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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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immer nicht geheuer. Mit einer Mischung aus Angst, Ehrfurcht und Bewunderung holte er den Dolch aus der ledernen Tasche, die er eigens dafür mit sich führte, und wickelte ihn aus dem Tuch.
    Auf dem Festplatz hatte das Feuer inzwischen seine ganze Kraft entfaltet. Der Schein der Flammen brachte den Asaak zum Funkeln und die polierte Klinge blitzte gefährlich, als Zatoc ihn aus den Tüchern hob und vor die Wand trat. Sein Plan war einfach. In der Hoffnung, die richtige Höhe gewählt zu haben, setzte er die Spitze des Dolches auf den Stein und schritt die Wand hinter dem Ratstisch ab. Dort, wo die Klinge die Wand berührte, blieb ein dünner Strich zurück, der nicht zu übersehen war. Doch das kümmerte Zatoc wenig. Er hatte schon so viele Spuren hinterlassen, dass es auf eine mehr oder weniger nicht mehr ankam.
    Selbst wenn es weitere hundert Spuren und Beweise gäbe, könnte man ihn nicht schnappen. Zatoc grinste breit. Sobald er den Beutel voller Gold hätte, würde er sich nach Daran absetzen. Dort hatte er alte Bekannte, mit deren Hilfe er ein schönes, neues, wenn auch kein ehrlicheres Leben beginnen wollte. Schon immer war es sein größter Wunsch gewesen, ein eigenes Hurenhaus zu besitzen, und während er dem schabenden Geräusch lauschte, mit dem die Klinge über die Wand glitt, malte er sich seine Zukunft in den schönsten Farben aus. Er war fast am Ziel. Wenn der Asaak die unsichtbare Nische berührte, würde sich der Zauber, der sie verbergen half, augenblicklich auflösen. Dann brauchte er nur noch das Amulett an sich zu nehmen und zu verschwinden. Am liebsten hätte Zatoc laut gelacht. Zugegeben, die Arbeit gestaltete sich schmutziger, als er erwartet hatte, aber sie war auch einfacher. Er konnte nur hoffen, dass. . . In diesem Augenblick versank der Asaak bis zum Heft in der Wand und das makellose Weiß um ihn herum verschwamm. Die Nische! Zatocs Herz tat vor Freude einen Sprung. Ungeduldig wartete er, bis das Sternenebulit die Magie des Schutzzaubers aufgelöst hatte, doch kaum war es so weit, sah er sich schon der nächsten Schwierigkeit gegenüber. Entgegen seiner Erwartung befand sich das Amulett nicht unmittelbar hinter der Wand, sondern wurde zusätzlich von einer sechseckigen Kristallsäule geschützt, in der das Kleinod wie schwerelos zu schweben schien. Zatoc streckte die Hand aus, um die Säule zu berühren, zog sie aber fluchend wieder zurück, als unzählige grüne Blitze auf den Handschuh trafen. Ohne den Asaak würde er auch hier nicht weiterkommen. Offenbar wurde das Amulett durch mehr als nur einen Zauber geschützt. Vorsichtig setzte er den Asaak in der rechten Ecke der Wandnische an und fuhr deren Konturen sorgfältig nach. Das Ganze erweckte den Eindruck, als wolle er ein unsichtbares Stück aus der Luft herausschneiden, und so ungefähr war es ja auch. Zatoc führte den Elfendolch zuerst nach oben, dann nach links, wieder nach unten und von dort zurück zum Ausgangspunkt. Als der Dolch die Stelle erreichte, an der Zatoc mit dem Schnitt begonnen hatte, zerstob die Wächtermagie mit einer heftigen Explosion, deren Druckwelle die Kristallsäule zum Schwanken brachte. Ein leichter Stoß genügte und sie fiel endgültig um. Bei dem Klirren und Krachen, mit dem die Säule auf dem Boden zersplitterte, frohlockte Zatoc innerlich. Das Amulett, seine Lebensversicherung, lag zum Greifen nahe vor ihm. Er brauchte es nur noch aus der Festung zu schaffen und Skynom zu übergeben, dann war er frei frei und reich!
    Zatoc wickelte den Asaak wieder in das dicke Tuch und verstaute ihn in der Tasche. Dann zog er die Handschuhe aus, warf sie fort und packte das Amulett. Er nahm sich nicht die Zeit, die Schönheit des Kleinods zu betrachten, denn der Schein des Feuers auf dem Festplatz wurde immer schwächer, ein deutliches Zeichen dafür, dass die Feierlichkeiten ihrem Ende entgegengingen.
    Als er durch die menschenleeren langen Korridore der Inneren Festung zurückeilte, konnte er sein Glück kaum fassen. Er hatte mehr Spuren hinterlassen als eine Herde Steppenbüffel und mehr Lärm gemacht als eine Felsenlawine und dennoch war niemand auf ihn aufmerksam geworden. Die Innere Festung war wie ausgestorben und wenn er erst den Festplatz erreicht hätte, könnte ihn niemand mehr finden.
    Kiany erwachte in der Gewissheit, dass etwas Schreckliches geschehen war. Der Ring um ihren Hals war verschwunden und sie konnte die kühle Abendluft, die den Geruch des Feuers in sich trug, wieder ungehindert einatmen.

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