Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Die ledernen Riemen spannten sich und schnitten ihm tief in die Schultern, während sein behelmter Kopf hart auf einem Stein aufschlug.
Durch einen blutroten Nebel sah die fremde Wesenheit auch die anderen Krieger straucheln und beobachtete, wie der voll bepackte Wagen gefährlich ins Schwanken geriet und umstürzte. Dann wurde es dunkel und die Verbindung zu dem ungewöhnlichen Magier riss ab.
Skynom war zu sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, als dass er den vorsichtigen Kontakt der fremden Wesenheit gespürt hätte. Die dunkle Kapuze zum Schutz gegen den Staub tief ins Gesicht gezogen, hastete der Magier an der endlosen Kolonne schwer bepackter Karren und Wagen vorbei, auf denen sich nicht nur die Ausrüstung des gewaltigen Heeres, sondern auch die Käfige mit den Quarlinen befanden.
Niemand hatte ihn von dem Abmarsch unterrichtet. Niemand! Skynom schnaubte vor Wut. Er hatte für den Meister sein Leben aufs Spiel gesetzt. Seinem mutigen Einsatz hatte es Asco-Bahrran zu verdanken, dass er den Angriff überhaupt beginnen konnte. Wenn er nicht gewesen wäre . . . und jetzt das! Der Meister enthielt ihm nicht nur die angemessene Belohnung vor, nein, man behandelte ihn auch noch wie das letzte Stück Dreck.
Seit er aus Nimrod zurückgekehrt war, gärte es in Skynom. Er war außer sich, weil er die versprochene Belohnung nicht erhalten hatte, und ärgerte sich maßlos über die entwürdigende Behandlung durch Asco-Bahrran. Man hatte ihn benutzt und fallen lassen wie einen alten Lumpen, doch so einfach würde er sich nicht geschlagen geben. Er, der seine steile Karriere in Nimrod einst auf ausgefeilte Intrigen gegründet hatte, würde sich nicht in die klägliche Rolle des Ausgestoßenen fügen wie ein wehrloses Lamm auf dem Opferaltar. Die letzten Sonnenläufe hatte er deshalb damit verbracht, einen Plan zu schmieden. Einen Plan, der dem greisenhaften Meister zeigen würde, wie sehr er sich in Skynom getäuscht hatte. Wie hatte er ihn noch genannt? Nichtswürdiger! Skynom schnaubte erneut. Wenn sein Plan aufginge, würde man sehen, wer hier wirklich der Nichtswürdige war. Doch dazu musste er erst einmal die Wagen der anderen Magier erreichen, die in der Mitte des Heerzuges bei dem mit dicken rubinroten Tüchern verhängten Wagen des Meisters fuhren.
Nimrod brannte!
Die Flammen einer gewaltigen Feuersbrunst, welche die gesamte Festungsstadt erfasst hatte, leckten gierig bis zu den Spitzen der höchsten Türme hinauf, als könnten sie es nicht ertragen, dass auch nur ein einziger der braunen Lehmziegel, aus denen die Hauptstadt einst erbaut worden war, das Wüten unbeschadet überstand. Schwarze Rauchwolken verdunkelten die Ebene und türmten sich bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Valdorberge.
Während die feine Asche der düsteren Schwaden den Schnee grau färbte, spielten sich am Fuß der Festungsmauer dramatische Szenen ah. Über die schwelenden Reste der hölzernen Tore, die Nimrod vor Angriffen schützen sollten, stürzten die Menschen in heilloser Panik auf die Ebene hinaus, hoffend, so dem Feuertod zu entgehen. Dort wurden sie jedoch von einer geschlossenen Reihe schwarzer Krieger erwartet, die mit ihren mannshohen Bogen wahllos in die Menge der Flüchtenden schoss. Hunderte, die dem Feuer entkommen waren, fielen dem Pfeilhagel zum Opfer. Leblose Körper bedeckten die verbrannte Erde vor den Festungsmauern und die Zahl der Toten und Verwundeten nahm schnell immer weiter zu.
Plötzlich wischte ein goldener Staub den entsetzlichen Anblick fort und Nimrod lag wieder friedlich und unversehrt im Sonnenlicht.
Doch das Gefühl einer drohenden Gefahr hing fast greifbar in der Luft und als sich der Blick nach Norden wandte, zeigte sich am Horizont eine Unheil verkündende dunkle Staubwolke, die sich rasch vergrößerte ... Sayen erwachte schweißgebadet. Er zitterte am ganzen Körper. Selten hatte er eine Vision gehabt, die so deutlich und reich an Botschaften war und noch nie eine, die so grauenhaft war.
Die schrecklichen Bilder noch vor Augen, setzte er sich auf und griff nach dem Wasserkrug. Als ihm das kühle Nass durch die Kehle floss, entspannte er sich ein wenig, doch das Gefühl der Eile blieb. Er hatte sich geirrt. Zum ersten Mal, seit er das Amt des Meistersehers von Nimrod innehatte, hatte er sich wirklich getäuscht. Seine Auslegung der Träume dieser Novizin Kiany war falsch gewesen, dessen war er sich inzwischen sicher. Nimrod drohte Gefahr! Große Gefahr. Er musste unverzüglich den Rat
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