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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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dieser Ehe.«
    »Ich habe da so eine Ahnung«, seufzte er. »Ich fürchte, das kann unbeschreiblich lange dauern. Vielleicht wird es mir nie gelingen, sie zu erreichen?«
    »Mir scheint, daß sie ein schlechtes Gewissen hat«, nickte Charlotte. »Als ob ihr irgend jemand ein schlechtes Gewissen immer und immer wieder eingeredet hat. Und ich fürchte, der Gedanke an Liebe zwischen zwei Menschen, die wie Geschwister aufgewachsen sind, kann sie noch mehr erschrecken. Armes, kleines Mädchen! Wir müssen ihr all unsere Fürsorge geben, Dag.«
    Dag stimmte dem mehr zu, als er auszudrücken vermochte. Eines Tages hielten sie auf Lindenallee an einem herrlich gedeckten Tisch Familienrat ab. Sol stellte fest, daß Silje standhaft den Kuchenteller stehen ließ und grinste. Tengel griff ein Thema auf, das Liv schon erwartet hatte. »Liv, du wirst bald gezwungen sein, dir Gedanken über deine Zukunft zu machen«, sagte er und schaute sie ernst an. »Du bist nunmehr die Besitzerin einer bedeutenden Holzhandlung.« »Ich will sie nicht haben«, sagte sie scharf.
    »Dann wirst du sie verkaufen müssen«, sagte Tengel. »Du kannst sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.« »Wäre das nicht ziemlich dumm?« unterbrach Are. »Wie Ihr wißt, Vater, habe ich vor, den Wald hier zu nutzen. Das haben Tante Charlotte und ich besprochen. Und was wäre da besser, als eine Holzhandlung, die die Verfrachtung übernimmt?«
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee«, sagte Dag.
    »Aber ich habe keine Ahnung von Holzhandel«, wandte Liv ein. »Und ich will auch nicht in dem fürchterlichen Haus wohnen - mit all den Erinnerungen. Ich will hier wohnen!« »Das kannst du doch auch«, sagte Dag und war enttäuscht daß sie erneut seinem Blick auswich. »Aber ich bin Jurist, und ich kann dir bei vielem behilflich sein. Außerdem darfst du nicht vergessen, wie geschickt du im Rechnen bist. Die Buchhaltung kannst du von hier aus fuhren. Was wir mit dem Haus machen sollen, weiß ich nicht. Es wäre schade, es zu verkaufen…«
    »Warum laßt ihr nicht mich dort wohnen?«, sagte Sol ungezwungen. »Feine Dame spielen, Hof halten und so weiter. Dann würden sich die Verehrer bestimmt haufenweise die Finger nach dem schönen Haus ablecken - und mich mit in Kauf nehmen.«
    »Red nicht so dummes Zeug«, sagte Tengel streng. »Du kannst dort nicht allein wohnen.«
    »Kann ich doch. Das macht das Ganze nur noch spannender. Die Leute werden vor Neugier umkommen über die schöne Frau mit den traurigen Augen!«
    »Traurige Augen - du?« lachte Are. »Deine Augen sind lebenslustig und wie die eines Teufels.«
    »Are!« sagte Silje streng. »Du wirst in diesem Haus nicht fluchen!«
    »Ich fluche nicht, das war nur eine Redensart.«
    Tengel seufzte, konnte ein Lächeln aber nicht ganz unterdrücken. »Nun schweift der Familienrat aber ab«, sagte er. »Wir müssen versuchen, ernsthaft bei der Sache zu bleiben. Ihr seid jetzt alle zusammen erwachsen, Are ausgenommen. Und der einzige, dessen Lebensweg gesichert ist, ist er. Ihr großen Kinder könnt euch nicht einfach treiben lassen. Dag ist fertig ausgebildet - aber was willst du mit deiner guten Ausbildung anfangen?«
    »Ich weiß es nicht genau, Vater. Aber ich habe zwei wirklich gute Angebote - und viele andere Möglichkeiten.« Er nannte Tengel noch immer Vater, und Charlotte wurde deswegen von Freunden und Bekannten oft geneckt. »Dann sitzt du also nur herum und zählst Knöpfe. Und Liv hat eine vermögende Holzhandlung geerbt, hat aber nicht die Kraft, sich darum zu kümmern. Und Sol… Könntest du mir nicht wieder bei der Behandlung der Kranken helfen? Sie haben dich alle vermißt - und ich am allermeisten«, fügte er hinzu.
    »Das kann ich«, sagte sie halbherzig, während sie an die Freiheit dachte, die sie hatte erleben dürfen. Oder besser gesagt: Alles war vollkommen verändert, seit sie dem Fürsten der Finsternis begegnet war. Nichts war mehr so wie früher. »Doch, das kann ich. Vorübergehend, bis ich herausgefunden habe, was ich mit meinem Leben anfangen will. Denn es sieht nicht gerade so aus, als würde ich von Verehrern überrannt.«
    »Verehrer hast du doch bestimmt genug gehabt, und das weißt du sehr genau«, lächelte Silje. »Ungefähr die Hälfte der männlichen Patienten hat um deine Hand angehalten. Aber es macht nicht den Eindruck, als wolltest du einen haben.« »Habe noch nicht den Richtigen gefunden«, antwortete Sol leichthin. Wieder war das Gespräch aus dem Ruder

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