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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Sie lächelten voller Freude, denn sie waren beide überzeugt, daß Lernen die beste Möglichkeit war, um das Leben voll auszuschöpfen.
    »Nichts würde uns mehr Freude machen«, sagte Silje.
    »Aber wird es nicht ein wenig ungewöhnlich wirken, wenn… Ich meine …«
    »Ich verstehe«, sagte Charlotte schnell. »Natürlich habe ich alle Kinder gemeint. Jedenfalls die beiden älteren, vorläufig.«
    »Wenn das so ist«, sagte Tengel, »erweist Ihr uns einen großen Dienst, Euer Gnaden, und wir werden tun, was uns möglich ist, um es Euch zu vergelten. Wir werden vollkommen loyal Euch gegenüber sein.«
    »Das ist schön«, lächelte sie und war ein wenig überrascht darüber, wie leicht es war, mit Menschen von so geringem Stand zu reden. Aber diese Menschen hier waren ja auch etwas ganz Besonderes, schien es ihr. Im übrigen hatte sie nicht sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet, die gute Charlotte.
    Sie saßen nicht in der gewöhnlichen Schankstube, sondern in einem kleinen, abgeteilten Raum, der prominenten Gästen vorbehalten war, die sich nicht mit dem einfachen Volk zu vermischen wünschten. Aber der Essensgeruch und das Stimmengewirr aus der Schankstube drang natürlich zu ihnen herein, ebenso wie die neugierigen Blicke der Menschen. Tengel hatte ihnen den Rücken zugewandt.
    Sie erkundigten sich diskret beim Wirt. Hatte er vom Eisvolk gehört?
    Eisvolk? Nein, dieser Name war ihm vollständig unbekannt. Und er traf viele Menschen, sowohl die Leute aus den Siedlungen wie auch Reisende.
    Gut! dachten alle. Der Ruf des Eisvolks war also nicht bis über das Dovregebirge gedrungen. Tengel konnte ein erleichtertes Aufseufzen nicht unterdrücken. Und je mehr ihm die ganze Bedeutung dessen, was der Wirt gesagt hatte, aufging, desto mehr spürte er, wie sein Körper sich entspannte, als würde eine unmenschliche Last von ihm genommen.
    Allerdings hatte er Aufsehen erregt, und der Wirt war zusammengezuckt, als Tengel eintrat. Aber wie er jetzt so im Halbdunkel saß, provozierte er niemanden. Die anderen Gäste hatten ihn nicht entdeckt, und das war gut so, denn er wollte, daß ihn so wenige wie möglich zu Gesicht bekamen.
    Alle waren sehr erschöpft nach der Wanderung, deshalb brachen sie zeitig auf, um ins Bett zu gehen. Sie riefen nach Sol und Liv, die in der Schankstube herumliefen und mit allen sprachen, die sie sahen. Beide Mädchen wurden streng ermahnt, daß sich so etwas nicht schickte.
    Mitten in der Nacht erwachte Charlotte von einem gedämpften Laut. Sie versuchte, ihre Kammerzofe zu wecken, aber die schlief tief und fest.
    Es war jemand in ihrem Zimmer! Aber sie hatte die Tür doch verriegelt…
    Das Fenster! Der Mann - oder waren es zwei? - mußte auf dem Dach entlanggekrochen sein und das Fenster aufgebrochen haben.
    Oder hatten sie eine Leiter benutzt?
    Charlotte öffnete den Mund, um zu schreien, aber bevor sie einen Laut hervorbringen konnte, legte sich eine grobe Hand über ihren Mund, und ein Messer blinkte drohend im Halbdunkel. Der eine Mann hielt sie fest, während der andere ihre Sachen durchsuchte. Die Kammerzofe schlief immer noch, sie mußte zu Tode erschöpft gewesen sein.
    Charlotte war rasend vor Wut, obwohl sie gleichzeitig Angst hatte. Der Diener schlief draußen vor ihrer Tür, das wußte sie, und Tengel und seine Familie waren am anderen Ende des Ganges untergebracht. Und sie lag hier vollkommen hilflos. Wahrscheinlich hatten sie vor, ihr das Messer in den Leib zu jagen …
    Aber das taten sie nicht. Die Kammerzofe bewegte sich leicht im Schlaf, und nach einer flüsternden Beratung wurden die beiden Frauen hart gefesselt. Die beiden Männer suchten weiter und fluchten unterdrückt. Und dann hatten sie offenbar ihre wertvollste Kiste entdeckt.
    Der eine trocknete sich den Schweiß von der Stirn.
    Charlotte konnte jetzt recht gut sehen, nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatte.
    »Was sollen wir mit den Weibern machen?« flüsterte der andere. »Sie haben uns gesehen. Vielleicht ist es am besten, wir… ?
    »Ja, hau nur ab, ich muß mich erstmal ein bißchen ausruhen. Ich werde mich um die da kümmern. Wir treffen uns an der üblichen Stelle. Mir geht es irgendwie nicht… so gut.«
    Der andere kroch mit der Kiste durch das Fenster nach draußen. Mehr hatten sie nicht genommen, aber sie hatte ja auch nicht sehr viel bei sich.
    Der Zurückgebliebene setzte sich auf das Bett der Kammerzofe. Er trocknete sich das Gesicht, legte eine Hand auf seinen Bauch und stöhnte schwer.

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