwortet Monty automatisch und stand auf. „Also würdest du jetzt endlich gehen? Mein Vater kommt in ein paar Stunden heim.“
„Prima, dann kannst du mich ihm gleich mal vorstellen“, schlug Jo unbeirrt lächelnd vor. Abermals verdrehte Monty die Augen. Das konnte er wunderbar. Jo gefiel es.
„Bitte, Jo. Geh einfach. Mein Vater wäre bestimmt nicht begeistert. Ich habe nie Besuch.“
„Dann komm doch das nächste Mal zu mir“, schlug Jo hoffnungsvoll vor. „Da sind wir ungestört, denn meine Eltern treiben sich gerade irgendwo in Dubai herum.“ Entschlossen schüttelte Monty den Kopf.
„Es gibt kein nächstes Mal“, entschied er. „Bitte lass mich einfach in Ruhe. Du kannst doch jeden anderen haben. Ich habe auch so genug Probleme, ohne dass du mir dauernd hinterher laufen musst.“
Seine Augen wirkten für einen Moment seltsam traurig und durchaus sehnsüchtig, während er Jo mit einem eigenartigen Blick bedachte. Im nächsten Moment verdunkelten sie sich, er wandte sich hastig um und ging aus dem Zimmer.
Ich glaube, er mag mich, triumphierte Jo. Er ist nur zu schüchtern, um es zuzugeben. Er stand vom Bett auf, trat neugierig an das Regal heran und betrachtete die Bücher und Fotos darauf. Aus der Küche erklangen scheppernde Geräusche. Anscheinend begann Monty tatsächlich zu kochen. Jos Blick glitt über die Fotos.
Auf mehreren davon war eine dunkelhäutige, zierliche Frau, mit langen, dunklen Haaren in einem knappen, paillettenbestickten Kostüm zu sehen, die auf einem galoppierenden Pferd stand. Eins zeigte sie in der Mitte einer Zirkusarena mit sechs weißen Pferden steigend um sie herum.
Anscheinend seine Mutter, dachte Jo. Eine ausgesprochen hübsche Frau. Die Augen hat er von ihr, ebenso die dunklen Haare und die schlanke, langbeinige Figur. Er nahm das Bild mit, folgte den Geräuschen in den Flur und fand die kleine Küche. Monty wandte ihm den Rücken zu.
„Deine Mutter ist eine echte Schönheit gewesen“, erklärte Jo anerkennend. Monty wirbelte herum und ließ den Topf fallen, als er Jo mit dem Foto in der Hand sah. Hastig entriss er diesem das Bild, während der Topf mit lautem Scheppern zu Boden fiel und davonrollte.
„Fass es nicht an!“, schrie er Jo an. „Wage es nicht, es anzufassen.“ Er presste das Foto an seine Brust, während Jo ihn erschrocken anstarrte. Plötzlich sackte Monty zusammen und glitt zu Boden. Tränen liefen ihm über das dunkle Gesicht. Er zog die
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