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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Verführungskünste zwischen Mann und Frau ging – er hatte seine Leidenschaft für Seraphine im Geheimen ausleben müssen. Dennoch war ihm klar, was er zu Hause vor Augen hatte: das ewig alte, ewig gleiche Spiel der Betörung. Man musste Helmut zugute halten, dass dieses Spiel bisher sehr einseitig gespielt wurde. Aber wie lange noch?
    Valentins Augen hefteten sich auf Hannah, und er sagte mit angestrengter Stimme: »Die Hannah, die ich früher kannte, hätte sich so etwas nicht gefallen lassen …«
    Während Hannah auf ihren Teller Kutteln starrte, als läge die Weisheit zwischen den Innereien verborgen, hob und senkte sich ihr Brustkorb so heftig, als wäre sie durch die halbe Stadt gerannt. In ihrem Gesicht zuckte es. Valentin hatte fast das Gefühl, das Durcheinander in ihrem Kopf sehen zu können. Wach auf, Mädle! Wach endlich auf!, rief er ihr stumm zu. Und hilf damit auch mir, meine Frau nicht ganz zu verlieren .
    Nach einer langen Zeit schaute Hannah auf. Ihr Blick war klar und bestimmt.
    »Du hast völlig Recht: Ich bin Helmut in letzter Zeit keine gute Frau gewesen! Dieses Suhlen im Selbstmitleid … Das passt so gar nicht zu mir!« Sie klang verwundert. »Wieso erkenne ich das erst jetzt?« Mit einem schiefen Lachen schüttelte sie den Kopf, als wolle sie sich von Spinnweben befreien. »Ist denn nicht nur mein Schritt, sondern auch mein Denken langsamer geworden?« Abrupt stand sie auf und stieß mit ihrer Hüfte so ungeschickt gegen die Tischkante, dass die Teller klirrten.
    »Das hat jetzt ein Ende. Ich will nach Hause, zu Helmut. Ich glaube, wir haben viel miteinander zu besprechen.«

41
    Seraphine zitterte, wie sie noch nie in ihrem Leben gezittert hatte. Doch schuld war nicht die Kälte oder der Regen, der ihre Kleider völlig durchnässt hatte. Ihr war nicht kalt, ganz im Gegenteil, sie fühlte sich heiß und fiebrig.
    Was sie beben ließ, war die Aussicht auf das, was folgen würde. Was folgen musste , weil das Schicksal es so bestimmt hatte.
    Siehst du, Evelyn, es geht doch, rief sie im Stillen ihrer Freundin zu. Es geht doch! Ich bekomme mein Leben zurück, weil ich ihn zurückbekomme  …
    Und ausgerechnet in dieser unseligen Hütte, wo es nach nassen Kartoffelsäcken und Erde roch, hier, wo sie ihre »Hochzeitsnacht« verbracht hatte, während Helmut …
    Nein, nicht daran denken, das Leben war zu schön, das Leben meinte es zu gut, als dass sie noch länger mit ihrem Schicksal hadern musste.
    Alles würde wieder zurechtgerückt werden.
    Hier, in dieser elenden Hütte, natürlich! Wo sonst?
    Als sie Helmuts fragenden Blick sah, wischte sie das Lächeln von ihrem regennassen Gesicht.
    »Vielleicht hätten wir uns doch besser gleich auf den Weg nach Hause gemacht …«
    Er starrte aus dem Fenster. Die düsteren Gewitterwolken, die über die Alb gekommen waren, hingen noch immer tief und schwer über dem Tal.
    »Allmählich lässt der Regen nach, wenn wir uns beeilen …«
    »Nach Hause zu gehen ist viel zu gefährlich, das hast du selbst gesagt«, widersprach Seraphine, obwohl sogar ein Kind hätte sehen können, dass das Gewitter schon weitergezogen war. »So wild, wie die Blitze gerade noch über den Himmel geschossen sind! Der eine … Ich hatte richtig Angst, dass wirg … getroffen werden.« Ihre Zähne klapperten so, dass sie kaum ein Wort herausbrachte.
    Helmut wandte sich vom Fenster ab. »Du zitterst ja vor Kälte! Und wir haben nichts, womit wir uns wärmen können.« Sein Blick wanderte in Richtung Tür. »Ich lauf nach Hause und hole dir wenigstens eine Jacke oder –«
    »Nein«, fuhr Seraphine dazwischen. »Ich b … brauche nichts. Da unten im Schrank liegt ein ganzer Stapel Decken!« Noch während sie sprach, machte sie sich an den kleinen Knöpfen ihres Oberteils zu schaffen. Immer wieder rutschten ihre Finger von den glitschigen Perlmuttknöpfen ab. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte sich die Kleider vom Leib gerissen!
    »Sera!« Erschrocken ließ Helmut die Decke, die er aus dem muffigen Schrank gekramt hatte, sinken. »Du … Du kannst doch nicht so einfach …«
    »Würdest du mir bitte den Rücken abtrocknen? Mir ist so kalt!« Sie lächelte ihn an.
    »Ich weiß nicht …« Unschlüssig trat er von einem Bein aufs andere. »Wäre das nicht unziemlich? Ich meine …«
    Fast hätte Seraphine laut herausgelacht, stattdessen presste sie ein Geräusch hervor, das entfernt an ein Niesen erinnerte. Ohne große Anstrengung zitterte sie weiter.
    »Also

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