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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Schon oft hatte sie sich diese Frage gestellt, denn sie gab sich die Schuld an dem, was ihrer Schwester zugestoßen war. Und obwohl Naemy wusste, dass sie niemals erfahren würde, wie ihre Schwester wirklich gestorben war, quälte sie noch immer der Gedanke, dass sie im entscheidenden Moment nicht an Sharis Seite war, um ihr zu helfen. Eigentlich wollte Naemy ihre kleine Schwester damals in die Finstermark begleiten, doch Shari hatte darauf bestanden, allein zu gehen, und behauptet, längst alt genug für eine solche Reise zu sein. Wütend zerbrach Naemy einen kleinen Ast und warf ihn auf das Feuer. Wäre sie doch nur mit ihr gegangen! So viele waren danach gestorben, doch den Tod ihrer Schwester würde sie niemals verwinden können.
    Viele Sommer waren seitdem vergangen. Einsame Sommer, in denen sich Naemy viel zu oft auf der Flucht vor den Kriegern An-Rukhbars befunden hatte und rastlos im Land umhergewandert war. Das Einzige, was sie noch davon abhielt, dieses Land zu verlassen, war ihr brennender Wunsch, Sharis Tod zu rächen.
    Und nun tauchte diese Botin auf. Sie schien Naemy gut zu kennen. Wie hätte sie sonst wissen können, dass Naemy den geheimen Ort kannte, an dem sich die Priesterinnen verborgen hielten. Doch das musste nichts bedeuten. Naemy war sich noch immer nicht ganz sicher, dass es sich bei der Erscheinung tatsächlich um eine Botin der Gütigen Göttin handelte, denn sie wusste, dass die Göttin verbannt und machtlos war.
    Vielleicht war es nur eine neue List, die sich An-Rukhbar ausgedacht hatte, um die letzten überlebenden Nebelelfen endlich zu fangen.
    Naemy war verwirrt. Nach einer einfachen Mahlzeit wickelte sie sich wieder in ihre Decken und dachte nach. Das Feuer strahlte jetzt eine wohltuende Wärme aus und der Blick der Nebelelfe ruhte auf den Flammen, als könne sie in ihnen eine Antwort auf ihre Frage finden.
    Sollte sie wirklich dorthin gehen?
    Der Ort, den die Botin ihr gezeigt hatte, lag weit abseits der von ihr gewählten Route. Und eigentlich wollte sie an diesem Morgen mit ihrer Reise in den Süden beginnen, denn sie hoffte, dort schon wärmere Temperaturen vorzufinden.
    Anthorks Prophezeiung! Sie war die große Hoffnung der Menschen in Thale. Allein der Gedanke, dass es einmal einen Befreier geben würde, ließ die Menschen ihr Leid geduldig ertragen, denn ihre Göttin war fort und es gab nichts mehr, an das sie sonst glauben konnten. Naemy war sich nicht sicher, ob der Wortlaut der Prophezeiung heute noch den wahren Worten des Druiden entsprach. Sie selbst hatte die Worte damals nicht gehört, denn sie befand sich zu diesem Zeitpunkt schon auf der Flucht. Es war gut möglich, dass die Menschen den Worten des Druiden im Laufe der Zeit vieles hinzugedichtet hatten. Doch wenn die Worte so weitergegeben wurden, wie Anthork sie gesprochen hatte, und wenn es wirklich so kam, wie Anthork es vorausgesehen hatte, wäre dies für Naemy endlich eine Möglichkeit, mit ihrer Rache zu beginnen.
    Und plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte.
    Entschlossen stand sie auf und löschte das Feuer. Während sie ihre wenigen Sachen zusammensuchte und fest verschnürte, ging sie in Gedanken noch einmal die einzelnen Schritte durch, die nötig waren, um den gewünschten Ort zu erreichen. Dann zeichnete sie mit einem langen Stock ein großes Pentagramm in den feinen Sand, der den Höhlenboden überall bedeckte. An jeden der fünf Zacken des Sterns schrieb sie ein magisches Symbol. Als das Pentagramm fertig war, schulterte sie ihr Bündel und stieg vorsichtig in seine Mitte. Langsam erhob sie ihre geöffneten Hände in Richtung der Sonne. So stand sie eine Weile völlig regungslos da und nur ihre Lippen bewegten sich lautlos, während sie die uralten Worte der Elfen sprach, die sie durch die kalte Zwischenwelt an den Ort bringen würden, wo sich die Prophezeiung erfüllen sollte.
     
    An diesem Morgen erwachte Ilahja sehr früh. Sie fror entsetzlich.
    Die letzte Glut des Feuers war erloschen und der Geruch kalter, feuchter Asche hing noch in der Luft. Der Tau machte ihre Kleidung klamm und ihre kalten Glieder schmerzten. Ein Blick zum Himmel sagte ihr jedoch, dass die Sonne bald aufgehen würde, und so wartete sie unter ihren Decken sehnsüchtig auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen.
    Als die blasse, runde Scheibe der Sonne endlich am Horizont erschien, setzte sie sich auf und schlang ihre Decke um die Schultern.
    Ein Blick auf die nebelverhangene Lichtung zeigte Ilahja, dass die meisten geflohenen

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