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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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ausgerüstet, allen seinen Wünschen auf diesem Gebiet wurde entsprochen. Denn Tarjei Lind vom Eisvolk hatte stets gewußt, was er wollte.

6. KAPITEL
    Von Steinburg in Holstein drängte sich das protestantische Heer wie ein Zug von Lemmingen hinunter durch Norddeutschland. Ihr Oberkommandierender war Christian IV. von Dänemark, eine Stellung, die er nicht unangefochten innehatte. England, die Niederlande, Brandenburg, Niedersachsen und alle freien norddeutschen Städte gehörten dem protestantischen Bund an, und niemand darunter konnte so recht verstehen, was Dänemark für ein Interesse an diesem Krieg hatte, den sie nicht als Religionskrieg betrachteten. Für sie handelte es sich vielmehr um eine weltliche Auseinandersetzung. Schweden und Frankreich verhielten; sich noch abwartend. Daß es Christian am Ende gelungen war, Oberkommandant zu werden, beruhte wohl zum Teil auf Vetternwirtschaft. Er selber hatte zwei Stimmen, und ihm kam auch zugute, daß sein Sohn Ulrik Bischof von Schwerin war und er weitere Verwandte in Bremen, Verden und in der Pfalz hatte. Seine Stellvertreter in dem vorrückenden Heer waren der junge Herzog Johann Ernst von SachsenWeimar, der die Reiterei anführte, und General Johann Philipp Fuchs, der das Fußvolk befehligte. Die 20.000 Mann, die in Steinburg losmarschiert waren, erhielten nach und nach durch niedersächsische Kriegsknechte und unerwartet zahlreiche dänische Soldaten Verstärkung. Alexander von Paladin, der den Rang eines Obersten innehatte, führte eine große Kavallerie an, vorwiegend bestehend aus Söldnern, die aus ganz Nordeuropa zusammengerafft worden waren. Unter dem Fußvolk, weit hinter seinen Truppen, befand sich das kleine norwegische Bataillon. Darunter waren drei junge Männer aus dem Kirchspiel Grästensholm: die Brüder Trond und Brand vom Eisvolk, der freundliche und umgängliche Jesper, der Sohn des Stallknechts Klaus, ohne daß Alexander von ihrer Existenz die geringste Ahnung hatte. Ebensowenig wußte jemand von den Männern aus Grästensholm, wer eines dunklen Abends zum Troß ganz hinten im Zug gekommen war, um ein Feldlazarett aufzustellen …Herzlich empfangen, denn im Heer hatten sich bereits Epidemien verbreitet. Trond, Brand und Jesper waren in prächtige Uniformen eingekleidet worden, in rote Jacken und gelbe Hosen, und wurden somit zu einer hervorragenden Zielscheibe für potentielle Feinde. Sie waren mit Musketen und anderen Waffen ausgerüstet worden, die sie überhaupt nicht bedienen konnten. Trond war der einzige von ihnen, der in dem Ganzen ein Abenteuer sah. Die anderen beiden hatten bitterliches Heimweh.
    »Ich müßte ein Pferd haben«, sagte Trond zu ihnen, als sie bei Sommerbeginn Hameln erreichten, ohne den Feind gesichtet zu haben. »Ich würde so gern den Befehl über eine kleine Abteilung führen!«
    »Warum ersuchst du denn nicht darum?« keifte Brand, er hatte das ewige Gequengel des Bruders satt.
    »Das werde ich machen«, sagte Trond. »Gleich morgen werde ich es tun!«
    Brand und Jesper saßen auf einem Abhang und sahen ihn mit wütenden, energischen Schritten gehen, beleidigt; über ihr mangelndes Verständnis.
    Brand, der jüngste, schwerfälligste und langsamste der drei Söhne von Are, war im Grunde eine gutmütige Seele.
    Doch mitunter konnte er recht verdrießlich werden, und dann war er ein wahrer Starrkopf. Von Tengels Enkelkindern war er als einziger nachtragend. Dann kam für lange Zeit nicht eine Silbe über seine Lippen. Wenn alle anderen vergessen hatten, worum es ging, brütete er noch immer über der Sache und glaubte, alle müßten verstehen, warum er sich so ungerecht behandelt fühlte. Denn so sind alle Nachtragenden dieser Welt.
    Er war groß und schwergewichtig wie sein Vater Are, mit breiten Wangenknochen und tiefliegenden Augen von undefinierbarer Farbe. Freude und Nutzen der Mädchen hatte er noch nicht entdeckt, denn er war erst sechzehn. Im Grunde viel zu jung, um in den Krieg zu ziehen. Klaus' Sohn Jesper hatte viel Ähnlichkeit mit Brand und sie gingen auch durch Dick und Dünn. Jesper warf flachsblond, hatte einen Rundschnitt, denn Mutter Rosa stülpte ihm immer eine Schüssel über den Kopf und schnitt! an deren Rand entlang die Haare ab. Er war genauso alt wie der Älteste der Brüder, Tarjei, doch die beiden hatten nie etwas gemein gehabt, außer freundlichen Respekt! voreinander. Jesper war der Typ Mensch, der gesagt haben könnte: Wenn man alle Heuhaufen dieser Welt zu einem einzigen verdammt

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