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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Blick, der nichts Gutes verhieß.
    »Was ist mit dir?«, fragte Paira und ergriff Fedeons Hand. »Ist etwas geschehen?«
    Der junge Skalde seufzte und lächelte dünn. »Lass uns ein wenig spazieren gehen«, erwiderte er ausweichend. »Es gibt etwas, das ich mit dir besprechen muss.«
    Wenig später schlenderten sie Hand in Hand durch die Gassen Nimrods. Die Sonne war längst untergegangen, doch die zahlreichen Öllampen in den Straßen spendeten ihnen genügend Licht. Hin und wieder begegneten sie Reitern, deren Pferde mit klacken-den Hufen über das steinige Pflaster schritten, oder sie trafen auf Männer, die auf dem Weg zu einem der Wirtshäuser an ihnen vorübereilten, während am Himmel die ersten Riesenalpe, die den Druiden als Kuriervögel dienten, zur nächtlichen Jagd in die Valdor-Berge aufbrachen.
     
     
     

 
3
     
    Schweigend gingen Paira und Fedeon nebeneinander her. Obwohl beiden etwas auf dem Herzen lag, wagte keiner von ihnen die Stimme zu erheben. Paira wartete. Zu gern hätte sie ihrem Gefährten von dem Erlebnis im »Sumpf« berichtet, doch solange sie nicht wusste, was ihn bedrückte, wollte sie nicht über sich reden. Seit sie das Haus verlassen hatten, grübelte sie darüber nach, was wohl am Nachmittag geschehen sein mochte, das Fedeon so bedrückte, denn am Morgen hatte sie noch nichts dergleichen gespürt. Aber der Skalde hüllte sich weiter in Schweigen, als wüsste er nicht, wie er beginnen sollte. Schließlich hielt Paira es nicht länger aus. Was immer hinter Fedeons Schweigen steckte, konnte kaum so schlimm sein wie diese quälende Ungewissheit. Deshalb nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und fragte: »Nun sag schon, was ist los? Was willst du mit mir besprechen?«
    »Ich werde fortgehen!« Fedeon stieß die Worte hervor, als hätten sie ihm wie eine Last auf der Zunge gelegen.
    »Fortgehen? Wohin? Und warum?« Paira hatte innegehalten und starrte ihren Gefährten ungläubig an. »Warum?«, hauchte sie noch einmal.
    »Wegen des Dankgebetes«, erwiderte Fedeon knapp. Seine Stimme klang ein wenig traurig, aber entschlossen, und Paira spürte, dass sie ihn durch nichts von der Entscheidung würde abbringen können.
    »Das verstehe ich nicht.« Verwirrt schüttelte sie den Kopf.
    »Es ist. . . ich kann . . . Ja, wie soll ich es dir erklären?« Fedeon kaute nachdenklich auf der Unterlippe. »Ich kann hier nichts sehen, finde keine Worte für das Gebet, weil mir die Visionen versagt bleiben.«
    »Das hast du heute Morgen schon erwähnt.« Paira nickte.
    »Ja, aber da hatte ich noch die Hoffnung, dass sich etwas ändern werde.« Fedeon legte die Hände auf Pairas Wangen und küsste sie zärtlich. »Es hat nichts mit uns beiden zu tun, das schwöre ich«, murmelte er zwischen zwei Küssen. »Es ist nur so, dass ich mich am Nachmittag mit anderen Sehern unterhalten und ihnen meine Schwierigkeiten geschildert habe. Sie waren einhellig der Meinung, dass das hektische Treiben in der Stadt meine Kräfte ungünstig beeinflusse, und gaben mir den Rat, mich für ein paar Sonnenläufe in die Einsamkeit zurückzuziehen, damit ich wieder zu mir selbst finden kann.« Er seufzte und sah Paira tief in die Augen. »Ich lasse dich nur ungern allein, glaub mir. Aber ich habe darüber nachgedacht und bin zu der Überzeugung gelangt, dass sie Recht haben. Die Gelegenheit, eine Anstellung als Skalde in der Inneren Festung zu bekommen, ist einmalig - auch im Hinblick auf uns und unsere Zukunft. Ich darf nicht versagen. Verstehst du das?«
    Paira nickte betreten. »Wirst du sehr lange fort sein?«, fragte sie traurig.
    »Das kann ich noch nicht sagen.« Fedeon zog bedauernd die Schultern in die Höhe. »Wenn es gut wirkt, vier oder fünf Sonnenläufe. Aber wenn es mir selbst in der Einsamkeit schwer fällt, beeindruckende Verse von außergewöhnlicher Harmonie zu schaffen, mag es durchaus bis zur Erntefeier dauern, ehe ich zurückkehre.«
    »Oh!« In Pairas Augen glitzerten Tränen. »Kann ich dich nicht begleiten?«, fragte sie zaghaft.
    »Nein.« Fedeon schloss seine Gefährtin sanft in die Arme. »So gern ich dich an meiner Seite habe: Dieses Mal muss ich allein gehen. Meine Gabe des Sehens ist nicht sehr stark entwickelt. Sie kommt und geht, ohne dass ich darauf einen Einfluss habe. Mir läuft die Zeit davon, und dein Liebreiz würde mich nur von der Arbeit ablenken - wenn auch auf sehr angenehme Weise.« Er lächelte, strich ihr liebevoll über das lockige Haar und presste sie leidenschaftlich an sich.

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