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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Pechfackel, die er vom Schloß mitgebracht hatte. Was er dann zu sehen bekam, verschlug ihm fast den Atem.
    Zwei Männer lagen in jeweils einer Ecke, gefesselt und an Querbalken festgebunden. Sie machten einen sehr verkommenen Eindruck.
    »Du lieber Gott, was ist das denn?« rief er und lief zu einem der Männer. Er schnitt erst ihm und dann dem anderen Mann die Fesseln durch.
    Die beiden waren beinah bewußtlos, kamen nicht auf die Beine, sondern streckten nur ihre geplagten Glieder auf dem Boden aus. Mikael sah sich um. Auf dem Hof hatte er einen Brunnen gesehen - und dort stand ein einigermaßen sauberer Eimer. Das würde gehen.
    Auf dem Hofplatz sah er sich nach der Frau um, aber sie war nirgends zu sehen. Wieder verfluchte Mikael sie, jetzt hätte er ihre Hilfe doch gut gebrauchen können. Ein merkwürdiger Mensch! Erst versuchte sie, jemanden zu ermorden - dann rettete sie zwei Leben. Und alles mit seiner Hilfe!
    Oder gab es da irgendeine Verbindung? Nicht mit ihm natürlich, sondern mit diesen beiden Geschehnissen.
    Wenn nun die Steierhorns die Männer eingesperrt hatten? Und die Frau auf der Seite dieser Armen stand? Mit dem Eimer holte er etwas Wasser aus dem Brunnen und lief wieder hinein. Der eine Mann hatte es geschafft, sich hochzuziehen und saß jetzt mit dem Rücken an der Wand. Dankbar trank er das eiskalte Winterwasser. Es war schwierig, dem anderen etwas einzuflößen, aber zum Schluß erholte er sich soweit, daß er sich verständlich machen konnte.
    »Wer seid Ihr?« fragte der eine in einer Sprache, die Mikael nicht wörtlich verstand, deren Meinung ihm aber gleich klar wurde. Er begriff, daß es sich um die Landessprache handeln mußte. Dieser Mann war einfacher gekleidet als der andere, und irgend etwas sagte Mikael, daß es sich um Herrn und Diener handeln mußte.
    Er gab zu verstehen, daß er nur Deutsch sprach. Der vornehmere Mann, der noch ziemlich jung aber sehr mitgenommen war, sagte nun auf Deutsch:
    »Wer auch immer Ihr seid, habt Dank! Tausend Dank! Viel länger hätten wir nicht ausgehalten.«
    Mikael stellte sich vor und fragte nach dem Namen der beiden.
    »Das wißt Ihr nicht? Ich bin Graf von Steierhorn, der Besitzer des Gutes, und das hier ist mein Diener.« Da hatte der Alte doch recht gehabt, der Besitzer war jung. Einen guten Kerl hatte der Alte ihn genannt. »Aber…« Mikael war ganz verwirrt. »Wer wohnt denn jetzt auf dem Gut? Dieses Paar mit der Tochter Birgitte?« Der Graf zog eine Grimasse. »Räuberbande, Glücksritter! Doch, die heißen auch von Steierhorn, sind aber ganz entfernte Verwandte, und denen gehört gar nichts. Sie kamen zufällig zu Besuch, weiß der Teufel warum, und als ein Bote kam und den Vormarsch der russischen Truppen meldete, nutzten sie die durch die Flucht der Dorfbewohner entstandene Situation aus. Sie schlugen uns nieder und übernahmen das Gut zusammen mit ihren jämmerlichen Dienern, die eigentlich meine waren, mich aber verrieten. Ihr Plan war natürlich, uns hier sterben zu lassen. Nochmals vielen Dank, junger Mann!« »Dankt nicht mir, sondern … «
    Plötzlich sah er die Frau an der Tür stehen. Sie schüttelte energisch den Kopf, und er schwieg augenblicklich. Verdammtes, geheimnisvolles Weib, dachte er wütend. Was will sie eigentlich?
    Er berichtete von dem Unglück mit der Galerie, verschwieg aber seine Beteiligung an dem Elend. Es war ja auch nicht seine Schuld gewesen.
    »So, die sind also verletzt«, stellte der richtige Graf bissig fest. »Nun, das paßt mir ausgezeichnet. Junger Mann, in dem Haus hier nebenan liegt ein Gewehr. Ladet es, und dann werden wir alle drei zum Hauptgebäude gehen. Nein, nein, hier soll nicht geschossen werden. Aber das Ungeziefer muß raus! Augenblicklich!«
    Mikael tat, worum er gebeten war. Er ging davon aus, daß die Dame die Gattin dieses Mannes war. Das Alter könnte stimmen. Aus welchen Gründen sie sich zurückhielt, ahnte er nicht. Ihre Eheprobleme sollten die beiden selber lösen. Er hatte das alles restlos satt, und er wollte nur so schnell wie möglich weg von hier.
    Als er zurückkam, waren die Männer inzwischen selbst auf die Beine gekommen. Zusammen gingen sie zum Hauptgebäude, die beiden Männer von Mikael gestützt.
    Endlich hatte es zu schneien begonnen. Es schneite wohl schon eine Weile, denn Mikael sah auf dem Hofplatz einen Teppich aus Neuschnee, der sich über dem alten ausgebreitet hatte. In seiner Aufregung war ihm das vorher gar nicht aufgefallen.
    Der kleine Hund hatte Mikael

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