Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame
Schatz nicht vor den Kindern! Man kann nie wissen.« »Da gebe ich dir recht«, sagte Gabriella. »Ich weiß, daß Villemo nichts Böses in sich hat. Aber das hatte Trond auch nicht.«
Mikael sah sie alle an. »So wie ich das sehe, liegt die größte Gefahr in der Kenntnis, wer den Schatz bekommen soll. Ich werde Dominic nichts sagen.«
»Gut so«, antwortete Andreas. »Die Kinder wissen natürlich von der Existenz des Schatzes. Aber keins weiß, daß Niklas ihn später bekommen soll.«
Er lächelte träumend. »Was für süße Kinder, diese drei mit den Katzenaugen! Da gibt es nichts Böses.« Liv und Are sahen sich an, beide von der gleichen Unruhe gepackt: Bei einem der drei Kinder waren sie nicht so ganz sicher. Da waren so ein paar Anzeichen… Anzeichen, die sich in beide Richtungen entwickeln konnten. Im Stillen beteten sie, daß es zur richtigen Seite ausschlagen möge.
Are riß sich von seinen Gedanken los. »Laß uns jetzt deine Geschichte hören, Mikael.«
Sie setzen sich alle besser zurecht. Matilda holte mehr Bier und schenkte die Becher voll. Dann begann Mikael: »Ich bin immer einsam gewesen. Eine Einsamkeit, die von innen kommt und durch Freundschaft nicht ersetzt werden kann. Sie ist einfach da.«
Are nickte. »Tarjei ging es auch so. Vielleicht nicht ganz so schlimm.«
Das Sprechen fiel Are nicht leicht. Er atmete schwer und erschöpft. Aber er war ganz klar im Kopf, auch wenn Rücken und Brustkorb so übel zugerichtet waren, daß er sich kaum noch bewegen konnte.
»Wie ich gestern schon erwähnte, hatte ich eine sehr unruhige Kindheit«, fuhr Mikael fort. »Bis Marca Christiana dann Gabriel Oxenstierna geheiratet hat und ich bei ihnen wohnen konnte. Ich habe nie gewußt, was ich werden wollte, weiß es immer noch nicht.
Ich habe es mit einem Studium versucht, wie mein Vater Tarjei, aber das ging nicht sehr gut. Es war wohl nicht das richtige für mich. Unglücklicherweise ist der Mann von Marca Christiana Offizier - und er hält das Kriegshandwerk für das einzig Wahre. Er dachte, das sei es auch für mich, und ich konnte nicht nein sagen. Ich habe immer versucht, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen.« »Ach du Ärmster, gehörst du zu den Mitgliedern des Eisvolkes?« fragte Cecilie.
Mikael lächelte, hatte er doch das Gefühl, daß Cecilie nicht gerade zu den Gehorsamsten zählte.
Ihnen fiel auf, daß Mikael ab und zu verstohlen durchs Fenster sah.
»Machst du dir Sorgen wegen der Kinder?« fragte Matilda und erhob sich.
»Ja«, lächelte er entschuldigend. »Ich frage mich, wie Dominic zurechtkommt.« Matilda und Cecilie sahen aus dem Fenster.
»Sie haben sich getrennt«, sagte Cecilie. »Line und Irmelin haben einander scheinbar gesucht und gefunden. Zwei prächtige Hausfrauentypen, die beiden. Ertränken den kleinen Tristan mit quälender Fürsorge. Sie haben ihn gerade im Wassertrog für die Pferde ins Bett gelegt. Gott sei Dank ist kein Wasser drin.«
»Sie sind doch hoffentlich vorsichtig mit dem letzten Paladin?« fragte Alexander ängstlich.
»Dein Stolz läßt sich von ihnen alles gefallen«, neckte seine Frau.
»Tristan besitzt zweifellos eine ganze Portion Faulheit«, lachte Tancred.
»Aber die anderen kann ich nicht sehen«, sagte Matilda. »Doch, da sind sie! Villemo und Niklas und Dominic sind auf den Heuboden geklettert und sitzen dort. Anscheinend sind sie tief in ein Gespräch vertieft.«
»Die drei mit den Katzenaugen«, murmelte Cecilie. »Sieht so aus, als hätten sie einander gefunden. Könnte lustig sein, das Gespräch zu belauschen!«
Mikael wirkte beruhigt, und alle setzten sich wieder hin. Tancred sagte mit seiner freundlichen, frischen Stimme: »Bei unserem Treffen in Bremen, da lebte Dominic doch schon. Warum hast du nichts von ihm erzählt, Mikael? Verheiratet bist du doch sicher auch?«
Nur zögernd kam Mikaels Antwort. »Ja, ich bin verheiratet.« Wieder wurde es ganz still.
»Ich meine, du solltest uns von deiner Ehe erzählen«, sagte Liv ruhig.
»Ich… gehe nicht wieder zurück. Würdet ihr dafür sorgen, daß Dominic sicher wieder nach Schloß Mörby nördlich von Stockholm zurückkehrt? Anette, meine Frau, hängt sehr an ihm. Der Junge ist ihr ein und alles.« »Und du?« fragte Are nach eine Pause. »Bleibst du hier?« »Nicht lange«, antwortete Mikael mit der gleichen abwesenden Stimme wie vorher. »Ich muß weiter.« : »Wohin?« »Ich habe ein Ziel.«
Als er nichts mehr sagte, fragte Cecilie: »Führst du keine glückliche
Weitere Kostenlose Bücher