Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
die mit langen Leitern, Rampen und mit Greifhaken bewehrten Seilen bewaffnet waren. Wenig später hingen die ersten Seile blattlosen Ranken gleich an den Mauern der Festungsstadt, und die schwarzen Krieger zogen sich daran empor. Auch die langen Sturmleitern waren rasch in Position gebracht und wurden von den Kriegern erklommen. Der Ansturm geriet ins Stocken, als sich riesige Kessel mit siedendem Ol in Sturzbächen über die Mauern ergossen und brennende Fackeln die Angreifer und den Boden am Fuß der Festungsmauer in ein Meer aus Flammen und wirbelndem Rauch verwandelten. Die vordersten Reihen der Krieger verbrannten bei lebendigem Leibe. Einige von ihnen stürmten brennend auf die Ebene hinaus, doch nur wenigen gelang es, das verzehrende Feuer zu ersticken. Am Fuß der Festungsmauer lagen die Verwundeten und Sterbenden inmitten der erstickenden Rauchschwaden. Die nachrückenden Reihen wichen vor der Flammenwand zurück, während der Wind den schwarzen stinkenden Rauch über ihre Köpfe hinwegtrug.
    Für eine Weile war das Heer der Angreifer den Blicken der Verteidiger entschwunden. Jubel brandete auf. Der Anblick der zurückweichenden Krieger schenkte den Verteidigern neuen Mut und die Gewissheit, dass die hünenhaften Krieger nicht so unverwundbar waren, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte.
    Über dem geschlossenen Tor der Festungsmauer stand Anthork und starrte mit ausdrucksloser Miene auf das ungeheure Spektakel. Er spürte, wie neue Zuversicht seine Krieger erfüllte, und nickte zufrieden. Dieser erste kleine Sieg war ungeheuer wichtig für die Moral der Männer. Er gab ihnen das Gefühl, dem Gegner nicht wehrlos ausgeliefert zu sein, und verlieh ihnen Kräfte, die keine Magie bewirken konnte. Von nun an würden sie bis zum letzten Atemzug kämpfen und keinen Gedanken mehr an Flucht verschwenden, bis die Schlacht entschieden war.
    Besorgt wandte Anthork sich um und warf einen Blick auf die Häuser hinter den Mauern. Dort hatten sich die Feuer inzwischen bedrohlich ausgebreitet, und obwohl die Menschen fieberhaft bemüht waren, die Brände zu löschen, würde so manches Haus nicht mehr zu retten sein.
    Der oberste Druide seufzte auf. Da niemand damit gerechnet hatte, dass die Pfeile der Angreifer eine solch ungeheure Reichweite besaßen, hatte auch niemand daran gedacht, für ein Feuer dieser Größenordnung Vorsorge zu treffen. Wasser war zwar ausreichend vorhanden, doch es war offensichtlich, dass es nicht genügend Gefäße gab, um es zu den vielen Brandherden zu schaffen. Ein Aufschrei lenkte die Aufmerksamkeit des Druiden auf ein lichterloh brennendes Haus in unmittelbarer Nähe. Er hörte die Dachbalken ächzen und sah die Menschen davonrennen, dann gab das Gebälk dem Ansturm des Feuers nach und krachte in einer gewaltigen Stichflamme in sich zusammen. Der Feuersturm erfasste jeden, der sich nicht rechtzeitig hatte in Sicherheit bringen können. Erschüttert musste Anthork mit ansehen, wie Frauen und Kinder mit brennenden Gewändern durch die Gassen liefen. Die schrecklichen Schreie der Brandopfer gellten über den Lärm der Schlacht hinweg bis zu den Zinnen hinauf und mahnten ihn, dass es Zeit wurde, etwas zu unternehmen. »Lauf zur Inneren Festung und suche Artair und Sheridan«, wandte er sich mit ernster Miene an den jungen Meldegänger, der neben ihm stand. »Richte ihnen aus, sie mögen unverzüglich hier ans Tor kommen. Wasser allein vermag gegen dieses Feuer nichts mehr auszurichten. Nur Magie kann die Brände jetzt noch löschen!«
    Wie ein Dieb schlich Okowan durch die menschenleeren Gassen der Festungsstadt. Der »Sumpf«, jener verrufene Stadtteil, in dem sich das Haus der Sinne befand, lag weit von den Festungsmauern entfernt, doch als das Signalhorn vom Beginn des Angriffs kündete, hatten sich die Bewohner auch hier furchtsam in die Häuser zurückgezogen, wo sie auf den Ausgang der Schlacht warteten. Hin und wieder begegnete er einem Meldegänger auf dem Weg von oder zur Inneren Festung oder traf auf Männer, die verwundete Krieger zu den Heilerinnen brachten, doch meist waren die schmalen Gassen und engen Durchlässe zwischen den Häusern verlassen.
    Im Schatten der letzten Häuser vor der Festungsmauer verharrte Okowan schnaufend und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Er bevorzugte die Gemütlichkeit, und die ungewohnte Anstrengung, den wohlbeleibten Körper über eine solche Entfernung zu bewegen, machte ihm arg zu schaffen. Zudem war er nie besonders

Weitere Kostenlose Bücher