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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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überraschend, dass sofort wieder Ruhe eintrat. »Es gibt eine Möglichkeit, weiterhin in Rehbach Salz abzubauen! Ich lasse euch nicht im Stich! Und Götz Rauber auch nicht!« Sie machte wieder einen Schritt nach hinten, dabei streifte ihre rechte Hand Götz’ linke. Als handele es sich um ein eingespieltes Theaterstück, nahm er ihren Faden auf und erzählte den Rehbachern von ihren Plänen.
    Schweigen. Skepsis in großen Augen. Ungläubigkeit. Erlaubte sich Rauber einen schlechten Scherz mit ihnen?
    »Einen Schacht bauen und das Salz direkt aus der Erde holen? Wie soll das gehen?« Johann Merkle war der erste, der seine Sprache wieder fand. »Was ist mit dem Solewasser?«
    »Es geht«, versicherte Götz ihm. »In Polen macht man das schon seit vielen Jahren so.« Die vereinfachten Erklärungen über den bergmännischen Salzabbau hatte er sich zurechtgelegt, so dass er jetzt nur darauf zurückgreifen musste. Er spürte, wie Dorothea sich neben ihm etwas entspannte. Dass er so gut vorbereitet war, hatte sie wohl nicht erwartet!
    »Und wer soll so einen Schacht bauen? Und wann? Wo doch jetzt wieder drei Schichten gefahren werden!« rief ein anderer.
    »Wir alle werden den Schacht bauen!« antwortete Rauber. »Es werden weiterhin nur zwei Schichten gefahren, damit genügend Zeit dafür bleibt.«
    »Und was ist mit ihrem Bruder? Was wird sein, wenn der zurückkommt, hä?« Hermann Lochmüllers Miene war abfällig. »Wer verspricht uns, dass wir hier nicht irgendwelchen Hirngespinsten hinterher rennen?« Er zeigte mit dem Kinn auf Dorothea und drehte sich dann zu den Versammelten um. »Heilbad oder Bergbau in einer Saline, wo seit Jahrhunderten das Solewasser fließt!« höhnte er. »Für mich hört sich das eine so verrückt an wie das andere. Außerdem: Sie ist nur ein Weib! Was kann sie schon gegen ihren Bruder ausrichten?« fragte er in die Runde. »Wenn wahr ist, was geredet wird, dann heiratet sie doch eh bald den Waldschrat!«
    Einige lachten, andere murmelten erschrocken angesichts Lochmüllers Unverfrorenheit.
    Götz spürte, wie Dorothea neben ihm erstarrte, und legte besänftigend eine Hand auf ihren Arm. Wenn sie jetzt den Leuten übers Maul fuhr, war niemandem geholfen. Er sagte leise: »Vertrau mir!« Dann wandte er sich wieder an die Menge. »Unsere Salzbaronin - ist sie etwa ein gewöhnliches Weib?«
    Unwilliges Raunen. Nein, ihre Salzbaronin, die war eine ganz Besondere. Lochmüller war ein frecher Hund! Ärgerliche Blicke trafen den Unruhestifter von überall.
    Götz zwinkerte Dorothea kurz zu, und sie antwortete mit einem gequälten Lächeln. »Und wir? Sind wir etwa auch alles nur Weiber? Bist du ein Weib?« forderte er Lochmüller heraus. »Wir müssen schon selbst für uns sorgen!« Nun hatte er die Leute wieder in seinem Bann. »Bis der Graf zurückkommt, vergehen gut und gern noch vier Monate«, rechnete er ihnen vor. »So lange haben wir Zeit, einen Schacht zu graben und zu versuchen, auf diese Weise ans Salz zu kommen. Wenn der Graf sieht, dass es möglich ist, Salz auch ohne Sieden zu gewinnen, warum soll er dann noch seinen verrückten Plan verfolgen?« Er konnte den Leuten regelrecht ansehen, wie es in ihren Köpfen schaffte. »Dann hat er doch gar keinen Grund mehr dazu, oder? Das Salzbergwerk ist dann schon da. Sein Heilbad« - die Ironie war nicht zu überhören - »existiert jedoch nur in seinem Kopf!«
    »Was Rauber sagt, stimmt!« schrie nun auch Dorothea in die Menge. »Mein Bruder ist keiner, der seine Pläne mit aller Macht durchzwingt, er ist schwach!« Abfällig zog sie die Nase hoch, und es sah aus, als ob sie sich nur mit Müh und Not noch weitere Bemerkungen über ihren Bruder verkneifen konnte.
    Die Leute guckten sich an. Ja, wenn das sogar die Salzbaronin so sah?
    »Aber wenn es keine Siedehäuser mehr gibt, sind wir dann nicht ohnehin ohne Arbeit?« schrie der Vorsteher von Sudhaus zwei. »Ohne Sole braucht man doch auch keine Siedemeister, Solenachfüller oder Salzabzieher mehr, oder?«
    Götz grinste. Langsam kamen die Leute dahinter. »Leute, die sich aufs Salz verstehen, werden in Rehbach so lange gebraucht, wie das weiße Gold aus der Erde kommt! Vielleicht haben sie dann andere Namen und heißen nicht mehr Salzabzieher, sondern … Salzheber oder Salzabbauer? In einem Heilbad jedoch …« Er zuckte vielsagend mit den Schultern.
    »Ich glaube, jetzt hast du sie«, flüsterte ihm Dorothea zu. Ihr Atem kitzelte in seinem Ohr.
    »Trotzdem, ich weiß nicht so recht: Warum

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