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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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hören die Grauuws zu und …«
    Hermann murmelte etwas in seinen salzverklebten Bart. Ellen gab ihm einen groben Stoß.
    Götz wandte sich zu ihm um. »Was hast du gesagt?« Doch Hermann blieb seine Antwort schuldig.
    Götz dachte kurz nach. Wenn sich die Leute weiterhin über das ausgesprochene Verbot aufregten, dann waren sie nur mit halbem Kopf bei der Arbeit. Dann konnte er sein Vorhaben vergessen, mit seinen Leuten den besten Ertrag aller fünf Pfannhäuser zu erzielen. Verdammt noch mal, er brauchte jeden Heller, den er verdienen konnte! Sonst würde nie etwas aus seinen Plänen werden … Er verbot sich jeden weiteren Gedanken. »Also gut. Ich versuch’ mein Bestes. Aber nur, wenn so etwas wie eben« - er wies mit dem Kopf in Richtung Siedepfanne - »heute nicht mehr vorkommt. Und den Rest der Woche auch nicht mehr.«
    Was sein Gespräch anging - um etwas ausrichten zu können, würde er nicht mit dem jungen Grafen, sondern mit jemand ganz anderem reden müssen. Götz biss sich auf die Lippe.
    Mit einem Weib verhandeln - das war das letzte, was er wollte. Aber so weit war es gekommen mit Rehbach. Und niemanden außer ihn schien das zu kümmern!
    Eines stand für Götz felsenfest: Der Beschluss, den Leuten die Sonnwendfeier zu verbieten, war mit Sicherheit nicht Georgs Idee gewesen!

7
    Nachdem die erste Mannschaft abgelöst worden war, übergab Götz einem der beiden Solenachfüller der zweiten Schicht die Aufsicht. Eilig erklärte Martin Mäul, nach dem Rechten zu schauen, die andern nickten heftig mit dem Kopf. Götz bräuchte sich keine Gedanken machen, sie würden alle nach dem Rechten sehen. Wie die Nachricht vom Festverbot - wie jede Nachricht, wie jedes bisschen Tratsch - hatte sich auch der Vorfall vom frühen Mittag im ersten Sudhaus wie ein Lauffeuer unter den Salinenleuten herumgesprochen. Nachdem Götz sich trotzdem bereit erklärt hatte, ein gutes Wort für sie einzulegen, schien es den Leuten angeraten, ihn nicht gegen sie aufzubringen. Womöglich würde er sonst seine Meinung wieder ändern.
    Die Muskeln zwischen Götz’ Schulterknochen waren bis aufs äußerste angespannt, als er im Portal des Herrenhauses auf Georg von Graauw wartete. Vom Inneren des Hauses war Luises schlürfender
    Schritt zu hören, die Zimmer für Zimmer nach dem jungen Grafen absuchte. Mit beiden Händen strich Götz sich die Haare aus der Stirn nach hinten, doch die einzelnen Strähnen waren vom Salz so starr, dass sie sogleich wieder in die Augen fielen.
    Im Geiste ging er noch die Sätze durch, die er zu Georg sagen wollte, als er hinter sich einen lauen Luftzug spürte, und dann einen herben Duft, der ihn an rote Rüben und gerauchten Schinken erinnerte. Um so erstaunter war er, als er Dorothea auf sich zukommen sah.
    »Mein Bruder ist nicht da und mein Vater auch nicht. Was willst du?«
    Götz spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Irgendwann, vor ein paar Jahren - ohne, dass es ihnen jemand hätte sagen müssen waren er und die anderen dazu übergegangen, die formelle Anrede zu verwenden, wenn sie mit Dorothea sprachen. Sie waren nicht mehr die Salzkinder. Dorothea duzte sie jedoch weiterhin.
    Er überlegte hastig, was er machen sollte. Nur den Kopf schütteln und verschwinden? Das wäre rüde und würde nur Ärger einbringen. Erklären, dass er später wiederkommen wollte? Das wäre eine Möglichkeit, aber mit Aufwand verbunden. Wer wusste schon, was im Sudhaus geschehen würde, wenn er es abermals unbeaufsichtigt ließe? »Ich bin hier, um mit dem jungen Grafen über das neue Verbot zu reden.« Zufrieden stellte er fest, dass er ohne direkte Anrede ausgekommen war.
    »Was gibt es da zu reden?« Dorotheas Augen funkelten. Sie sah aus, als hätte sie gern mehr gesagt. Statt dessen schaute sie ihn nur an. Seine solenassen Schuhe, unter denen kleine Pfützen den polierten Marmor beschmutzten. Seine Leinenhose, vom Salz löchrig, seine aufgerissenen Hände, denen eines alten Mannes gleich, seine verklebten Haare.
    Götz biss seine Zähne so fest aufeinander, dass sein Kiefer schmerzte. Wie sie dastand! So unbeteiligt, so … hochmütig in ihrem beigefarbenen Leinenkleid, das trotz seiner Schlichtheit sicherlich mehr gekostet hatte, als was er in vier Siedewochen zusammen verdiente! »Die Leute sind nicht gerade begeistert von dem Verbot«, sagte er endlich unverbindlich. Was sie konnte, konnte er auch!
    Dorotheas Lippen kräuselten sich, als amüsiere sie sich über einen geheimen Scherz. Sie hob bedauernd

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