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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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erschütterten, wechselten ab mit Ereignissen, denen sie staunend lauschte. Naemy hätte zwei Sonnenläufe reden und doch nur die Hälfte berichten können. Aber sie hatte nicht die Zeit, auf jede Einzelheit einzugehen, und beschränkte sich deshalb zunächst auf das Wichtigste. Shari lauschte schweigend, und obwohl sie ihre Schwester nicht ein einziges Mal unterbrach, spürte Naemy, wie sehr es sie drängte, Einzelheiten zu erfahren.
    Aber Naemy wollte nicht mehr erzählen - jedenfalls nicht zu dieser Zeit. Dazu würde später noch Gelegenheit sein. Fürs Erste war es nur wichtig, dass Shari um den Auftrag wusste und - soweit das möglich war - einen Einblick in das ganze verzwickte Ausmaß ihrer Lage erhielt. Sie musste verstehen, warum Naemy den Cha-Gurrlin-Krieger nicht getötet hatte und warum sie nicht in die Sümpfe von Numark zurückkehren konnten, um ihr Volk vor dem Angriff zu warnen.
    » ... jetzt weißt du, warum ich hier bin.« Von dem langen Reden war Naemys Mund trocken, und die Stimme klang rau. Durstig griff sie nach der Wasserflasche, tat einen tiefen Schluck und blickte zu Shari hinüber, die schweigend auf einen großen Stein am Boden starrte, während sie versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. Auf der Stirn der jungen Elfe hatte sich eine steile, nachdenkliche Falte gebildet; schließlich seufzte sie tief und lehnte sich mit dem Rücken an die hölzerne Wand der Jagdhütte. Es dauerte eine Weile, bis sie das Wort an Naemy richtete. »Das. . . das klingt alles so unglaublich«, sagte sie kopfschüttelnd, zog die Beine dicht an den Körper, schlang die Arme um die Knie und blickte gedanken verloren auf die schroffen Gipfel der Valdor-Berge, die noch in tiefen Schatten lagen, obwohl es bereits dämmerte. Das Morgengrauen hatte den Himmel in ein zartes Hellblau getaucht, das im Osten bereits in leuchtendes Rosa überging. Nicht mehr lange, und die Sonne würde das Antlitz über die Berggipfel erheben und Thale einen schönen Spätsommertag schenken.
    Naemy wartete geduldig. Sie wusste, dass Shari weitersprechen würde, sobald sie dazu bereit wäre, und drängte sie nicht.
    »Dann werde ich niemals nach Numark zurückkehren - niemals?« Nur zögernd gelang es Shari, die Worte auszusprechen, und die Art, wie sie es sagte, war mehr eine Feststellung denn eine Frage.
    »Nicht in den kommenden dreihundert Sommern.« Naemy nickte.
    »Dreihundert Sommer!« Sharis Stimme bebte. »Und wir können gar nichts dagegen tun?«
    »Gar nichts.« Naemy schämte sich für den herzlosen Klang der Worte. Das Leid ihrer Schwester zerriss ihr fast das Herz und nährte den eigenen sehnlichen Wunsch, die Gelegenheit zu nutzen, um das Leben geliebter Freunde und Angehöriger zu retten. Doch es durfte nicht sein. »Uns wurde eine Gunst zuteil, die niemandem zuvor gewährt wurde«, hob sie an, um ihre Schwester zu trösten. »Doch ebendiese Gunst dient allein dem Zweck, eine kleine Gruppe unseres Volkes vor dem sicheren Tod zu bewahren und sie über die Berge zu führen. Auf keinen Fall dürfen wir sie dazu missbrauchen, in den Lauf des Schicksals einzugreifen.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Die Göttin hat mir Anweisungen erteilt, und ich habe geschworen, mich daran zu halten.«
    »Dann hast du unser Volk verraten«, zischte Shari und schlug wütend mit der Faust auf den Boden. »Du hättest es in der Hand, sie alle zu retten. Jetzt und hier. Du müsstest nur ein Pentagramm zeichnen und nach Numark gehen. Der König würde dir glauben. Er könnte eine Botschaft nach Nimrod schicken und die Menschen warnen.« Ihre Stimme bebte, und auf ihren Wangen glitzerten Tränen. »Dann gäbe es wenigstens eine kleine Hoffnung«, schluchzte sie.
    »Dann . . . dann hätten Glamouron, Chaim, Muire und alle anderen zumindest die Möglichkeit, sich auf den Angriff vorzubereiten. Dann könnte . . . würde . .. Aber du ... du willst es ja nicht. Du . . . du hast...« Sie brach ab und vergrub das Gesicht in den Händen. Ihre Schultern bebten. Sie weinte.
    Glamouron! Der Name ließ tief in Naemy eine helle Saite erklingen und weckte bittere Erinnerungen, die sie längst verdrängt zu haben glaubte. Wie lange hatte sie den vertrauten Namen des geliebten Elfen nicht mehr gehört, ihn nicht mehr ausgesprochen? Glamouron war einer der Kuriere, die mit ihren Riesenalpen in den Diensten des Druidenrats standen und eine ständige Verbindung zwischen dem Hof des Elfenkönigs und dem Rat in Nimrod bildeten. Er war fast sechzig Sommer älter als

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