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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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weiter. Verflucht! Nichts, aber auch gar nichts war über den bergmännischen Abbau von Salz zu finden! Ohne besondere Aufmerksamkeit blätterte sie schließlich Richtvogels handschriftliche Aufzeichnungen durch, die zum größten Teil aus Listen mit Namen und Zahlen bestanden. Was die Reihen zu bedeuten hatten, interessierte sie nicht. Dafür konnte sie das beklemmende Gefühl, das sich wie zäher Honig in ihr ausdehnte, nicht länger ignorieren. Dieser Richtvogel schien von dem Gedanken, dass Salz ein Heilmittel für Krankheiten jeder Art war, geradezu besessen zu sein! Mit Georg allein würde sie es ja noch aufnehmen können. Aber Richtvogel an Georgs Seite - das musste sie mit allen Mitteln verhindern!
    Dorothea lehnte sich gerade im Sessel zurück, als sie von der Kiesauffahrt her ein Knirschen vernahm. Hastig sprang sie auf, warf einen Blick hinaus und stellte fest, dass vier Männer in Reitermontur auf das Haus zugingen. Im nächsten Moment hörte sie Viola, die die Ankömmlinge begrüßte. Dann Poltern - die Männer befreiten sich von ihren Stiefeln. Dorotheas Herz begann zu klopfen, und ihr Blick raste wie wild durch den Raum. Sie musste raus! Im letzten Moment nahm sie aus dem Augenwinkel ein Buch wahr, das sie bisher übersehen hatte. SALZBERGBAU stand in schlichten schwarzen Lettern auf seinem Buchrücken, und Dorothea glaubte, ihr bliebe bei diesem Anblick die Luft weg. Sie atmete tief durch, griff mit zitternder Hand nach dem schmalen Bändchen und rannte aus dem Zimmer, ihren Schatz an die Brust gepresst.
    Als sie in ihrem Zimmer ankam, lockerte sie zuerst die Schnürung ihres Mieders. Sobald ihr Atem ruhiger wurde, setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Der Tintenfleck, den sie in der letzten Nacht vergossen hatte, starrte ihr entgegen. Triumphierend blickte sie erst ihn, dann das Buch an. Im Salz baden - ha! Georg würde sich bald im eigenen Unglück suhlen können, in mehr aber auch nicht! Dorotheas Kiefer schmerzte, und sie zwang sich, ihre Backenknochen zu entspannen. Mit steifen Fingern öffnete sie das Buch und überflog das Inhaltsverzeichnis: die Zusammensetzung des Salzes, der Stollenbau, der Salzbergabbau. Ein ganzes Kapitel war dem Salzbergwerk gewidmet, von dem Richtvogel erzählt hatte - Wieliczka. Es diente wohl ganz Europa als Vorbild, was den Salzabbau anging. Sie warf einen Blick auf die kleine Uhr auf ihrem Schreibtisch. Eigentlich hätte sie sich für das Mittagsmahl umkleiden müssen. Statt dessen ging sie zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss um. Eine passende Ausrede für ihre Abwesenheit würde ihr schon einfallen. Wer konnte jetzt schon ans Essen denken?

16
    Als Georg am Montagmorgen die Treppe herunterkam, hörte er die Stimme seines Vaters aus dem Amtszimmer schallen. Abgehakte Worte, laut und ungehalten, drangen durch die Tür. Was um alles in der Welt hatte Frederick am helllichten Morgen hierher verschlagen? Noch während er überlegte, ob er angesichts der schlechten Laune seines Vaters nicht besser auf eine Unterredung mit ihm verzichten sollte, wurde die Tür geöffnet, und Dorothea prallte fast mit ihm zusammen. Ihre Lippen waren zu zwei schmalen Strichen zusammengepresst, ihr Blick mehr als feindselig. Georg machte einen Schritt nach hinten, doch bevor er »Guten Morgen« sagen konnte, war sie an ihm vorbeigerannt. Mit einem lauten Knall schlug eine Tür hinter ihr zu.
    »Was stehst du da und hältst Maulaffen feil?« Unwirsch winkte Frederick ihn ins Zimmer. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. Vor ihm auf dem Schreibtisch lagen Listen und Aufzeichnungen, die allesamt Dorotheas Handschrift trugen.
    Georg setzte sich wie ein Besucher auf den Stuhl vor den Schreibtisch und stellte fest, dass er sich auf dieser Seite ebenso unwohl fühlte wie hinter der großen Eichenplatte. »Was wollte Dorothea?« Er zeigte mit der Hand in Richtung Tür.
    »Dieses … Frauenzimmer!« Frederick sah aus, als wüsste er nicht, was er zuerst loswerden wollte. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, von wem sie dieses … Benehmen hat! Von ihrer Mutter selig kann es nicht sein. Dieser Starrsinn, diese Dickköpfigkeit - ich …«
    »Vater - um was geht es?«
    »Einen Schacht graben will sie! Salz bergmännisch abbauen. Diesen Floh hat dein verehrter Freund ihr ins Ohr gesetzt!« fügte er vorwurfsvoll hinzu.
    »Einen Schacht? Salz bergmännisch abbauen?« Zuerst glaubte Georg, nicht richtig gehört zu haben. Was hatte Martin damit zu tun? »Davon hat sie mir

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