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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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erzählt hat, erinnere ich mich noch ganz genau. Sie handelt von einer ›geldlosen Straße‹ und vom ›Tulpenfieber‹.«
    »Tulpenfieber – was soll denn das sein?«, erwiderte Hannah stirnrunzelnd. »Und wieso ›geldlose Straße‹? Schaut euch doch nur die schönen Häuser an! Wenn ich mich nicht täusche, sind wir vorhin an einigen Fabriken vorbeigekommen. Auf einem Firmenschild stand so etwas wie ›Papierherstellung‹, und dann habe ich noch etwas von Druckereien gelesen. Und dieser Maischegeruch in der Luft … Hier muss irgendwo auch eine Brauerei sein! Also gibt es genügend Arbeit für die Leute. Und Arbeit bedeutet Brot. Nach Bettlern sieht mir Haarlem nicht gerade aus.« Sie war zwar nicht so welterfahren wie die Brüder, aber jeden Bären ließ sie sich nicht aufbinden!
    Seraphine warf Hannah einen tadelnden Blick zu. »Lass doch Helmut erst einmal die Geschichte erzählen! Ich liebe Geschichten! Sie sind manchmal so schön und traurig wie Märchen.«
    Helmut gähnte und rieb sich die Augen. »Das ist Valentins Geschichte, wenn du sie hören willst, muss er sie erzählen.«
    Beleidigt wandte sich Seraphine ab.
    Valentins Augen funkelten. »Verrückt war das schon, was sich vor mehr als zweihundert Jahren hier abgespielt hat! Mal sehen, ob ich noch alles zusammenkriege … Dieses Haus da trug den eigentümlichen Namen ›Tulpenhaus‹. Und das rührt daher, dass es für eine einzige Tulpe verkauft wurde. Ein Haus für eine einzige Tulpe! Könnt ihr euch das vorstellen?«
    »Du scherzt! Wer sollte so blöd sein und sein Haus für eine Tulpe hergeben?«, fragte Hannah und hakte sich besitzergreifend bei Helmut unter. Wie Seraphine ihn wieder anhimmelte! Hatte sie immer noch nicht begriffen, dass dieser Mann sie nichts mehr anging?
    »Ich scherze nicht, denn dies geschah zu einer Zeit, in der ganz Holland unter dem Tulpenfieber litt. Vor zweihundert Jahren waren Tulpen so wertvoll wie Gold! Und so selten wie Edelsteine. Piet hat erzählt, dass es besonders rare Sorten gab, wo für eine einzige Zwiebel über viertausend Gulden plus eine Kutsche mit zwei Schimmeln gezahlt wurden. Warte mal, ich erinnere mich an den Namen: ›Semper Augustus‹ hieß die Sorte. Und der Käufer durfte sich glücklich schätzen, überhaupt den Zuschlag bekommen zu haben, denn es gab davon höchstens zwei oder drei Zwiebeln auf der ganzen Welt!«
    Die Frauen schüttelten ungläubig den Kopf.
    »Traumhafte Zustände«, seufzte Helmut. »Wenn ich mir vorstelle, wir kommen mit unserem Samen irgendwohin und werden von den Leuten angefleht, ihn zu verkaufen! Man würde uns Pferde und Kutschen und ganze Häuser für eine Hand voll Samen anbieten …«
    »Radieschensamen.« Hannah kicherte. »Oder Mairübchen. Ich meine, etwas Wertvolleres ist doch eine Tulpenzwiebel auch nicht, oder?«
    Valentin zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht, und dennoch waren die Reichen verrückt nach den Tulpen. Da witterte plötzlich jeder ein großes Geschäft. Ob Schneider oder Fischer, ob Weber oder Hufschmied – jeder, der ein kleines Fleckchen Erde sein Eigen nennen konnte, wurde Tulpenzüchter. Wer kein eigenes Land besaß, pachtete für teures Geld welches von den Klöstern. Manche verkauften all ihre Werkzeuge, um Zwiebeln kaufen zu können. Und eine Zeit lang sah es auch so aus, als ob die Rechnung der Leute aufging: Zwiebeln, die immer für ein paar Gulden zu haben gewesen waren, kosteten über Nacht mehrere Hundert oder Tausend Gulden. Die Wirtshäuser hier, aber auch die in Amsterdam, wie Piet erzählte, wurden zu improvisierten Handelsplätzen, wo die Zwiebeln gekauft und verkauft wurden, manchmal lange, bevor sie ausgegraben wurden!« Er gab Helmut einen Schubs in die Rippen. »Bei solchen Verhandlungen wäre ich gern einmal dabei gewesen. Da sind das Bier und der Wein sicher in Strömen geflossen!«
    »Das ist ja sagenhaft!« Seraphines Augen glänzten plötzlich wie die eines Kindes. »Dann wurden die Leute sozusagen über Nacht reich! Wie im Märchen …«
    Hannah streifte ihre Schwägerin mit einem verächtlichen Blick. »Was soll denn daran märchenhaft sein? Die Leute verschwendeten ihr Geld für etwas, das nicht nützlich war. Eine Tulpenzwiebel kann man schließlich nicht essen! Oder am Leib tragen. Sie hält im Winter nicht warm. Sie ist nicht einmal hübsch! Wenn die Leute verrückt nach schönen Ölgemälden gewesen wären, könnte ich das noch verstehen. In Holland gibt es doch viele begnadete Maler, das hast du

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