Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
Vom Netzwerk:
ist. Es gibt noch so vieles zu besprechen. Dem Himmel sei Dank, daß du gerade jetzt gekommen bist.« »Dominic hat darauf bestanden, daß wir jetzt unbedingt hierher müssen.«
    Sie sahen den Jungen alle mit einem wehmütigen Lächeln an.
    »Habt ihr eigentlich bemerkt, daß in der Allee ein Baum ganz schief steht?« fragte Mikael. »Der sieht lebensgefährlich aus. Den sollte man fällen.« Im Zimmer wurde es ganz still.
    »Der Baum darf noch nicht gefällt werden«, sagte Liv.
    Dominic nahm die Hand seines Vaters und sah zu ihm auf. »Vater… Sie sind alle so traurig. Warum?« Sie begriffen alle, daß Dominic kein gewöhnliches Kind war. Ein Außenstehender hätte nichts anderes bemerkt als die große Wiedersehensfreude der Familie. Der Junge aber ahnte mehr.
    Mikael sah sich um. »Und Großvater? Viele Jahre lang habe ich gehofft, ihn wiederzusehen. Komme ich… ?« »Nein, du kommst nicht zu spät, Mikael«, sagte Liv sanft. »Dein Großvater, mein Bruder Are, liegt schwer verletzt im Zimmer nebenan. Er wurde beim Holzfällen von einem stürzenden Baum getroffen.«
    »So langsam beginne ich zu begreifen«, sagte Mikael. »Wann war das?« »Vor fast einem Monat.«
    Er dachte nach. So nickte er. »Genau, da hat Dominic zu mir gesagt, wir müßten schnellstens hierher. Ich dachte, es gelte mir.
    Mit weicher Stimme sagte Mattias zu ihm: »Wir haben gesehen, daß du nicht gesund bist. Ist es etwas Ernstes?« Mikael sah seinen Sohn schnell an und sagte leichthin: »Das glaube ich nicht.« Die anderen verstanden ihn.
    »Es gibt noch etwas, was du wissen solltest«, sagte Brand. »Die Sache im Wald war eine große Tragödie für uns. Tante Livs Sohn, Tarald versuchte, meinen Vater vor dem stürzenden Baum zu retten. Der ist genau auf ihn gefallen.«
    Mikael sah von einem zum anderen. »Ist er… ?« »Nein, er konnte sich nicht retten.«
    Er wandte sich an Mattias. »Dein Vater? Und Yrjas… dein Mann, nicht wahr?« »Ja«, antworteten die beiden. »Das tut mir wirklich sehr leid.«
    Ruhig sagte Yrja: »Seit drei Wochen ruht Tarald jetzt in der Erde. Die Trauer um ihn hat sich von einer schmerzenden Wunde zu einer schönen Erinnerung gemildert. Jetzt tun wir alles, um Onkel Are zu retten.«
    Liv erhob sich. »Kommt ihr beiden! Ich will dabei sein, wenn Are seine schwedischen Nachkommen trifft. Matilda, Brands Frau, hält bei ihm Wache. Wir wechseln uns ab. Ach, auf diesen Tag hat er zwanzig Jahre gewartet! Er war ganz verzweifelt, daß er jetzt sterben soll, ohne dich gesehen zu haben.« »Besteht denn keine Hoffnung mehr?« Liv seufzte. »Ich fürchte, nein.«
    So viele wie möglich folgten den beiden ins Schlafzimmer, das einmal Tengel und Silje und später Mikaels Vater Tarjei gehört hatte. Eine Frau erhob sich und grüßte leise.
    Are lag unruhig im Bett. Sein Gesicht war beinah so weiß wie das Haar und der Bart. Nur seine Augen leuchteten dunkel.
    »Are«, sagte Liv zärtlich. »Du hast Besuch.«
    Der Alte sah erst Mikael an, dann Dominic und wieder Mikael. Die anderen standen stumm da.
    »Guten Tag, Großvater«, sagte Mikael leise.
    Tränen sprangen in Ares Augen. Er streckte die Hand aus und legte sie dem Enkel auf den Arm.
    »Ich wußte, daß du eines Tages kommen würdest. Dachte nur, es könnte zu spät sein. Ich habe nach dir gesucht, mein Junge.«
    »Und ich habe mich hierher gesehnt«, antwortete Mikael. »Der Krieg hat uns gehindert.«
    Are bekam kaum die Worte über die Lippen. »Gott segne dich«, sagte er wieder und wieder. »Gott segne dich! Und das muß wohl dein Sohn sein? Ein echter Sohn des Eisvolkes, wie ich sehe.«
    »Ja, das ist Dominic. Seine Mutter ist Französin, daher der Name.« »Ist sie nicht mitgekommen?« »Nein, dieses Mal nicht.«
    Anette… Was sie jetzt wohl machte? Lag sie weinend in Henris Armen? Jemand würde sie sicher trösten. Hauptsache, Dominic kam bald wieder zurück.
    »Mikael, du mußt von deinem Leben erzählen«, bat Gabriella.
    »Nicht jetzt, er ist viel zu müde. Und der Junge muß auch schlafen«, entschied Liv.
    »Sie können das Zimmer hier nebenan haben«, sagte Are. »Ich will sie in meiner Nähe wissen. Und morgen wollen wir reden, alle zusammen. Aber vergeßt mich nicht. Ich möchte dabeisein.«
    Ein neuer Glanz breitete sich in seinen bereits vom Tode gezeichneten Augen aus.
    Sie waren wirklich sehr müde, Dominic und Mikael. Beim Abendessen konnten sie sich eben noch wach halten. Die Familie nahm Rücksicht darauf und stellte kaum weitere Fragen.
    Endlich

Weitere Kostenlose Bücher