Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
des Beobachtet werdens im Nacken.
Das kann nicht sein, dachte Shari entsetzt. Niemand kann durch das Holz eines Baumes sehen Niemand! Sie können mich hier nicht entdecken. Das ist völlig u n . . .
Noch bevor sie den Gedanken zu Ende gebracht hatte, ertönte ein gellender Schrei, dem ein heftiges Durcheinander kreischender und zeternder Laute folgte. Shari hörte, wie sich die Sucher flügelschlagend näherten, und rannte los. Sie hatten sie entdeckt! Ohne einen Blick auf die Echsenvögel zu werfen, die die Lichtung bereits zur Hälfte überquert hatten, versuchte sie, tiefer in den schützenden Wald zu gelangen. Aber sie kam nicht weit. Wie aus dem Nichts tauchte vor ihr plötzlich ein weiterer Sucher auf und schnappte nach ihr. Nur einem blitzartigen Sprung, der sie außer Reichweite des tödlichen Schnabels brachte, hatte Shari es zu verdanken, dass der Sucher ihre ungeschützte Kehle verfehlte. Doch der Echsenvogel gab nicht auf. Mit einer Gewandtheit, die seinen schwerfällig anmutenden Körper Lügen strafte, schoss er zwischen den Bäumen hindurch und hinderte Shari daran, sich in den schützenden Wald zu retten. Immer wieder hackte er mit dem Schnabel nach der jungen Nebelelfe oder hieb mit den langen Krallen nach ihr.
Shari hatte ihr kurzes Messer gezogen und hieb damit zurück nach dem Untier. Doch der Sucher wich ihr geschickt aus. Gleichzeitig schwoll der Lärm hinter ihr an, ein deutliches Zeichen dafür, dass die vier Flugechsen von der Lichtung inzwischen ganz nahe waren.
Ich muss umkehren!, schoss es Shari durch den Kopf. Zur Lichtung! Dort kann ich wenigstens den Bogen einsetzen. Geschmeidig wie eine Katze huschte sie durch das Unterholz. Der Vorsprung kam ihr zu Gute, als sie die Lichtung erreichte. Noch während sie auf die Wiese hinauslief, nahm sie den Bogen zur Hand, zog einen Pfeil aus dem Köcher und spannte die Sehne. Keinen Augenblick zu früh! Schon brachen vier der Sucher zwischen den Stämmen hervor und stürzten kreischend auf sie zu.
Mit tödlicher Präzision sirrte der erste Pfeil durch die Luft, doch Shari sah nicht einmal, dass er sein Ziel fand, sondern legte gleich den zweiten ein. Ein weiterer Sucher stürzte getroffen zu Boden. Die beiden verbleibenden waren jetzt ganz nahe. Für einen dritten Schuss blieb keine Zeit. Mit wütendem Kreischen umkreisten die beiden Echsenvögel die Nebelelfe und schnappten und hackten nach ihr. Shari warf den Bogen fort und zog ihr Messer, wohl wissend, dass sie damit kaum gegen die Klauen und Zähne ankäme. Es musste schon ein Wunder geschehen, wenn sie hier lebend herauskommen sollte.
Plötzlich sah sie, wie einem der Sucher der Kopf abgeschlagen wurde. Grünes Blut spritzte hervor, und das geköpfte Wesen stürzte vornüber zu Boden, wo es flügelschlagend liegen blieb.
»Du solltest beim Pferd bleiben«, zischte ihr eine ärgerliche Stimme zu.
»Naemy!« Shari war überglücklich, ihre Schwester zu sehen, doch beim Anblick des zornigen Gesichts schämte sie sich plötzlich entsetzlich für ihre Dummheit. Sie hatte das dringende Gefühl, etwas zu ihrer Entschuldigung anbringen zu müssen, doch ein erneuter Angriff des überlebenden Suchers hielt sie davon ab.
»Wir reden später.« Voller Abscheu schlug Naemy mit ihrem Schwert nach dem geflügelten Echsenwesen. Der Hieb traf es am Flügel, und es stürzte zu Boden, wo Naemy dessen Leben mit einem gut gezielten Stich beendete.
Der grässliche Todesschrei des Suchers gellte über die Lichtung.
Dann erschlaffte er. Das verletzte Tier, das neben dem Brombeerstrauch kauerte, erhob sich daraufhin schwerfällig in die Lüfte und suchte sein Heil in der Flucht. Zeternd und kreischend flog es in Richtung Norden davon und war schon bald nicht mehr zu sehen.
»Was fällt dir ein, meine Weisungen so zu missachten?«, fragte Naemy ungehalten. Ihre Augen funkelten vor Wut. Als Nebelelfe lag es nicht in ihrer Natur, sich von derartigen Gefühlen hinreißen zu lassen, doch diesmal drohte das menschliche Erbe in ihr Überhand zu gewinnen, und es gelang ihr nur mit Mühe, sich zu beherrschen. Was Shari angerichtet hatte, war durch nichts zu entschuldigen, aber es war geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen.
Shari schwieg und schaute betreten zu Boden.
»Barad!« Argerlich säuberte Naemy das von grünem, stinkendem Blut befleckte Schwert im Gras und steckte es zurück in die lederne Scheide. »Sprich!«, forderte sie ihre Schwester auf.
»Ich war neugierig«, murmelte Shari. »Ich wollte
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