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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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engen Geflecht verdichteten. Tom überquerte die Lichtung. Er wollte hinter den Bäumen nach dem Kind suchen, doch am Waldrand versagten ihm die Beine den Dienst, und er musste sich setzen.
    Es war inzwischen helllichter Tag, wenngleich die Sonnenstrahlen durch einen leichten Nebel gedämpft wurden. Seit Mitternacht schien es kaum wärmer geworden zu sein. Tom schlotterte vor Kälte, und ihm wurde klar, dass er die ganze Zeit ohne seinen Umhang umherlief. Er wusste nicht mehr, wo er ihm abhanden gekommen war. Entweder wurde auf einmal der Nebel dichter – oder mit seinen Augen war etwas nicht mehr in Ordnung, denn er konnte die Kinder auf der anderen Seite der Lichtung nicht mehr sehen. Er wollte aufstehen, doch seine Beine ließen ihn im Stich.
    Kurz darauf brach die Sonne durchs Gewölk, und dann erschien der Engel.
    Sie kam von Osten her über die Lichtung und trug einen langen Wintermantel aus gebleichter, nahezu weißer Wolle. Tom sah sie kommen, ohne Überraschung oder Neugier zu empfinden – er war längst jenseits von Verwunderung oder Furcht. Er sah ihr entgegen mit dem gleichen starren und leeren Blick, mit dem er zuvor die kräftigen Eichenstämme gemustert hatte. Ihr üppiges dunkles Haar umrahmte das ovale Gesicht, und der bodenlange Mantel verbarg ihre Füße, sodass man hätte meinen können, sie schwebe über das Laub.
    Unmittelbar vor ihm blieb sie stehen. Ihre blassgoldenen Augen schienen ihm in die Seele zu schauen und seinen Schmerz zu verstehen. Sie kam ihm seltsam bekannt vor – so als ob er ein Bild dieses Engels erst kürzlich irgendwo in einer Kirche gesehen hätte.
    Dann öffnete sie den Mantel. Darunter war sie nackt. Es war der durchaus weltliche Körper einer Frau von Mitte zwanzig, mit blasser Haut und rosigen Brustwarzen. Tom hatte bisher immer geglaubt, Engel in ihrer Reinheit seien frei von jeglicher Körperbehaarung. Dieser hier war offenbar eine Ausnahme.
    Sie kniete vor ihm nieder, der er mit gekreuzten Beinen unter einer Eiche saß, beugte sich vor und küsste ihn auf den Mund. Die furchtbaren Erfahrungen der vergangenen Nacht hatten ihn so benommen gemacht, dass ihn selbst das nicht mehr überraschte. Sie schob seinen Oberkörper mit sanfter Gewalt zurück, bis er flach auf dem Rücken lag, und schmiegte ihren nackten Körper an ihn. Sogleich spürte er durch seine Tunika hindurch ihre Wärme, und dann hörte er auf zu zittern.
    Sie nahm sein bärtiges Gesicht in die Hände und küsste ihn gierig, wie jemand, der nach einem langen, heißen Tag kühles Wasser gereicht bekommt. Dann glitten ihre Finger an seinen Armen entlang bis zu den Gelenken und führten seine Hände an ihre Brüste. Tom umfasste sie wie in Trance. Sie waren weich und nachgiebig, doch wurden die Brustwarzen unter seinen Fingerspitzen groß und hart.
    Auf einmal schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er gestorben sein musste. Gewiss – das, was er gerade erlebte, entsprach nicht den herkömmlichen Vorstellungen vom Himmel, aber das war ihm gleichgültig. Auf sein Denk- und Wahrnehmungsvermögen war ohnehin schon seit Stunden kein Verlass mehr. Nun schwanden auch die letzten Reste von Verstand und Vernunft. Tom überließ sich ganz und gar seinem Körper, und dieser spannte sich und presste sich gegen den der Frau, zog Kraft aus ihrer Hitze und ihrer Nacktheit. Sie öffnete den Mund, ihre Zunge stieß vor und wurde bereitwillig von der seinen empfangen.
    Plötzlich zog der Engel sich zurück und gab seinen Körper frei. Tom sah, wie sie den Rock seiner Tunika bis zur Gürtellinie hochschob und mit gespreizten Beinen über ihn kam. Als ihre Körper sich in qualvoller Wonne berührten, zögerte sie kurz, und ihre alles durchdringenden Augen suchten seinen Blick. Dann spürte er, wie er in sie eindrang. Es war ein Gefühl von so unendlicher Lust, dass er schier zu vergehen fürchtete. Sie bewegte ihre Hüften, lächelte und küsste sein Gesicht.
    Nach einer Weile wurde ihr Atem heftiger, und Tom merkte, dass sie die Herrschaft über ihren Körper verlor. Er beobachtete sie voller Lust und Faszination. Im Rhythmus ihrer immer schneller werdenden Bewegungen stieß sie kurze, spitze Schreie aus. Ihre Ekstase berührte Tom im tiefsten Innern seiner verwundeten Seele, sodass er nicht wusste, ob er vor Verzweiflung weinen, vor Freude schreien oder hysterisch lachen sollte. Dann schüttelte die gemeinsame Lust sie wie Bäume im Sturm, wieder und wieder, bis endlich ihre Leidenschaft gesättigt war und der

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