Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
von der Vision unterrichten. Hastig kleidete er sich an und verließ seine Räume, ohne das Frühstück zu beachten, welches die Bediensteten für ihn bereitgestellt hatten.
    So früh am Morgen waren die Gänge und Hallen der Inneren Festung fast menschenleer. Draußen war es noch nicht richtig hell. Die Wolken hatten sich wieder verdichtet und entluden erneut ihre nasse, kalte Fracht an den steilen Hängen der Valdorberge. Über die Geräusche des Regens hinweg hörte Sayen hin und wieder die hastigen Schritte der Pagen, die wie an jedem Sonnenlauf das Frühstück in die Gemächer der hochrangigen Bewohner trugen. Sayen bekam keinen der Diener zu Gesicht, wäre aber fast mit einem von ihnen zusammengestoßen, als er die Gemächer des Ab-ners erreichte.
    Im selben Augenblick, als er an die Tür klopfen wollte, wurde diese von innen geöffnet und ein halbwüchsiger blonder Page in der rotgrünen Kleidung des Küchenpersonals trat eilig heraus.
    Den Blick auf den Boden gerichtet, schloss er die für hinter sich und bemerkte Sayen erst, als er vor ihm stand. »Oh, Verzeihung... Herr«, stammelte der Page verlegen. »Ich wollte nicht... ich habe Euch nicht gesehen.«
    »Schon gut.« Der Meisterseher war viel zu sehr in Eile, um sich über die Unvorsichtigkeit des Pagen zu ärgern. »Doch achte das nächste Mal besser darauf, wohin du trittst.«
    »Ja, Herr!« Der Page nickte beschämt, machte aber keine Anstalten, den Weg zur Tür freizugeben.
    Wie angewurzelt stand er vor Sayen, als könne er nicht glauben, dass die erwartete Strafpredigt wirklich ausblieb. »Nun verschwinde schon«, brummte Sayen ungeduldig und griff an dem Jungen vorbei nach dem Türknauf. Lautlos huschte der Page davon, während der Meisterseher die Tür einen Spaltbreit öffnete. »Abner?«, fragte er vorsichtig, weil ihm plötzlich einfiel, dass er gar nicht angeklopft hatte.
    »Ah, Sayen«, begrüßte ihn der Abner erfreut. »Warum so schüchtern? Kommt herein, ich habe Euch doch schon gehört.«
    Der Meisterseher öffnete die Tür nun ganz und betrat das Gemach. Neben einem fünfarmigen Leuchter, dessen Talglichter nahezu heruntergebrannt waren, saß der Abner allein an seinem großen rechteckigen Arbeitstisch, auf dem sich wie gewöhnlich zahlreiche Pergamente stapelten, und nahm die Morgenmahlzeit ein. »Der arme Junge war vor Aufregung völlig durcheinander«, erklärte der Abner im Plauderton, während Sayen vor den Tisch trat. »Es ist das erste Mal, dass er das Essen für die Ratsmitglieder verteilt. Da war es ihm natürlich überaus peinlich, dass er die neuen Talglichter für den Leuchter vergessen hatte, und dann noch der Zusammenstoß mit Euch ... « Der Abner schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Ist wohl nicht sein Glückstag heute. Aber was führt Euch zu dieser frühen Stunde hierher? Habt Ihr schon etwas gegessen?«
    »Abner!« Sayen räusperte sich. Fast tat es ihm Leid, die gute Laune des Abners zerstören zu müssen. »Abner«, begann er noch einmal und allein beim Klang seiner Stimme gefror das Lächeln des Abners. »Ich hatte eine Vision eine sehr deutliche Vision. Es steht zu befürchten, dass Nimrod schon bald Ziel eines Angriffs sein wird.« Sayen zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Wir müssen das Volk von Thale warnen und so schnell wie möglich die Verteidigung vorbereiten, sonst gibt es eine Katastrophe. Ich will Euch kurz schildern, was ich gesehen habe . . . «
    Als der Meisterseher seinen Bericht beendet hatte, stützte der Abner den Kopf in die Hände und starrte einen Weile schweigend auf die Tischplatte. »Dann hatte die Nebelelfe also Recht!«, seufzte er schließlich und straffte sich. Die Bedeutung der Vision, die Sayen erhalten hatte, war so offensichtlich, dass er sofort handeln musste. Nimrod befand sich in höchster Gefahr. Aber nicht nur Nimrod. Die Festungsstadt lag im Herzen Thaies, und wer sie erobern wollte, müsste zuerst das Land durchqueren. Wie es schien, wurde nicht nur Nimrod, sondern ganz Thale von einem unbekannten Feind bedroht, über dessen Herkunft und Stärke die Vision des Meistersehers allerdings nichts aussagte.
    Ein Anflug von Hoffnungslosigkeit streifte jäh seine Gedanken. Thale war ein friedliches Land und besaß außer in den Grenzposten zur Finstermark kaum ausgebildete Krieger. Wie sollten sie sich einem solchen Feind stellen? Hatten sie überhaupt die Mittel und Wege, sich zu wehren? Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihm, dass es unmöglich war. Doch damit konnte und wollte

Weitere Kostenlose Bücher