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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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ins Gedächtnis zu rufen, wie es ihr gelungen war, den kleinen verborgenen Durchlass in der Festungsmauer zu passieren. Verschwommen erinnerte sie sich an das dichte Gedränge, an angsterfüllt schreiende Frauen und Männer, die Ellenbogen und Fäuste brutal gegen Schwächere einsetzten, um Nimrod schnell verlassen zu können. Es hatte sie überrascht, wie viele Menschen den Weg zu dem kleinen Tor gefunden hatten, und sie hatte sich zunächst nicht in die Menge hinein getraut. Erst als ganz in der Nähe Rufe laut geworden waren, dass die schwarzen Krieger anrückten, hatte sie allen Mut zusammengenommen und sich unter die Flüchtenden gemischt.
    Die knapp hundert Längen, die sie noch von dem rettenden Tor getrennt hatten, waren die längsten gewesen, die sie jemals zurückgelegt hatte. Je lauter der Kampfeslärm wurde, desto panischer hatten sich die Menschen in Richtung des Tores gedrängt. Im Kampf um das eigene Überleben schien es kein Mitleid und kein Erbarmen zu geben; wer strauchelte, wurde von den Nachfolgenden rücksichtslos niedergetrampelt.
    Liadana hatte große Mühe gehabt, das Kind nicht aus den Armen zu verlieren, während sie blindlings über jene hinweg gestolpert war, die dem Ansturm der Nachdrängenden zum Opfer gefallen waren.
    Dann, wie durch ein Wunder, war es vorbei. Plötzlich wichen die Enge und der Lärm, und die Lungen der jungen Heilerin füllten sich gierig mit der frischen, kühlen Nachtluft, die sie vor der Festungsmauer erwartete. Doch Zeit zum Ausruhen war ihr nicht vergönnt. Erschöpft und durstig machte sie sich mit dem Kind in den Armen auf den Weg gen Süden, in die Richtung, die ihr der oberste Druide gewiesen hatte und in der sich auch ihr Heimatdorf befand.
    »Maite, wach auf!« Während sie ihre Schwester heftig an der Schulter rüttelte, blickt Paira besorgt zur Tür der Vorratskammer, die unter Tritten und Stößen erzitterte. Draußen dämmerte es bereits, doch das zarte Morgengrauen war bei dem grellen Schein der unzähligen Feuer, die überall in Nimrod aufloderten, kaum zu erkennen.
    »Maite! Komm zu dir, wir müssen uns verstecken!« Paira gab sich keine Mühe mehr, leise zu sein. Der Lärm in den Gassen war seit der heftigen Explosion immer weiter angeschwollen und inzwischen so groß, dass Paira vermutete, dass die Kämpfe bereits ganz in der Nähe stattfanden.
    Maite regte sich verschlafen. »Was ist das für ein Lärm?«, fragte sie matt. »Wo ist Mutter?«
    »Mutter ist nicht hier«, antwortete Paira ausweichend und blickte erschrocken zum Fenster, vor dem sich gerade eine große Gruppe von Menschen schreiend einen Weg durch die Gasse bahnte. Paira erschrak. Sie wusste, was das bedeutete, und eilte, ohne auf Maites Frage einzugehen, zu dem Unterschlupf, den ihre Mutter für sie beide gegraben hatte. Hastig schob sie das strohbedeckte Brett über der Grube zur Seite und forderte Maite mit einer Handbewegung auf, ihr zu folgen. Doch diese rührte sich nicht. Verwirrt und furchtsam kauerte sie auf der wollenen Decke, auf der sie geschlafen hatte, und starrte mit angstgeweiteten Augen auf den Feuerschein hinter den Fenstern und die flüchtenden Gestalten, die vorbeistürmten.
    »Komm her!«, drängte Paira ihre Schwester. »Wir müssen uns verstecken, schnell!« Doch noch immer regte sich Maite nicht. Ungeachtet der drohenden Gefahr lauschte sie dem Klirren der Waffen, den verzweifelten Schreien der Menschen sowie den Furcht erregenden, gutturalen Lauten, die nur von den schwarzen Kriegern stammen konnten, und tat, als höre sie Paira nicht.
    »Maite!« Die Furcht verlieh Pairas Stimme einen ungewohnt scharfen Ton. »Bei den Toren, warum kommst du nicht?«
    »Ich warte auf Mutter!«
    Bei der Göttin! Paira traute ihren Ohren nicht. Jeden Augenblick konnten die schwarzen Krieger in der Vorratskammer auftauchen und den Keller durchsuchen. Wenn sie dann noch hier herumsaßen, war es aus. Wütend stand sie auf, ergriff Maite an den Oberarmen und versuchte energisch, sie in Richtung des Unterschlupfs zu ziehen. »Mutter kommt nicht zurück, verstehst du das nicht?«, stieß sie aufgebracht hervor. »Sie ist fortgegangen, um gegen die schwarzen Krieger zu kämpfen. Ich habe ihr versprochen, auf dich Acht zu geben, und bei den Toren, das werde ich auch tun, ob du es willst oder nicht!«
    »Lass mich los!« Maite gebärdete sich wie wild. »Ich will nicht mit dir in das dunkle Loch, ich will zu Mutter!«
    »Aber das geht nicht. Verdammt, Maite sei jetzt vernünftig!« Paira

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