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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Caira-Dan begleiten. Plötzlich war sein Kummer wie weggeblasen. Voller Tatendrang trat er vor die Höhle und ließ sich in die sanften Aufwinde fallen. Den folgenden Sturzflug zog er eine Spur länger hinaus, als es nötig gewesen wäre, und als er schließlich die Schwingen ausbreitete, um an Höhe zu gewinnen, tat er es in ausschweifenden Kreisen, die ihn zum Teil gefährlich nahe an die steilen Felswände heranführten. Auf Zahirs besorgte Frage, ob alles in Ordnung sei, antwortete er gelassen, verriet aber nicht, was er vorhatte. Das sollte eine Überraschung sein.
    Als sich die Flammen dem Kern des riesigen Scheiterhaufens näherten und das Holz der geweihten Schatulle erreichten, die dort unter armdicken Asten verborgen lag, hob Lya-Numi die Arme zum Himmel. Augenblicklich erstarb das leise Gemurmel, welches das Knistern und Knacken des Holzes begleitet hatte, und die Blicke der zweihundertfünfzig Nebelelfen, die sich an diesem Abend um das Feuer im Zentrum Caira-Dans versammelt hatten, ruhten in gespannter Erwartung auf ihrer Priesterin.
    »... iunij koku na siq-qasa min tag wenn wir uns wieder sehen, wird es ein guter Tag sein.«
    Lya-Numis Stimme hallte hell und klar durch die Nacht und selbst die vielen Windspiele in den Bäumen rund um die Lichtung waren verstummt, während sie das traditionelle Gebet zu Ehren der Verstorbenen sprach. » . . . sinya du-n she ed treysa star inro möget ihr das Licht finden, das hinter den Sternen leuchtet!«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Schatulle unter dem Ansturm des Feuers mit einem lauten Knall und gab den Inhalt den Flammen preis. Ein Sturm aus glühenden Funken schoss aus dem Scheiterhaufen und strebte dem nächtlichen Himmel wie eine Wolke brennenden Sternenstaubs entgegen. Getragen von der Hitze des Feuers, stieg sie höher und höher, während ihr glühender, schier endloser Schweif noch immer den Scheiterhaufen berührte.
    Lya-Numi erschauerte. Überwältigt von der Schönheit des Anblicks, füllten sich ihre Augen mit Tränen und ihre Gedanken wanderten weit zurück. Es war wie damals, als sie an der Seite ihrer alten Lehrmeisterin von den Bergrücken des Ylmazur-Gebirges aus das heilige Elfenfeuer zum ersten Mal beobachtete hatte. Jenes seltene Naturschauspiel, das nur alle einhundert Sommer am Himmel erschien und von dem die Legenden berichteten, dass darin die Seelen der verstorbenen Elfen in ihre alte Heimat zurückkehrten. Sie hatte es mit eigenen Augen gesehen damals, als sie noch jung, die Finsternis noch fern und das Land noch friedlich war. Lya-Numi seufzte und blickte den Abermillionen winzigen Funken nach, die über dem gewaltigen Scheiterhaufen allmählich in der Dunkelheit verglühten. Lange hatte sie nach einem Pulver gesucht, dessen Verbrennungsprozess ein ähnliches Leuchten wie das echte Elfenfeuer an den Nachthimmel zauberte. Ein Leuchten, dessen Glanz bis in die Herzen der Elfen zu dringen vermochte, ihnen Trost spendete und ihnen die Kraft schenkte, die schrecklichen Erinnerungen an die Zeit des finsteren Herrschers für immer zu vergessen.
    Ein Blick in die Gesichter der Umstehenden genügte, um Lya-Numi zu zeigen, dass es ihr wieder einmal gelungen war. Die Augen der Elfen glänzten vor Glück, auf ihren Gesichtern spiegelte sich Stolz und die Luft war erfüllt von ehrfurchtsvollem Staunen. Verstohlen wischte sich Lya-Numi die Träne fort, die ihr über die Wange lief. Auch sie war glücklich. Was immer sie in den vielen hundert Sommern ihres langen Lebens erfahren hatte nichts kam dem Hochgefühl gleich, das die Elfen ergriff, wenn sie sich in Caira-Dan versammelten, um ihrer Ahnen zu gedenken und der Gütigen Göttin dafür zu danken, dass sie ihr Volk wieder vereint hatte.
    Nach einer Zeit, die der Elfenpriesterin wie eine kleine Ewigkeit vorkam, wurde der Sturm der Funken langsam schwächer, und in dem Maße, wie die Funken erstarben, begannen die Windspiele in den Bäumen wieder zu singen und die Nacht mit ihrer leisen Musik zu erfüllen. Der letzte Funke erlosch, doch selbst jetzt wagte niemand zu sprechen und der liebliche Klang der Windspiele tat ein Übriges, um die feierliche Stimmung zu vollenden. Lya-Numi trat ans Feuer, blickte über die versammelten Elfen hinweg und hob erneut die Arme, um mit dem Dankgebet an die Gütige Göttin zu beginnen. Wie es in der Überlieferung festgelegt war, würde sie, die Priesterin, die Worte vorsprechen und die versammelten Nebelelfen würden sie gemeinsam wiederholen.
    »Sinayan

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