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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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eisigem Entsetzen geschüttelt flüchtete er in die Nacht. In seinem Kopf war nur noch ein einziger Gedanke. Er wollte fort. Nur fort von diesem fürchterlichen Diener An-Rukhbars. In seiner Angst vergaß er völlig, was er sich geschworen hatte. Hilflos überließ er die drei Frauen ihrem Schicksal.
    Das unheimliche, schattenhafte Wesen auf dem Waldweg blieb stehen und blickte dem großen Vogel ohne besonderes Interesse nach. Es war nicht auf der Suche nach Tieren.
    Der gedrungene Körper des Wesens erschien im Verhältnis zu seinem großen, unförmigen Kopf viel zu klein geraten und war nur sehr spärlich mit langen, schwarzen Borsten behaart. An den überlangen Armen, die bisweilen auf dem Boden schleiften, saßen Hände mit nur drei Fingern, deren messerscharfe Krallen im Mondlicht blitzten. Große klauenbewehrte Füße an kurzen kräftigen Beinen verliehen dem Wesen die nötige Standfestigkeit, um sein Gleichgewicht zu halten. Das Fürchterlichste an dem Wesen aber waren die lidlosen, grün leuchtenden Augen, mit denen es in der Lage war, jedem schlafenden Lebewesen auf den Grund der Seele zu blicken. Deshalb nannte man ihn, der in seiner eigenen Dimension keinen Namen hatte, in dieser Welt einen Traumflüsterer.
    Ilahja erwachte, weil Brox geduckt neben ihr lag und leise knurrte. Mit angelegten Ohren und gebleckten Zähnen starrte er durch die Dunkelheit auf den schmalen Waldweg. Ilahja spürte sofort die unheimliche Spannung in der Luft und ein sonderbares Angstgefühl beschlich sie. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken. Das Amulett zwischen ihren Brüsten wurde seltsam warm und begann zu pulsieren. Aus lauter Angst wagte sie kaum zu atmen und blickte Hilfe suchend zu Tassea hinüber. Die Heilerin war schon wach und sah sich mit angstgeweiteten Augen um. Nur Xara schlief noch, aber sie bewegte sich im Schlaf unruhig hin und her und würde sicher bald erwachen. Die Ziegen und das Pony waren fort.
    Plötzlich wurde der Stein auf ihrer Brust unerträglich heiß. Vorsichtig zog sie ihn hervor und nahm ihn in ihre Hände. Ein schwaches oranges Glühen drang durch ihre Finger, doch sie hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern, denn Brox begann angstvoll und in so hohen Tönen zu winseln, wie sie Ilahja noch nie von einem Hund gehört hatte. Was immer dort draußen war, musste ihnen schon sehr nahe sein, und es bewegte sich so langsam, als suche es nach etwas.
    Ilahja versuchte sich an die Worte der Heilerin zu erinnern: »… Er hat ein mächtiges Wesen aus einer anderen Dimension beschworen, das ihm bei seiner Suche nach Frauen wie dir helfen soll…« So oder ähnlich lautete die Nachricht, von der Tassea ihr berichtet hatte. Lähmende Furcht ergriff Ilahja. Wenn dort in der Dunkelheit nun dieses Wesen lauerte? In ihrer Angst nahm sie das Amulett noch fester in die Hände und presste es an ihre Brust, während sie verzweifelt darum betete, nicht entdeckt zu werden. Noch während sie dies tat, begann das Leuchten zwischen ihren Fingern sich immer weiter auszubreiten. Es dehnte und streckte sich, bis es Ilahja, den Hund und schließlich den ganzen Lagerplatz umschloss.
    Gleichzeitig erlebte Ilahja ein wunderbar tröstliches Gefühl. Auch Brox beruhigte sich und hörte auf zu winseln. Xara war jetzt ebenfalls wach. Ebenso wie die Heilerin hatte sie sich aufgesetzt und sah Ilahja erstaunt an. Keine von ihnen wagte zu sprechen oder sich zu bewegen. Ängstlich warteten sie darauf, was nun geschehen würde.
     
     
    Etwas stimmte nicht.
    Verwirrt blickte sich der Traumflüsterer um. Eben noch hatte er ganz deutlich die Träume schlafender Frauen gespürt, doch nun waren sie plötzlich verschwunden. Suchend dehnte er seine empfindlichen Sinne nach allen Seiten aus, doch die Frauen blieben verschwunden. Von der Magie des Amuletts getäuscht bemerkte er nicht, dass sie noch immer direkt vor ihm waren. Seine grünen Augen konnten den magischen Lichtkegel, der sie umgab, nicht durchdringen und die tastenden Gedanken, die er immer wieder nach allen Richtungen aussandte, glitten von dem Licht ab und vermittelten dem Flüsterer ein Bild von Leere und Dunkelheit.
    Der Traumflüsterer schnaubte angewidert. Er hasste diese fremde Welt voller Licht und Leben. Nur sein unstillbarer Hunger hatte ihn dazu veranlassen können, dem Ruf des Meistermagiers zu folgen. Menschliche Seelen waren in seiner Dimension nur schwer zu bekommen und viele Gefangene aus der Festungsstadt hatten ihr Leben lassen müssen, bevor er überhaupt

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