Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
Aufmerksam lauschte die Heilerin in die Dunkelheit. Da war es wieder! Hoch oben in den Baumkronen knackten die Äste und zerbarsten wie unter einem großen Gewicht. Tassea glaubte das schlagende Geräusch von Flügeln zu hören, als kämpfe dort oben ein großer Vogel um sein Gleichgewicht. Dann war alles ruhig. Die Heilerin setzte sich auf und blickte neugierig zu Xara und Ilahja hinüber. Beide schliefen tief und fest und hatten offenbar nichts gehört. Selbst Brox, der mitten auf der Lichtung bei den Ziegen wachte, rührte sich nicht und schien nichts Ungewöhnliches bemerkt zu haben. Tassea wartete noch eine Weile, konnte aber außer dem sanften Rauschen der Bäume und dem leisen Rascheln und Piepsen kleiner Nager im trockenen Laub keinen ungewöhnlichen Laut vernehmen. Müde kroch sie schon bald wieder unter ihre Decke und versuchte einzuschlafen.
     
     
    Auch der große Vogel hoch oben in den Baumwipfeln hatte seine Augen geschlossen. Er war es nicht gewohnt, im Sonnenlicht zu fliegen. Seine Domäne war die Nacht, doch wenn er die drei Reisenden nicht aus den Augen verlieren wollte, war er gezwungen ihnen am nächsten Morgen zu folgen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit hatte er die drei Frauen zufällig entdeckt. Wie so oft in den letzten Mondläufen war er unterwegs gewesen, um die Siedlung zu beobachten, in der die junge rothaarige Frau lebte, die ihm, ohne es zu wissen, seinen Lebensmut zurückgegeben hatte. Doch etwa eine Tagesreise von ihrem Dorf entfernt hatte er ein kleines Feuer am Rande des Weges bemerkt. Einer plötzlichen Eingebung folgend entschloss er sich nachzusehen, wer dort im Wald sein Lager aufgeschlagen hatte. Fast lautlos war er herangeglitten, um eine gute Sicht auf den Lagerplatz zu bekommen. Dabei musste er sehr vorsichtig sein, um die vielen Ziegen, die auf einer Lichtung nahe dem Lagerplatz grasten, nicht zu erschrecken. Trotz aller Vorsicht hatte er nicht verhindern können, dass einige dünne Äste unter seinem Gewicht brachen. Damit hatte er eine der Frauen aufgeweckt, doch sie hatte ihn nicht gesehen und sich schon bald wieder schlafen gelegt.
    Als er die beiden anderen Frauen betrachtete, erlebte er eine Überraschung. Niemals hätte der Riesenalp vermutet, dass ausgerechnet sie es war, die dort unten auf dem harten Waldboden schlief. Das kupferrote Haar umrahmte ihr nun schon vertrautes Gesicht und ließ sein Herz höher schlagen.
    Was wollte sie hier? Wohin waren die Frauen unterwegs?
    Er musste es herausfinden und entschloss sich zu bleiben. Denn wenn er in seine Höhle zurückkehrte, bestand die Gefahr, dass er die drei Frauen am nächsten Abend in dem immer dichter werdenden Wald nicht mehr wiederfand.
    Gedankenverloren ordnete der Riesenalp sein graues Gefieder. Morgen würde er den Frauen unauffällig folgen. Müde streckte er noch einmal seine mächtigen Schwingen, schüttelte sich und verbarg seinen Schnabel unter einem der Flügel. Ein leichter Schlaf trug ihn davon. Doch wie bei allen Tieren blieb auch bei ihm ein Teil seines Bewusstseins wachsam, um ihn zu warnen, falls Gefahr drohte.
    Es konnte noch nicht viel Zeit vergangen sein, als der große Vogel plötzlich erwachte. Alle seine Sinne schrien danach, sofort die Flucht zu ergreifen, doch der Riesenalp zwang sich ruhig zu bleiben, um den Grund für das eisige Entsetzen, das ihn erfasst hatte, zu erfahren. Vorsichtig rückte er sich auf seinem Ast so zurecht, dass er eine bessere Sicht auf den Waldweg und das Lager der Frauen hatte.
    Die Lichtung war verlassen und alle Ziegen fort. Die drei Frauen schliefen noch. Nur der zottige Hund kauerte dicht neben der rothaarigen Frau und knurrte leise in den Wald hinein. Plötzlich spürte der Riesenalp, wie eine fremde Wesenheit versuchte in seine Gedanken einzudringen. Die Berührung in seinem Geist war eisig und so fremd, dass der Vogel es kaum ertragen konnte. Eilig errichtete er eine Barriere um seine Gedanken, die seine Intelligenz verbarg und dem Eindringling den Eindruck einer niederen Vogelart vermittelte. Daraufhin zog sich der fremde Geist zurück, doch die Kälte, die er hinterließ, war nicht von dieser Welt. Nur mit einer gewaltigen Willensanstrengung konnte der Riesenalp sich dazu zwingen, nicht sofort davonzufliegen.
    Als er wenig später die alptraumhafte Gestalt erblickte, die mit unnatürlichen Bewegungen über den Waldweg auf ihn zukam und ihren Kopf immer wieder witternd in die Höhe hob, gab es jedoch nichts mehr, was ihn an diesem Ort halten konnte. Von

Weitere Kostenlose Bücher