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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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nach Westen wandte und die Wolken betrachtete. »Du hast Recht«, stimmte er dem Vorschlag des Nebelelfen zu. »Ich hatte nur nach dem Dorf Ausschau gehalten und die Wolken nicht bemerkt. Reite du voraus, wir folgen dir.«
    Glamouron nickte dem Druiden kurz zu und setzte sich mit Letivahr an die Spitze des Suchtrupps. In einem weiten Bogen kreiste der Riesenalp zunächst über dem Dorf, wobei er langsam immer tiefer ging. Rurik nutzte die Zeit, um sich einen ersten Eindruck vom Ausmaß der Zerstörung zu verschaffen. Von Chirigas Rücken aus betrachtete er eingehend die ausgebrannten Hütten und erschauerte. Nie zuvor hatte er etwas Ähnliches erblickt, und der Gedanke, welch schreckliche Szenen sich hier vor kurzem abgespielt haben mussten, jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken.
    Hier war kein Platz mehr für Lachen und Fröhlichkeit. Wer immer das Dorf überfallen hatte, hatte ihm mehr geraubt als die Bewohner und das Vieh: Er hatte dem Dorf die Unschuld genommen und das umliegende Grasland mit Bosheit vergiftet. Rurik ahnte, dass man an diesem Ort nie wieder ein Kind würde lachen hören.
    Fünfzig Längen über dem Boden schwenkte Letivahr schließlich nach Norden ein und entfernte sich in niedrigem Gleitflug von dem zerstörten Dorf. Die anderen fünf Riesenalpe des Suchtrupps taten es ihm gleich und folgten einer gut sichtbaren Spur, die von den ausgebrannten Hütten in Richtung der Finstermark führte. Auf einer Breite von mehr als zwei Längen waren die Gräser der Steppe geknickt und zu Boden getreten. Unzählige Büschel waren herausgerissen, und dort, wo das Erdreich locker war, hatten sich die Räder schwer beladener Wagen tief in den weichen Sand gegraben. Unzählige rostrote Flecken unterschiedlicher Größe sprenkelten die Spur, die sich über die Hügel dahinzog, und ließen keinen Zweifel daran, dass viele der Menschen und Tiere, die auf diesem Weg entlang getrieben worden waren, heftig geblutet hatten.
    Rurik betrachtete den Pfad und die Blutspuren mit großem Unbehagen. Seit dem Abflug hatte er darüber nachgedacht, wer so skrupellos und grausam sein konnte, ein schlafendes Dorf zu überfallen und die Menschen zu verschleppen. Am wahrscheinlichsten war es ihm vorgekommen, dass es sich bei dem Angriff um eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Graslandstämmen handelte, doch jetzt musste er einsehen, dass er sich getäuscht hatte. Wer immer das getan hatte, konnte kein Mensch gewesen sein. Rurik erschauerte, und das Gefühl einer unvorstellbaren Bedrohung, die irgendwo jenseits der Grenze lauerte, legte sich wie ein eiserner Ring um seine Brust.
    Plötzlich stieß Chiriga einen spitzen, kreischenden Laut aus, wie Rurik ihn nie zuvor bei einem Riesenalp gehört hatte. Ohne auf die nachfolgenden Mitglieder des Suchtrupps zu achten, flog das felsengraue Weibchen eine scharfe Rechtskurve, legte die Flügel an und schoss pfeilschnell auf eine Gruppe von hohen Büschen zu, die in einer Mulde zwischen zwei flachen Hügeln wuchsen.
    »Was ist los?«, fragte Rurik mittels Gedankensprache. Das unerwartet heftige Manöver hatte ihn fast aus dem Sattel geworfen, und seine Stimmung schwankte noch zwischen Arger und Überraschung. Chiriga antwortete nicht. Mit atemberaubender Geschwindigkeit näherte sie sich dem Gebüsch und setzte zur Landung an. Rurik richtete sich im Sattel auf, um zu erkennen, was das Riesenalpweibchen so in Aufruhr versetzt hatte, doch das Buschwerk versperrte ihm zunächst die Sicht. Als Chiriga jedoch darüber hinwegflog, bot sich ihm ein grausiger Anblick.
    Am Boden lag ein Riesenalp - oder vielmehr das, was noch von ihm übrig war. Die grauen Federn waren im weiten Umkreis verstreut, und dort, wo der Körper des mächtigen Vogels lag, schimmerten bleiche Knochen im Sonnenlicht. Nur der Schädel und der gewaltige Schnabel schienen unversehrt. Über der Mulde hing der abscheuliche Geruch faulen Fleisches, der Tausende von Aasfliegen angezogen hatte. Rurik war froh, dass der Wind den Gestank in östlicher Richtung davontrug.
    »Numair!« Chirigas verzweifelter Aufschrei hallte Mitleid erregend durch Ruriks Gedanken. In seinem Schmerz schien das Riesenalpweibchen den Kurierreiter völlig vergessen zu haben. Die Landung war denn auch alles andere als sanft. Rurik musste all sein Geschick aufwenden, um nicht zu Boden geschleudert zu werden. Mit schnellen wiegenden Schritten, die man nur selten bei den sonst so behäbigen Riesenalpen beobachten konnte, legte

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